Ein verzweifelter Protagonist
Das Lied „Sein Oder Nichtsein“ von Die Toten Hosen, veröffentlicht 1990, erzählt die bewegende Geschichte eines jungen Mannes, der mit dunklen Gedanken kämpft und mehrmals versucht hat, seinem Leben ein Ende zu setzen. In den ersten Strophen erfahren wir von seinen vielen missglückten Selbstmordversuchen. Er hat oft auf seinem Bett gelegen und „nur an die Decke gestarrt“, während seine Gedanken weit weg schweiften und er sich phantasievolle Auswege aus seiner verzweifelten Lage ausmalte. Diese Vorstellung hat jedoch nie Früchte getragen.
Der anhaltende Kampf
Immer wieder schlägt die Realität mit voller Härte zu: „Er hatte mal probiert vom Dach zu springen, zu viel Angst aber er gehabt“. Diese Worte verdeutlichen seine immense Furcht, die ihn daran hindert, den letzten Schritt zu gehen. Der Sänger schildert die Szene mit klaren und doch bewegenden Worten: „Er stand schon mehrmals auf’m Stuhl mit ’ner Schlinge um den Hals“. Die Sprache ist roh und direkt, wodurch die Verzweiflung des Protagonisten eindrücklich hervorgehoben wird.
Symbolik und rhetorische Mittel
Die wiederkehrende Metapher „Es wird Nacht in der Stadt“ dient als Symbol für die Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit, die über den Protagonisten hereinbrechen. Die Nacht steht hier nicht nur für das Ende des Tages, sondern auch für das endgültige Ende, das er sich herbeisehnt. Diese Symbolik des Lichts, das immer seltener wird, untermalt die zunehmende Verzweiflung und Resignation des Protagonisten. Die „Schlinge um den Hals“ und die Gedanken an den „Heldentod“ sind Metaphern für den Wunsch nach einem dramatischen und bedeutsamen Ende, das ihm aber bisher verwehrt blieb.
Emotionen und Gedanken
Der Liedtext löst starke Emotionen aus, sowohl beim Zuhörer als auch beim Protagonisten selbst. Es entsteht ein intensives Bild des Leids und der Isolation, dem sich der Protagonist ausgesetzt fühlt. Der Klang der Worte betont zusätzlich die Tiefe seiner Verzweiflung und seine Unfähigkeit, einen Ausweg zu finden. Der Sänger thematisiert die Angst und den Schmerz, die oft mit Depression und Suizidgedanken einhergehen, und verschafft diesen Gefühlen durch den Liedtext eindrucksvoll eine Stimme.
Die entflohene Hoffnung
Im letzten Abschnitt des Textes taucht eine leichte Wende auf, als die Reise, die er antritt, unterbrochen wird. „Die Reise ist nur von kurzer Dauer, sie endet unterm Sauerstoffzelt“. Die Aussicht auf eine zweite Chance verändern seine Perspektive nur marginal, denn der Gedanke an die erneute Flucht ist immer präsent. Diese Gedanken werden jedoch nicht vollständig ausgeräumt, da der Protagonist glaubt, dass er irgendwann „die Flucht“ doch noch gelingt.
Schlussfolgerungen und Interpretationen
Es lassen sich verschiedene Interpretationen und Lesarten des Textes ableiten. Einerseits könnte der Text als Kritik an unserer Gesellschaft verstanden werden, die oft versagt, jungen Menschen die notwendige Unterstützung zu bieten. Andererseits könnte er auch einen introspektiven Blick auf die Dunkelheit der menschlichen Psyche und die Herausforderungen des Überlebens in einer kalten, gleichgültigen Welt werfen. Besonders bemerkenswert ist, dass der Sänger trotz der tiefen Verzweiflung des Protagonisten eine Art düstere Romantik einfließen lässt.
Persönliche Gedanken
Für mich persönlich offenbart der Text von „Sein Oder Nichtsein“ eine bedrückende Realität, die zu oft übersehen wird. Die Tiefe der Verzweiflung, die in den Zeilen durchscheint, ist erschütternd, und die Sprache des Liedes ermöglicht einen intensiven Zugang zu den Gedanken und Gefühlen des Protagonisten. Diese ehrliche Darstellung kann sowohl erschreckend als auch erhellend sein, und bietet die Möglichkeit, über den Umgang mit psychischen Erkrankungen und Suizidprävention zu reflektieren. Der Song hat das Potenzial, eine tiefere Bewusstseinsschärfung für diese Thematik zu ermöglichen.
Wie oft lag er schon auf seinem Bett
Hat nur an die Decke gestarrt
Mit den Gedanken immer so weit weg
Sich ständig alles ausgemalt?
Dieses Mal, da muss es klappen
Es darf nichts mehr daneben gehen
Freunde würden nur noch lachen
Alles nur als Show ansehen
Er hatte mal probiert vom Dach zu springen
Zu viel Angst aber er gehabt
Er stand schon mehrmals auf’m Stuhl mit ’ner Schlinge um den Hals
Das war alles nichts gewesen
Er war nicht zum Heldentod geboren
Doch nun liegt er sich nur ins Bett
Denn er hat schon lang verloren
Es wird Nacht in der Stadt
Kaum ein Licht das jetzt noch brennt
Es wird Nacht in der Stadt
Es ist Zeit zu gehen
Es wird Nacht in der Stadt
Kaum ein Licht das jetzt noch brennt
Es wird Nacht in der Stadt
Es ist Zeit zu gehen
Zeit zu gehen
Was würde wohl morgen in der Zeitung stehen?
Gewiss nicht viel, nicht über ihn
Es macht alles keinen Unterschied
Als das Gift zu wirken beginnt
Die Reise ist nur von kurzer Dauer
Sie endet unterm Sauerstoffzelt
Sie haben seinen Magen ausgepumpt
Den weg zur Freiheit verstellt
Doch er weiß, irgendwann gelingt die Flucht
Und dann setzt er sich doch noch ab
Seine Augen fangen zu funkeln an
Er freut sich auf die Nacht
Es wird Nacht in der Stadt
Kaum ein Licht das jetzt noch brennt
Es wird Nacht in der Stadt
Es ist Zeit zu gehen
Es wird Nacht in der Stadt
Kaum ein Licht das jetzt noch brennt
Es wird Nacht in der Stadt
Es ist Zeit zu gehen
Zeit zu gehen
Zeit zu gehen