Analyse von „MENSCHLICHES VERSAGEN“ von Alligatoah
Einführung und Kontextualisierung
Der Song „MENSCHLICHES VERSAGEN“ von Alligatoah wurde im Jahr 2024 veröffentlicht und gehört zum Genre des deutschen Raps. Alligatoah ist bekannt für seine tiefgründigen und gesellschaftskritischen Texte, die oft mit einem ironischen Unterton versehen sind. In diesem Lied beschäftigt sich der Künstler mit dem Thema des menschlichen Fehlens und der Verantwortung für eigenes Handeln.
Zeilenweise Analyse und Interpretation
„Ich wäre so gern ein Automat, denn / Dann könnt man den Hersteller verklagen.“
Alligatoah eröffnet das Lied mit dem Wunsch, eine Maschine zu sein, da man in diesem Fall den Hersteller für Fehlfunktionen verantwortlich machen könnte. Diese Aussage stellt die menschliche Neigung dar, die Verantwortung für eigenes Versagen auf andere abzuwälzen.
„Doch die Beschwerdeformulare / Landen bei mir.“
Diesem Wunsch gegenübergestellt, erkennt der Sänger, dass er für seine eigenen Fehler verantwortlich ist. Die Erwähnung der Beschwerdeformulare symbolisiert die Rückkehr der Verantwortung zu ihm selbst.
„Die Schuld such‘ ich da, wo ich zur Welt kam / Doch Mutter und Vater waren selber / Nur das Resultat von schlechten Eltern / Es ist kompliziert.“
Hier greift Alligatoah das Konzept von Generationsverantwortung auf und erkennt, dass seine Eltern ebenfalls Opfer eines langen Erbes menschlicher Fehler sind. Das Wort „kompliziert“ zeigt die Vielschichtigkeit und die Herausforderung, die darin besteht, Verantwortung über Generationen hinweg zu analysieren.
„Ich hätt vor dem Typ, der ich gestern noch war, längst / All meine Türen mit Brettern vernagelt / Hab‘ mich doch früher als nett und sympathisch / Identifiziert.“
In dieser Passage bringt der Sänger zum Ausdruck, dass er sich von seinem früheren Ich distanzieren möchte. Die Metapher der „vernagelten Türen“ verdeutlicht den Wunsch, sich von seiner Vergangenheit zu isolieren und zu schützen, während der nostalgische Rückblick auf seine Selbstwahrnehmung die Diskrepanz zwischen Selbstbild und Realität unterstreicht.
„Aber jetzt tut’s mir leid / Konnt‘ nicht denken, wie fremdbestimmt, angry und geladen / Aber jetzt hoff‘ ich, ihr verzeiht.“
Hier drückt Alligatoah Reue und den Wunsch nach Vergebung aus. Das Eingeständnis, fremdbestimmt und wütend gehandelt zu haben, stellt einen Schritt in Richtung Selbstreflexion und Versöhnung dar.
„Weil das menschliches, menschliches, menschliches Versagen, ja-ja-ja.“
Der wiederholte Refrain „menschliches Versagen“ betont die Universalität des Fehlermachens und unterstreicht, dass Fehler ein inherent menschlicher Bestandteil sind.
„Ich lauf‘ mit geballter Faust durch Wände / Solang die Welt nicht brennt, greif‘ ich nach allem / Was über Wasser hält.“
Diese Zeilen illustrieren einen Zustand der Verzweiflung und des Kampfes. Die metaphorische Darstellung des „Durch-Wände-Laufens“ und „nach allem Greifen, was über Wasser hält“ reflektiert die Anstrengungen und den Überlebenskampf, den der Sänger erlebt.
„Meine Narben werde ich mit deinen übermalen / Steh‘ für sie gerade und lass‘ los, was uns unten hält.“
In dieser Passage wird eine gemeinschaftliche Heilung suggeriert. Die Narben, die übermalt werden, symbolisieren die gemeinsamen Erfahrungen und das gegenseitige Unterstützen. Der Wunsch, Lasten abzulegen, die „uns unten hält“, signalisiert den Willen zur Befreiung von vergangenen Fehlern und Lasten.
„Ich hätt‘ vor der Welt, die ich gestern noch sah, längst / All meine Türen mit Brettern vernagelt / Hab‘ mich doch früher mit Wut und geladen / Elektrifiziert.“
Der Künstler wiederholt hier die Struktur der vierten Strophe, zeigt allerdings die Veränderung in der Perspektive. Diesmal steht die Welt im Fokus, und nicht das Ich, das vernagelt werden soll. Ebenso hat er früher Wut als Energiequelle gesehen, was nun als Fehlleitung verstanden wird.
„Nein, ich denk‘ vorher nicht nach / Und mach‘ mir nachher was vor.“
Diese Zeilen beschreiben den unüberlegten Handlungstrieb und die anschließende Selbsttäuschung. Alligatoah gesteht somit eine weitere menschliche Schwäche ein: das Verdrängen und Beschönigen eigener Fehler.
„Jetzt tut’s mir leid / Konnt‘ nicht denken, wie fremdbestimmt, angry und geladen / Aber jetzt hoff‘ ich, ihr verzeiht / Weil das menschliches, menschliches, menschliches Versagen, ja-ja-ja.“
Der Refrain wird wiederholt und verstärkt die Aussage der Reue sowie den Wunsch nach Vergebung.
Schlussbetrachtung und thematische Entwicklung
Der Text von „MENSCHLICHES VERSAGEN“ zeigt eine dynamische Entwicklung der Perspektive des Sängers. Von dem Wunsch nach Fremdverantwortung über die Reflexion der eigenen Handlungen bis zur Erkenntnis, dass Fehlermachen ein menschlicher Wesenszug ist, durchläuft der Sänger eine intensive Phase der Selbsterkenntnis. Der doppelte Refrain und die Wiederholungen der Motive dienen der Betonung und unterstreichen die thematische Konsistenz des Stückes. Verantwortung und Vergebung sind Schlüsselelemente im lyrischen Gerüst des Songs.
Zusammenfassend kann der Liedtext als ein komplexer und tiefgründiger Kommentar zur menschlichen Natur und den Herausforderungen der Selbsterkenntnis und Verantwortung interpretiert werden. Die Struktur des Liedes, die Metaphern und die Wiederholungen tragen zur Kohärenz und zum Nachdruck der emotionalen Tiefe bei. Alligatoahs stilistische Mittel, wie die ironische Distanzierung und die bildhafte Sprache, machen den Text zu einem wirkungsvollen Mittel der kontinuitativen Reflexion und des sozialen Kommentars.
Ich wäre so gern ein Automat, denn
Dann könnt man den Hersteller verklagen
Doch die Beschwerdeformulare
Landen bei mir
Die Schuld such‘ ich da, wo ich zur Welt kam
Doch Mutter und Vater waren selber
Nur das Resultat von schlechten Eltern
Es ist kompliziert
Ich hätt vor dem Typ, der ich gestern noch war, längst
All meine Türen mit Brettern vernagelt
Hab‘ mich doch früher als nett und sympathisch
Identifiziert
Aber jetzt tut’s mir leid
Konnt‘ nicht denken, wie fremdbestimmt, angry und geladen
Aber jetzt hoff‘ ich, ihr verzeiht
Weil das menschliches, menschliches, menschliches Versagen, ja-ja-ja
Ich lauf‘ mit geballter Faust durch Wände
Solang die Welt nicht brennt, greif‘ ich nach allem
Was über Wasser hält
Meine Narben werde ich mit deinen übermalen
Steh‘ für sie gerade und lass‘ los, was uns unten hält
(Oh-oh, oh-oh, oh-oh, oh-oh, oh)
(Oh-oh, oh-oh, oh-oh, oh-oh)
Ich hätt‘ vor der Welt, die ich gestern noch sah, längst
All meine Türen mit Brettern vernagelt
Hab‘ mich doch früher mit Wut und geladen
Elektrifiziert
Jetzt tut’s mir leid
Konnt‘ nicht denken, wie fremdbestimmt, angry und geladen
Aber jetzt hoff‘ ich, ihr verzeiht
Weil das menschliches, menschliches, menschliches Versagen, ja-ja-ja
Nein, ich denk‘ vorher nicht nach
Und mach‘ mir nachher was vor
Nein, ich denk‘ vorher nicht nach
Und mach‘ mir nachher was vor, aber
Jetzt tut’s mir leid
Konnt‘ nicht denken, wie fremdbestimmt, angry und geladen
Aber jetzt hoff‘ ich, ihr verzeiht
Weil das menschliches, menschliches, menschliches Versagen, ja-ja-ja
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