Eine Geschichte von öffentlicher Zuneigung: Zusammenfassung des Liedtextes
Alligatoahs „KÜSSEN“ zeichnet ein Bild von leidenschaftlicher, öffentlicher Zuneigung und kritisiert dabei indirekt die gesellschaftlichen Reaktionen darauf. Vom ersten Moment an zieht der Text uns in eine Welt der Kühnheit und unerschrockenen Intimität, indem er beschreibt, wie zwei Menschen sich inmitten des alltäglichen Lebens küssen – „Wir sind der Screen in der Bar, der den Fokus deiner Gesprächspartner klaut.“ Diese einführenden Zeilen setzen den Ton für die kommende Erzählung, die sich von Szene zu Szene entwickelt. Der Chorus wiederholt die Dringlichkeit und die öffentliche Natur dieses Verhaltens: „Tausendmal wie Kuchen, wir knutschen, wir knutschen.“ Die Empörung und Ablehnung der Gesellschaft wird durch Aussagen wie „Keiner gönnt uns, sie fluchen“ verdeutlicht. Während das Paar sich weiterhin unerschrocken in der Öffentlichkeit küsst, bewegt sich die Erzählung weiter, indem sie beschreiben, wie sie diese Zuneigung in verschiedenen sozialen Kontexten zeigen und dabei konfrontiert werden – „Wir küssen ambitioniert inmitten der Großstadt.“
Rhetorische und sprachliche Kunstfertigkeit: Metaphern und Stilfiguren
Der Einsatz rhetorischer Mittel und sprachlicher Akrobatik ist eine herausragende Eigenschaft dieses Liedes. Alligatoah nutzt Metaphern und Vergleiche geschickt, um die Intensität und den öffentlichen Charakter ihrer Küsse hervorzuheben. In den ersten Zeilen wird eine Metapher genutzt: „Wir sind der Screen in der Bar“, welche die Unausweichlichkeit und Allgegenwärtigkeit ihrer Zuneigung verdeutlicht. Die Ambivalenz zwischen romantischer Zärtlichkeit und aggressiver Öffentlichkeitspräsenz wird durch den Vergleich „so aphrodisiert, so geschmacksintensiv“ verstärkt. Die starke Bildsprache setzt sich in der Beschreibung „Kategorie: Matschige Stiefel“ fort, die das akustische Erlebnis ihrer Küsse plastisch darstellt. Zudem nutzt der Song Wiederholungen und Reaktionsrufe wie „Guck ma‘, Mama, die küssen“, um die Reaktionen der Außenwelt, vor allem die der empörten oder neugierigen Zeugen, zu verdeutlichen.
Emotionale und thematische Tiefe: Gesellschaftliche Reaktionen und persönliche Freiheit
Das Lied weckt verschiedene Emotionen und regt zum Nachdenken über gesellschaftliche Normen und persönliche Freiheiten an. Die sich küssenden Protagonisten werden zu einer Herausforderung an die gesellschaftliche Norm, indem sie öffentlich ihre Liebe zur Schau stellen. „Habt ihr noch nie zwei Menschen gesehen, die sich gegenseitig in den Mund sabbern?“ Diese provokante Frage stellt die generelle Ablehnung und den Mangel an Verständnis infrage, die häufig gegenüber öffentlichen Zuneigungsbekundungen bestehen. Die Ausdrucksweise und die gewählten Szenarien – von der Straßenbahn bis zu sozialen Zusammenkünften – verdeutlichen, dass das Küssen nicht nur ein privater Akt ist, sondern auch eine symbolische Handlung, die Freiheit und Unabhängigkeit ausdrückt. Das wiederholte Bekenntnis zur „mündigen Bürgerin“ und zum „mündigen Bürger“ unterstreicht das Recht des Individuums auf Selbstbestimmung und persönliche Entfaltung.
Strukturelle und sprachliche Entscheidungen: Form und Funktion im Lied
Die Struktur des Songs folgt einer klaren formalen Ordnung zwischen den Strophen und dem Refrain, wobei der Refrain die zentrale Botschaft und den emotionalen Höhepunkt einfängt. Die wiederholten Ausrufe „Tausendmal wie Kuchen“ und „Guck ma‘, Mama, die küssen“ dienen als zentrale Motive, die den Hörer immer wieder zu den Hauptthemen zurückführen. Die Sprachwahl ist salopp und direkt, was die Authentizität und die Rohheit der beschriebenen Szenen verstärkt. Hierzu gehört auch die bewusste Einbindung von umgangssprachlichen Ausdrücken und modernem Urban-Slang, was dem Lied eine jugendliche, rebellische Note verleiht. Die Strophen selbst sind gefüllt mit detailreichen Beschreibungen und plastischen Bildern, die die Szene zum Leben erwecken und zugleich den Klang der Worte nutzen, um die Intensität der beschriebenen Handlungen zu verstärken.
Interpretation und Reflexion: Die Vielschichtigkeit von „KÜSSEN“
Der Text von „KÜSSEN“ lässt mehrere Interpretationen zu. Einerseits könnte er als Plädoyer für mehr Akzeptanz persönlicher Freiheiten und Liebe in der Öffentlichkeit verstanden werden. Andererseits könnte er als soziale Kritik daran gelten, wie schnell und vehement Gesellschaften abweichendes oder ungewohntes Verhalten verurteilen. Die eindringliche Wiederholung „Ich bin ein mündiger Bürger, du bist ein mündiger Bürger“ fordert die Zuhörer auf, die Freiheit und Selbstbestimmung anderer zu respektieren. Persönlich finde ich den Text erfrischend direkt und provokativ. Er zwingt den Hörer, sich mit den eigenen Vorurteilen und den oft unbewussten sozialen Normen auseinanderzusetzen. Die Bilder, die Alligatoah zeichnet, sind stark und unvergesslich, und sie regen sicherlich zu Diskussionen und Reflexionen an – sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene.
Zusammengefasst ist „KÜSSEN“ ein kraftvolles und künstlerisch interessantes Lied. Es schafft es, durch fesselnde Sprache, plastische Metaphern und reiche Symbolik eine vielschichtige Botschaft über Freiheit, Liebe und gesellschaftliche Normen zu vermitteln. Diese künstlerischen Elemente machen es zu einem bemerkenswerten Beitrag nicht nur zum Genre des deutschen Raps, sondern zur Popkultur insgesamt.
Ey
Yo
Wir sind der Screen in der Bar, der den Fokus deiner Gesprächspartner klaut
Du musst leider immer wieder hingucken, wir sind dein Expartners Facebook-Account
Wir machen’s im Meeting, auf dem Begräbnis, in der Bridge-Runde
Transparent, volksnah – mit Zunge
Wir küssen ambitioniert inmitten der Großstadt, sodass
Akademiker denken, wir hätten eine politische Botschaft
Wir küssen fast aggressiv, so aphrodisiert, so geschmacksintensiv
Erwachsene Menschen, die Kaugummis teilen, was macht das mit dir?
Ich bin ein mündiger Bürger, du bist ein mündiger Bürger
Ich bin eine mündige Bürgerin, du bist eine mündige Bürgerin
Ich bin ein mündiger Bürger, du bist ein mündiger Bürger
Mach doch die Augen zu, wenn du das nicht sehen willst
Tausendmal wie Kuchen
Wir knutschen, wir knutschen
Keiner gönnt uns, sie fluchen
Weil wir darin gut sind, wir knutschen
Sie sollen es sehen, sie sollen den Mund
Halten, weil wir gegen böse Zungen immun sind
Wir knutschen (in, in public, in, in)
Guck ma‘, Mama, die küssen
Küssen
Ey, guck ma‘, Mama, die küssen
Küssen
Wir küssen einvernehmlich, aber die Leute in der Straßenbahn
Die uns zugucken müssen, haben niemals ja gesagt
Warum habt ihr Angst vor unsrer Liebe? Es ist unfassbar
Habt ihr noch nie zwei Menschen gesehen, die sich gegenseitig in den Mund sabbern?
Wir küssen ehrgeizig, so als gäbe es Richtlinien
So als müsste ein Ergebnis morgen beim Chef auf dem Tisch liegen
Wir küssen hörbar, Kategorie: Matschige Stiefel
Wenn sich zwei Fleischlappen massieren, was macht das mit dir?
Ich bin ein mündiger Bürger, du bist ein mündiger Bürger
Ich bin eine mündige Bürgerin, du bist eine mündige Bürgerin
Ich bin ein mündiger Bürger, du bist ein mündiger Bürger
Mach doch die Augen zu, wenn du das nicht sehen willst
Tausendmal wie Kuchen
Wir knutschen, wir knutschen
Keiner gönnt uns, sie fluchen
Weil wir darin gut sind, wir knutschen
Sie sollen es sehen, sie sollen den Mund
Halten, weil wir gegen böse Zungen immun sind
Wir knutschen (in, in public, in, in)
Guck ma‘, Mama, die küssen
Küssen
Ey, guck ma‘, Mama, die küssen
Küssen
Guck hin!
Guck!
Guck hin!
Guck!
Tausendmal wie Kuchen
Wir knutschen, wir knutschen
Keiner gönnt uns, sie fluchen
Weil wir darin gut sind, wir knutschen
Sie sollen es sehen, sie sollen den Mund
Halten, weil wir gegen böse Zungen immun sind
Wir knutschen, wir knutschen, wir
Küssen
Küssen
Ey, guck ma‘, Mama, die küssen
Küssen
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