Ein Bankräuber im Dienst der Armen
In dem Song „Sirenen“ von Kontra K aus dem Jahr 2020, welcher dem Genre des deutschen Rap zuzuordnen ist, erzählt der lyrische Ich von einem Raubzug, der in Robin-Hood-Manier durchgeführt wird. Der Text beginnt mit einem Bild, das einen bewaffneten, jedoch stilvoll gekleideten Charakter zeigt: „Anzug und Skimaske, Blumenstrauß und Glock“. Diese Widersprüchlichkeit zieht sich durch den gesamten Text und zeichnet den Bankräuber als sowohl gewalttätig als auch charmant. Die erste Strophe endet mit einer philosophischen Anmerkung: „Es heißt Brot für die Welt und Ganoven für die Straße / Aktien für die Bank, doch Rubine für die Armen“, was den moralischen Zwiespalt zwischen den unterschiedlichen sozialen Schichten in den Vordergrund rückt.
Für das lyrische Ich ist der Akt des Raubens nicht nur ein Mittel zum eigenen Vorteil, sondern vielmehr eine Tat, um Gerechtigkeit herzustellen. Dies wird durch die Zeilen „Das ist kein Überfall, ich stelle nur das Gleichgewicht her“ besonders deutlich. Dieser Gedanke, dass das lyrische Ich eine Art sozialen Ausgleich schaffen möchte, zieht sich konsequent durch das gesamte Werk.
Metaphern, Symbolik und rhetorische Mittel
Kontra K nutzt in seinem Text zahlreiche Metaphern und symbolische Bilder, um seine Geschichte zu erzählen. Besonders auffällig ist die symbolische Verwendung von Luxusgütern wie „Audemars“ und „Gucci“, die einerseits die Welt der Reichen repräsentieren und andererseits tönerne, fragwürdige Werte darstellen. Darüber hinaus verwendet er Vergleiche, wie etwa beim „Moonwalk‘ ich aus der Bank, als wär‘ ich Michael Jackson“, der das elegante Entkommen und gleichzeitig das ikonische Auftreten des berühmten Sängers beschreibt.
Der Refrain spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Erzählweise des Liedes. Er fungiert einerseits als musikalischer Höhepunkt, andererseits werden hier die zentralen Botschaften gebündelt. Die Worte „Das ist alles nur geklaut, das ist alles gar nicht deins“ verdeutlichen die Ungerechtigkeit und Ungleichverteilung von Reichtum und Besitz und fordern zur Hinterfragung von Eigentum auf.
Emotionen und gesellschaftliche Kritik
Der Text nutzt Emotionen wie Empörung und Gerechtigkeitssinn, um das Publikum zu erreichen. Die Darstellung des Bankraubs ist dramatisch und aufregend, aber das Motiv dahinter – Reichtum zugunsten der Armen umverteilen – löst ein starkes Gefühl der Solidarität aus. An manchen Stellen verspürt man Wut und Frustration gegenüber dem System („Denn Vater Staat macht Mutter Erde nur kaputt“), was auf die gesellschaftliche Kritik hinzielt, die der Text anklingen lässt.
Kulturell und gesellschaftlich greift „Sirenen“ bestehende Ungleichheiten und soziale Brennpunkte auf. Durch den Vergleich mit Robin Hood, der bekanntermaßen von den Reichen stahl, um den Armen zu geben, stellt das Lied eine Verbindung zur Geschichte und Kultur her, die sich gegen soziale Ungerechtigkeit wendet.
Strukturelle und sprachliche Entscheidungen
Der Aufbau des Liedes besteht aus mehreren Strophen und einem wiederkehrenden Refrain. Dieser Refrain fungiert als Klammer, die die einzelnen Episoden des Liedes zusammenhält und die zentrale Botschaft verstärkt. Die Verwendung einfacher, aber kraftvoller Sprache trägt zur allgemeinen Verständlichkeit bei und ermöglicht es, dass die Botschaft klar und prägnant bleibt. Auch das Reimschema ist traditionell gehalten und verstärkt den rhythmischen Fluss des Liedes.
Die Sprachwahl ist bewusst einfach und direkt, um die Angesprochenen unmittelbar zu erreichen und die Dringlichkeit der Aussagen zu betonen. Begriffe wie „Blaulicht“ und „Schließfächer“ setzen bewusst Akzente in der emotionalen und visuellen Vorstellungskraft des Hörers.
Interpretationsansätze und Reflexionen
„Sirenen“ von Kontra K kann aus mehreren Perspektiven interpretiert werden. Einerseits kann es als eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Missständen gesehen werden. Andererseits kann man den Text als Ausdruck eines tiefen Wunsches nach Gerechtigkeit und sozialer Veränderung verstehen. Die metaphorische Umsetzung und die Verwendung ikonischer Bilder wie das Tragen von Gucci nach einem Raubzug werfen Fragen über die Werte und Prioritäten in unserer Gesellschaft auf.
Persönlich reflektierend kann der Text als Appell verstanden werden, die Augen nicht vor Ungerechtigkeiten zu verschließen und aktiv gegen Missstände vorzugehen. Er fordert zur Handlung und Neuverteilung auf, schafft aber auch ein Bewusstsein für die moralischen und ethischen Implikationen dieser Taten.
Anzug und Skimaske, Blumenstrauß und Glock
Erstes Date im Tresorraum, ich spreng‘ uns ein Loch
Es heißt Brot für die Welt und Ganoven für die Straße
Aktien für die Bank, doch Rubine für die Armen
Dein samtweicher Pelz hält heut andere warm
Sag au revoir zur Audemars, die an deinem Handgelenk war
Sie ist jetzt weg, weg und du bist wieder allein, allein
Doch sei froh, Baby, denn du hast jetzt Zeit
Und bei dem Sound werden die Schließfächer reihenweise brechen
Moonwalk‘ ich aus der Bank, als wär‘ ich Michael Jackson
Denn in den meisten Fällen kriegen nur die Reichen noch mehr
Das ist kein Überfall, ich stelle nur das Gleichgewicht her
Sirenen, Schüsse und die Nacht wacht auf
Wir kommen auf Zehenspitzen aus der Bank heraus
So wunderschön glitzert Diamantenstaub
Aber scheiß auf die Kohle, nehmt den Königen die Krone und teilt
Das ist alles nur geklaut, das ist alles gar nicht deins
Ich nehm‘ dir alles weg und die Knete wird geteilt
Und hinter mir das Blaulicht (ey, ey)
Doch die kriegen mich auch nicht (ey, ey)
Das ist alles nur geklaut, das ist alles gar nicht deins
Ich nehm‘ dir alles weg und die Knete wird geteilt
Und ich teil‘ es mit den Armen (ey, ey)
Leg‘ die Scheine auf die Straße (ey, ey)
Er lebt im Brennpunkt, kriegt kein Auge mehr zu
Dreht jeden Cent um, lebt von Hand in den Mund
Sein Magen ist leer und knurrt wie ein Hund
Doch den Reichen geht’s gut, drehen im Benz ihre Runden
Ich komm‘ in der Nacht und brech‘ ein
Und ich renn‘ mit der Axt ins Geschäft rein
Der Verkäufer frisst meine TEC-9
Denn in zwei Minuten muss ich weg sein
Kickdown im M3
Brettern in den Juwi
Überfall mit der Uzi
Und auf einmal tragen wir Gucci
Sirenen, sie heulen, ich bleib‘ wach bis acht
Ich seh‘ Hyänen, sie streunen durch die Nachbarschaft
Wir kommen mit zehn Beuteln aus der Bank gerannt
Aber scheiß auf die Kohle, nehmt den Königen die Krone und teilt
Das ist alles nur geklaut, das ist alles gar nicht deins
Ich nehm‘ dir alles weg und die Knete wird geteilt
Und hinter mir das Blaulicht (ey, ey)
Doch die kriegen mich auch nicht (ey, ey)
Das ist alles nur geklaut, das ist alles gar nicht deins
Ich nehm‘ dir alles weg und die Knete wird geteilt
Und ich teil‘ es mit den Armen (ey, ey)
Leg‘ die Scheine auf die Straße (ey, ey)
Ich bin nicht Robin, aber teile mit der Hood
Denn Vater Staat macht Mutter Erde nur kaputt
Denn er bunkert alle ihre Klunker
Und machst du fünfzig, dann nimmt er von dir hundert
Er ist nicht Robin, denn er klaut auch von der Hood
Der liebe Vater Staat macht seine Kinder gern kaputt
Er zieht sie runter, keiner glaubt an Wunder
Und ja, genau heute, heute geht sein Umsatz wieder runter
Das ist alles nur geklaut, das ist alles gar nicht deins
Ich nehm‘ dir alles weg und die Knete wird geteilt
Und hinter mir das Blaulicht (ey, ey)
Doch die kriegen mich auch nicht (ey, ey)
Das ist alles nur geklaut, das ist alles gar nicht deins
Ich nehm‘ dir alles weg und die Knete wird geteilt
Und ich teil‘ es mit den Armen (ey, ey)
Leg‘ die Scheine auf die Straße (ey, ey)
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