html
Liedtextanalyse: „Azzurro“ von Die Toten Hosen
Einleitung
Der Song „Azzurro“ von Die Toten Hosen, veröffentlicht im Jahr 1990, ist eine Übersetzung und Interpretation des gleichnamigen italienischen Liedes von Adriano Celentano. Der Text erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich nach seiner Geliebten sehnt und beschreibt seine Einsamkeit und Langeweile ohne sie. Die Band verbindet hierbei Elemente der deutschen und italienischen Kultur auf interessante Weise. Der Text besteht aus mehreren Strophen, die abwechselnd in Deutsch und Italienisch verfasst sind.
Analyse der einzelnen Textstellen
Einleitung
„„Ja, es ist Mittwoch Nacht, halb zwölf
Ihre Musik is‘ so laut, dass ich am Schlaf gehindert werde
Ich bin es so leid, ich werde Sie anzeigen
Ich höre Ihre Musik bis in mein Schlafzimmer
Ich find‘ es rücksichtslos, unterlassen Sie es““
Die einleitenden Zeilen beginnen unerwartet mit einer Beschwerde über laute Musik, die das lyrische Ich am Schlafen hindert. Diese Intro-Szene bildet einen harten Bruch zum restlichen Lied und stellt möglicherweise eine ironische oder satirische Note dar. Dies könnte darauf hinweisen, dass das folgende Thema, die Sehnsucht nach Ruhe oder Frieden, im Kontrast zur Realität steht.
Erste Strophe
„Cerco l’estate tutto l’anno e all’improvviso eccola qua
E lei è partita che le spiagge e sono solo quassù in città
Sento fischiare sopra i tetti un aeroplano che se ne va“
Die erste italienische Strophe bringt ein Gefühl von Nostalgie und Sehnsucht hervor. Der Sprecher beschreibt seine Suche nach dem Sommer, der überraschend erscheint, nur um von der Abwesenheit einer geliebten Person getrübt zu werden. Die Bildsprache vermittelt eine starke Einsamkeit und ein Gefühl des Verlassenseins, verstärkt durch die Metapher des abfliegenden Flugzeugs, das symbolisch für Verlust und Distanz steht.
Refrain
„Azzurro, il pomeriggio è troppo azzurro e lungo per me
Mi accorgo di non avere più risorse senza di te
E allora io quasi quasi prendo il treno e vengo, vengo a te
Il treno dei desideri nei miei pensieri all’incontrario va“
Im Refrain wiederholt sich das Motiv der Sehnsucht und Einsamkeit. „Azzurro“ steht dabei für die intensive Farbe des Nachmittags, die für den Sprecher ohne die geliebte Person zu hell und endlos scheint. Der Refrain gibt eine innere Flucht wieder, in der der Sprecher darüber nachdenkt, einen „Zug des Verlangens“ zu nehmen, um seine Geliebte zu besuchen. Der Zug symbolisiert seine inneren Wünsche und Gedanken, geht jedoch entgegen der Realität.
Zweite Strophe
„Sembra quand’ero all’oratorio, con tanto sole, tanti anni fa
Quelle domeniche da solo in un cortile, a passeggiar
Ora mi annoio più di allora, neanche un prete per chiacchierar“
In der zweiten Strophe reflektiert der Sprecher über seine Kindheitserinnerungen an sonnige Tage im Oratorium, einem Gemeindesaal, was ein heiteres, jedoch gleichzeitig einsames Bild zeichnet. Diese Rückblenden betonen die Nostalgie und vertiefen den Kontrast zu seiner jetzigen Langeweile und seiner gewonnenen Einsamkeit.
Wiederholung des Refrains
„Azzurro, il pomeriggio è troppo azzurro e lungo per me
Mi accorgo di non avere più risorse senza di te
E allora io quasi quasi prendo il treno e vengo, vengo a te
Il treno dei desideri nei miei pensieri all’incontrario va“
Der zweite Refrain unterstreicht wiederum die Motivationen und tiefen emotionalen Zustände des Sprechers. Die durchdringende Farbe „Azzurro“ und die symbolische Bedeutung des Zugs vertiefen das Gefühl der unerfüllten Sehnsüchte.
Interpretation der Handlung und Entwicklung der Geschichte
Die Geschichte entwickelt sich von einer Einleitung, die durch eine alltägliche Beschwerde ironisch eröffnet wird, hin zu einer tiefen und emotionalen Exploration von Sehnsucht und Einsamkeit. Die Abwechslung zwischen deutscher und italienischer Sprache betont das interkulturelle Element des Stücks. Im Verlauf des Liedes wird deutlich, dass der Sänger stark von Erinnerungen und gegenwärtiger Leere geprägt ist, was eine emotionale Diskrepanz zwischen Vergangenheit und Gegenwart hervorruft.
Der Schreibstil verändert sich ebenfalls: Anfangs ironisch und fast komödiantisch, wird er baldig melancholischer und ernsthafter, wenn der Sprecher über seine inneren Wünsche und Einsamkeit sinniert. Das Lied baut am Ende auf die Realisation, dass die erfüllte Sehnsucht möglicherweise eine Illusion bleibt – ein „Zug der Wünsche“, der in entgegengesetzter Richtung fährt.
Zusammenfassung
„Azzurro“ von Die Toten Hosen ist ein tiefsinniger, nostalgisch geprägter Song, der Sehnsucht und Einsamkeit thematisiert. Die ironische Eröffnung, kombiniert mit der multi-sprachlichen und kulturellen Tiefe, macht den Song zu einem komplexen Stück, das die emotionale Reise eines Mannes schildert, der mit dem Verlust und der Abwesenheit seiner geliebten Person zu kämpfen hat. Der Kontrast zwischen den lebhaften, sommerlichen Bildern und der tiefen Einsamkeit des Sprechers zieht sich durch das gesamte Werk, was die emotionale Disparität der Geschichte verstärkt.
Liedtext / Übersetzung
„Ja, es ist Mittwoch Nacht, halb zwölf
Ja, es ist Mittwoch Nacht, halb zwölf
Ihre Musik is‘ so laut, dass ich am Schlaf gehindert werde
Ihre Musik ist so laut, dass ich nicht schlafen kann
Ich bin es so leid, ich werde Sie anzeigen
Ich habe es satt, ich werde Sie anzeigen
Ich höre Ihre Musik bis in mein Schlafzimmer
Ich höre Ihre Musik bis in mein Schlafzimmer
Ich find‘ es rücksichtslos, unterlassen Sie es
Ich finde es rücksichtslos, unterlassen Sie es
Cerco l’estate tutto l’anno e all’improvviso eccola qua
Ich suche den Sommer das ganze Jahr und plötzlich ist er hier
E lei è partita che le spiagge e sono solo quassù in città
Und er ist weg, die Strände sind nur hier oben in der Stadt
Sento fischiare sopra i tetti un aeroplano che se ne va
Ich höre über den Dächern ein Flugzeug pfeifen, das abfliegt
Azzurro, il pomeriggio è troppo azzurro e lungo per me
Blau, der Nachmittag ist zu blau und zu lang für mich
Mi accorgo di non avere più risorse senza di te
Ich merke, dass ich ohne dich keine Ressourcen mehr habe
E allora io quasi quasi prendo il treno e vengo, vengo a te
Deshalb nehme ich fast den Zug und komme zu dir, zu dir
Il treno dei desideri nei miei pensieri all’incontrario va
Der Zug der Wünsche fährt in meinen Gedanken rückwärts
Sembra quand’ero all’oratorio, con tanto sole, tanti anni fa
Es scheint als wäre ich im Oratorium gewesen, mit so viel Sonne, vor vielen Jahren
Quelle domeniche da solo in un cortile, a passeggiar
Diese Sonntage alleine im Hof, spazieren
Ora mi annoio più di allora, neanche un prete per chiacchierar
Jetzt langweile ich mich mehr als damals, nicht einmal ein Priester zum Plaudern
Azzurro, il pomeriggio è troppo azzurro e lungo per me
Blau, der Nachmittag ist zu blau und zu lang für mich
Mi accorgo di non avere più risorse senza di te
Ich merke, dass ich ohne dich keine Ressourcen mehr habe
E allora io quasi quasi prendo il treno e vengo, vengo a te
Deshalb nehme ich fast den Zug und komme zu dir, zu dir
Il treno dei desideri nei miei pensieri all’incontrario va
Der Zug der Wünsche fährt in meinen Gedanken rückwärts
Azzurro, il pomeriggio è troppo azzurro e lungo per me
Blau, der Nachmittag ist zu blau und zu lang für mich
Mi accorgo di non avere più risorse senza di te
Ich merke, dass ich ohne dich keine Ressourcen mehr habe
E allora io quasi quasi prendo il treno e vengo, vengo a te
Deshalb nehme ich fast den Zug und komme zu dir, zu dir
Il treno dei desideri nei miei pensieri all’incontrario va
Der Zug der Wünsche fährt in meinen Gedanken rückwärts