Von ganz unten nach ganz oben und wieder zurück

Die zentrale Thematik des Liedes „Unten / Oben“ von Sido dreht sich um den oft unbeständigen und flüchtigen Erfolg im Leben, insbesondere im Musikgeschäft. Die Geschichte des Liedtextes skizziert eine Reise vom absoluten Tiefpunkt bis zum Gipfel des Erfolgs und schließlich wieder zurück zum Ausgangspunkt.

In der ersten Strophe schildert Sido seinen Aufstieg aus schwierigsten Verhältnissen, metaphorisch beschrieben als Aufstieg „aus’m Dreck“. Er erzählt von einer Zeit ohne Perspektive, in der er und seine Freunde im Treppenhaus „stundenlang gerappt“ haben, um schließlich einen Vertrag zu ergattern und innerhalb kurzer Zeit 100.000 Euro zu verdienen. Diese Phase des Lebens wird als „erste ganz oben“ dargestellt, in der er sich als Star fühlte und die „Wunden geleckt“ waren. Doch dieser Aufstieg ist vergänglich, wie er weiter ausführt. Wenn Fans zu Kunden werden und das ganze Unterfangen zu einer Geschäftstätigkeit verkommt, stellt sich die Frage nach der künstlerischen Integrität: „Bruder, sag‘ mir, ist es dann noch Kunst oder kann es weg?“ Diese Reflexion über den Verlust der Authentizität und die Kommerzialisierung des eigenen Schaffens kündigt bereits an, dass der Zenit überschritten ist.

Der Refrain wiederholt die zentrale Botschaft des Liedes und skizziert die zyklische Natur des Lebens: „Erst am Boden, dann ganz oben, jetzt zurück am Boden“ – ein Kreislauf, der das Auf und Ab des Lebens widerspiegelt und die Flüchtigkeit des Erfolgs betont. Das lyrische Ich erkennt, dass es „zu hoch geflogen“ ist und somit den Boden unter den Füßen verloren hat.

Metaphern, Symbolik und Reimschemata

Sidos Songtext ist reich an Metaphern und symbolischen Elementen. Eine markante Metapher findet sich gleich zu Beginn: „Ich komm‘ von ganz unten aus’m Dreck, so wie wenn man sich in einen Hundehaufen setzt.“ Diese bildhafte Darstellung verdeutlicht nicht nur die Trostlosigkeit seiner Ausgangslage, sondern auch die spezifische Scham und der damit verbundene Kampf. Eine weitere Metapher, „von oben ging es ohne über Los zurück ins Tal“, nimmt Anleihen aus dem Brettspiel Monopoly und zeigt den plötzlichen und unkontrollierbaren Abstieg.

Sehr oft nutzt Sido das Reimschema AABB, wobei er einfache und leicht verständliche Sprache verwendet, um seine Botschaft klar und direkt zu vermitteln. Die Wiederholung des Refrains und einzelnen Phrasen wie „Erst am Boden, dann ganz oben,“ betont die zyklische Natur und gleichzeitig die Verzweiflung und Resignation des Künstlers.

Emotionen und Gedanken: Erfolg und Ernüchterung

Der Text spiegelt ein breites Spektrum an Emotionen wider: Von Hoffnung und Freude über den Aufstieg bis hin zu Enttäuschung und Ernüchterung beim unvermeidlichen Fall. Wenn Sido beschreibt, dass er „nach oben flog“ und schließlich „wieder zurück am Boden“ ist, dann drückt er damit nicht nur seine persönliche Verzweiflung und Enttäuschung aus, sondern auch eine tiefgreifende Reflexion über die Natur des Erfolgs und seine flüchtige Essenz. Der wiederholte Ausdruck von „Erst am Boden, dann ganz oben, jetzt zurück am Boden“ könnte als stete Mahnung an das Publikum verstanden werden, dass jeglicher Erfolg temporär und vergänglich ist.

Sido spricht offen über seine Erfahrungen und Enttäuschungen im Musikgeschäft. Er reflektiert darüber, wie sich scheinbar sichere Erfolge in Luft auflösen können, wie er in der Zeile „Wenn der Fan ein Kunde wird, ist es ein Geschäft“ deutlich macht. Diese Zeile bringt das Spannungsverhältnis zwischen Kommerzialisierung und künstlerischer Integrität auf den Punkt.

Kulturelle und soziale Reflexionen

Sidos Text ist tief verwurzelt in der Realität der urbanen Lebenswelt und spricht viele kulturelle und soziale Themen an. Die Tatsache, dass er „aus’m Dreck“ kommt und keine Perspektive hatte, spiegelt eine Erfahrung, die viele Jugendliche in Großstädten teilen. Der Rauch im Treppenhaus der Plattenbauten, in denen gerappt wurde, die wirtschaftlichen Nöte und die Suche nach einem Weg aus der Misere stellen allgemeingültige Bilder einer Jugend ohne große Möglichkeiten und Hoffnungen dar.

Parallel dazu werden die gesellschaftlichen Erwartungen an Erfolg und dessen Sichtbarkeit thematisiert. Sidos Erfolg ermöglicht ihm zunächst materielle Sicherheit („hab‘ ich Geld, soweit das Auge reicht“), doch es wird klar, dass dies keinen dauerhaften Halt im Leben bedeutet. Es ist eine Kritik an der oberflächlichen Erfolgsgesellschaft, die Menschen und ihre Kreativität schnell konsumiert und aussortiert („Denn ich bin zu hoch geflogen, ohne zu bezahlen“).

Strukturelle und sprachliche Entscheidungen

Strukturell ist das Lied in mehrere gleiche Teile aufgeteilt, bestehend aus zwei Hauptstrophen, einem Refrain und einer Bridge. Diese Form ermöglicht Sido, seine zentrale Botschaft mehrmals und auf verschiedene Weisen zu betonen. Der konstante Wechsel zwischen dem individuellen Erzählstrang in den Strophen und dem allgemeinen Refrain sorgt für einen Gleichgewicht zwischen persönlicher Reflexion und universeller Moral.

Die Sprachwahl im Lied ist einfach und direkt, was zur Authentizität des Liedes beiträgt. Sätze wie „Im Viertel geht’s nicht aufwärts, nur bergab“ sind leicht verständlich, aber zugleich tiefgründig. Durch diese Einfachheit kann Sido eine breitere Hörerschaft erreichen und seine Botschaft klar übermitteln.

Interpretationsansätze und Reflexion

„Unten / Oben“ kann auf verschiedene Weisen interpretiert werden. Eine mögliche Lesart ist eine Kritik an der Musikindustrie und der Schnelllebigkeit des Ruhms. Sidos Reflexion über die eigene Karriere, die von überwältigendem Erfolg bis hin zu totalem Absturz reicht, könnte auch als Warnung an aufstrebende Künstler verstanden werden, sich nicht von schnellen Erfolgen blenden zu lassen. Eine weitere Interpretation könnte beinhalten, dass das Lied eine allgemeine Lebensweisheit darstellt: Erfolg und Misserfolg sind zweischneidige Schwerter und oft temporär. Was nach oben geht, kommt früher oder später wieder herunter.

Auf persönlicher Ebene könnte der Text für viele Menschen, die Höhen und Tiefen in ihrem eigenen Leben erlebt haben, eine starke Resonanz finden. Der zyklische Charakter des Lebens, den Sido beschreibt, ist universell nachvollziehbar – es erinnert uns alle daran, dass sowohl gute als auch schlechte Zeiten kommen und gehen.

Erst am Boden

Dann ganz oben

Jetzt zurück am Boden

War ganz oben

Hab‘ verloren

Bin zu hoch geflogen

Ah, ich komm‘ von ganz unten aus’m Dreck

So wie wenn man sich in einen Hundehaufen setzt

Keine Perspektive ich und meine Jungs haben versteckt

Im Treppenhaus voll Zigarettenrauch stundenlang gerappt

Ich bekam einen Vertrag erstmal 100K direkt

Ja, ich war ein Star, alle Wunden waren geleckt

Doch wenn der Fan ein Kunde wird, ist es ein Geschäft

Bruder, sag‘ mir, ist es dann noch Kunst oder kann es weg?

Ich bin zurück, denn alles, was nach oben steigt, kommt auch wieder runter

Die Frage ist nicht wann, sondern warum? (Sondern warum?)

Es war ’ne geile Zeit, ich glaub‘ nicht mehr an Wunder

Also Digga, bitte stell‘ dich nicht so an und mach ’n Punkt

Ich mach ’n Punkt

Erst am Boden

Dann ganz oben

Jetzt zurück am Boden (aha)

War ganz oben

Hab‘ verloren

Bin zu hoch geflogen (aha)

Erst am Boden

Dann ganz oben

Jetzt zurück am Boden (aha)

War ganz oben

Hab‘ verloren

Bin zu hoch geflogen

Ah, immer dahin wo mein Daumen zeigt

Die Dinge brauchen Zeit

Eines Tages ist die Traube reif

Und heute hab‘ ich Geld, soweit das Auge reicht

Doch die Dinge brauchen Zeit, das geht auch vorbei

Damals ein Idol, heut‘ egal

Denn ich bin zu hoch geflogen, ohne zu bezahlen

Ja, ich hab‘ gedacht, die Krone hol‘ ich mir nochmal

Doch von oben ging es ohne über Los zurück ins Tal

Ich bin wieder da, denn was nach oben steigt, kommt auch wieder runter

Die Frage ist nicht wann, sondern wieso? (Sondern wieso?)

Wenn deine Zeit vorbei ist, hilft dir auch kein Wunder

Also Bruder, pack‘ die sieben Sachen und mach dich vom Hof

Ich muss los

Erst am Boden

Dann ganz oben

Jetzt zurück am Boden (aha)

War ganz oben

Hab‘ verloren

Bin zu hoch geflogen (aha)

Erst am Boden

Dann ganz oben

Jetzt zurück am Boden (aha)

War ganz oben

Hab‘ verloren

Bin zu hoch geflogen (aha)

Im Viertel geht’s nicht aufwärts, nur bergab (aha)

Er will nach oben, doch er weiß nichts über Schwerkraft (aha)

Im Viertel geht’s nicht aufwärts, nur bergab (aha)

Er will nach oben, doch er weiß nichts über Schwerkraft (ah)

(Hahahaha, Urban, what the fuck)

(Hahahaha, Urban, what the fuck)

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