Songanalyse: „3 Monde“ von Sido
Einleitung
Sido, einer der bekanntesten Künstler in der deutschen Rap-Szene, veröffentlichte den Song „3 Monde“ im Jahr 2022. Dieser Song zeichnet sich durch seinen düsteren und nachdenklichen Ton aus, der sich intensiv mit Themen wie Drogenmissbrauch, Schlaflosigkeit und existenziellen Krisen befasst. Die lyrische Komposition ist tiefgründig und bietet viel Raum für Interpretation. Die vorliegende Analyse beleuchtet diese Aspekte und untersucht die lyrischen Elemente des Liedes im Detail.
Versuch einer Deutung der ersten Strophen
Der Song beginnt mit einer reflektierenden Bemerkung über das Alter und die damit verbundene Zeit:
„Kann weniger, ich bin ja alt, hab nicht so viel Zeit“
Hier äußert der Sänger sein Bewusstsein über das fortschreitende Alter und die begrenzte Zeit, die ihm zur Verfügung steht. Dieses Thema prägt die gesamte Atmosphäre des Liedes, indem es eine gewisse Eile und Dringlichkeit vermittelt.
Im nächsten Abschnitt öffnet Sido eine Fenster in seine innere Welt mit bemerkenswert bildhaften Beschreibungen:
„Wenn ich die Augen zu mach‘, fahr‘ ich Achterbahn
Doch immer nur bergab mit ’nem Affenzahn
Seit drei Monden bin ich wach, Mama
Unterkiefer tanzt Cha-cha-cha“
Die Metapher der „Achterbahn“ beschreibt eine unstete, abrupt wechselnde und gefährliche Reise, indem der Absturz („doch immer nur bergab“) den Höhepunkt der Lebenskrise des Protagonisten symbolisiert. Seit „drei Monden“ (eine poetische Umschreibung für drei Monate) leidet der Erzähler an Schlaflosigkeit, was auf eine tiefe physische und psychische Belastung hinweist.
Weiter spricht er über seine emotionalen Zustände und den Gebrauch von Beruhigungsmitteln:
„Gefühle unterdrückt wie Afrika
Diazepam ist mein Bodyguard“
Die Zusammenstellung der unterdrückten Gefühle mit dem Kontinent Afrika ist metaphorisch und suggeriert, dass seine Emotionen weit entfernt oder unter schwerem Druck stehen könnten. Diazepam, ein Beruhigungsmittel, fungiert als „Bodyguard“, was eine drastische Maßnahme zur emotionalen Stabilisierung darstellt.
Darstellung der Verzweiflung und Suche nach einem Ausweg
Im nächsten Abschnitt malt Sido ein weiteres Bild einer ironischen und merkwürdigen Reise:
„Mit’m Neun-Euro-Ticket zum Vatikan
Doch da vorne ist mein Zug schon wieder abgefahren“
Diese Zeilen könnten metaphorisch für verpasste Gelegenheiten oder das Verlangen nach einem spirituellen oder moralischen Halt stehen („Vatikan“), doch der „Zug“ dorthin ist – wie oft im Leben – „schon wieder abgefahren“.
Die nächste Textpassage zeigt die tiefe Hoffnungslosigkeit des Protagonisten:
„Ich hoff‘, es lohnt sich, wenn ich bleibe
Sonst geh‘ ich ins Rotlicht und leide
Ich komme überall rein, nur nicht ins Reine
Ich hoff‘, du hast genug für uns beide“
Der Kontrast zwischen „Rotlicht“ und „Reinheit“ vermittelt eine Dualität zwischen moralischem Verfall und dem Wunsch nach Reinheit und Ehrlichkeit. Der Erzähler steht an einem Scheideweg und sucht nach Validierung und einem Grund zum Verweilen („hoffe, es lohnt sich“).
Entwicklung der Geschichte und fortgesetzte Dunkelheit
Der Refrain wiederholt die Verzweiflung und das Verlangen nach Stabilität:
„Seit drei Monden wach, zieh‘ ich los und lass dich alleine
(Lass dich alleine)
Doch wenn du Drogen willst, dann lohnt sich, dass ich noch bleibe
(Dass ich noch bleibe)
Ich bin seit drei Monden wach, schon halb tot und blass wie ’ne Leiche
(Blass wie ’ne Leiche)
Doch wenn du Drogen willst, dann lohnt sich, dass ich noch bleibe
(Dass ich noch bleibe)“
Das „drei Monden wach“ und die „halbtote“ Erscheinung des Erzählers deuten auf körperlichen und geistigen Verfall hin. Trotz dieser Verfassung sieht der Protagonist den Grund, zu bleiben, lediglich im Verlangen anderer nach Drogen. Dies unterstreicht seine tief verwurzelte Verzweiflung und Abhängigkeit.
In der zweiten Strophe bekommt der selbstzerstörerische Lebensstil eine Fortsetzung:
„Ich schaff‘ den Absprung eines Tages
Doch ich überlebe erstmal diese Nacht
Alles gut, Digga, irgendwann schlaf‘ ich
Und im Berghain werd‘ ich wach“
Hier zeigt sich eine schwache Hoffnung auf Veränderung („Absprung eines Tages“), aber im Moment konzentriert sich der Erzähler lediglich auf das Überleben der Nacht. Berghain, bekannt für seine exzessiven Partys, steht als Symbol für Eskapismus.
Die Fortführung zeigt seinen fortgesetzten Lebensstil:
„Pillen bei wie ein Apotheker
Kleine Bomben wie ein Attentäter
Auf einmal tragen alle Lack und Leder
Im Séparée für ein bisschen Macarena“
Der Vergleich des Protagonisten mit einem „Apotheker“ und einem „Attentäter“ durch die ständige Verfügbarkeit von Drogen und destruktivem Verhalten verdeutlicht seine extreme Lebensweise. Zudem zeichnen die Bilder eines hedonistischen Lebens, das im stark kontrastierenden „Séparée“ zelebriert wird, die absurde Realität des Protagonisten.
Konflikt und Abschied
Im letzten Teil des Songs wiederholt Sido die zentrale Krise:
„Ich glaub‘, dass sich’s lohnt, wenn ich bleibe
Sonst geh‘ ich ins Rotlicht und leide
Denn ich komm‘ überall rein nur nicht ins Reine
Ich hoff‘, du hast genug für uns beide“
Das wiederholte Thema dieser Dualität zwischen moralischem Verfall („Rotlicht“) und dem Streben nach Reinheit bildet ein konstantes und bedeutendes Motiv in der erzählten Geschichte. Der wiederholte Refrain verstärkt die emotionale und physische Erschöpfung des Protagonisten sowie seine verzweifelte Suche nach einem Grund zum Bleiben.
„Seit drei Monden wach, zieh‘ ich los und lass dich alleine
(Lass dich alleine)
Doch wenn du Drogen willst, dann lohnt sich, dass ich noch bleibe
(Dass ich noch bleibe)
Ich bin seit drei Monden wach, schon halb tot und blass wie ’ne Leiche
(Blass wie ’ne Leiche)
Doch wenn du Drogen willst, dann lohnt sich, dass ich noch bleibe
(Dass ich noch bleibe) Ah
(Lass dich alleine)
(Dass ich noch bleibe)“
Fazit
Der Song „3 Monde“ von Sido ist eine kraftvolle und düstere Reflexion über den Kampf gegen innere Dämonen und die verheerenden Auswirkungen eines unkontrollierten Lebensstils. Die lyrische Tiefe und die Betonung auf metaphorischen Darstellungen bieten den Hörern einen tieferen Einblick in die Gefühlswelt des Künstlers. Der fortwährende Ton der Verzweiflung und der Suche nach Erlösung verleiht dem Lied seine packende Intensität, wodurch es einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Kann weniger, ich bin ja alt, hab nicht so viel Zeit
Wenn ich die Augen zu mach‘, fahr‘ ich Achterbahn
Doch immer nur bergab mit ’nem Affenzahn
Seit drei Monden bin ich wach, Mama
Unterkiefer tanzt Cha-cha-cha
Gefühle unterdrückt wie Afrika
Diazepam ist mein Bodyguard
Mit’m Neun-Euro-Ticket zum Vatikan
Doch da vorne ist mein Zug schon wieder abgefahren
Ich hoff‘, es lohnt sich, wenn ich bleibe
Sonst geh‘ ich ins Rotlicht und leide
Ich komme überall rein, nur nicht ins Reine
Ich hoff‘, du hast genug für uns beide
Seit drei Monden wach, zieh‘ ich los und lass dich alleine
(Lass dich alleine)
Doch wenn du Drogen willst, dann lohnt sich, dass ich noch bleibe
(Dass ich noch bleibe)
Ich bin seit drei Monden wach, schon halb tot und blass wie ’ne Leiche
(Blass wie ’ne Leiche)
Doch wenn du Drogen willst, dann lohnt sich, dass ich noch bleibe
(Dass ich noch bleibe) Ah
Ich schaff‘ den Absprung eines Tages
Doch ich überlebe erstmal diese Nacht
Alles gut, Digga, irgendwann schlaf‘ ich
Und im Berghain werd‘ ich wach
Pillen bei wie ein Apotheker
Kleine Bomben wie ein Attentäter
Auf einmal tragen alle Lack und Leder
Im Séparée für ein bisschen Macarena
Ich glaub‘, dass sich’s lohnt, wenn ich bleibe
Sonst geh‘ ich ins Rotlicht und leide
Denn ich komm‘ überall rein nur nicht ins Reine
Ich hoff‘, du hast genug für uns beide
Seit drei Monden wach, zieh‘ ich los und lass dich alleine
(Lass dich alleine)
Doch wenn du Drogen willst, dann lohnt sich, dass ich noch bleibe
(Dass ich noch bleibe)
Ich bin seit drei Monden wach, schon halb tot und blass wie ’ne Leiche
(Blass wie ’ne Leiche)
Doch wenn du Drogen willst, dann lohnt sich, dass ich noch bleibe
(Dass ich noch bleibe) Ah
(Lass dich alleine)
(Dass ich noch bleibe)
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