Das Spiel mit Verboten und Sehnsüchten
In Hozier’s Song „It Will Come Back,“ released in 2015, entfaltet sich eine komplexe emotionale Erzählung, die sich durch eine fortlaufende Spannung zwischen Verbot und Verlangen auszeichnet. Der textlich stark aufgebaute Soul-Blues-Song beginnt mit der Warnung an einen anderen oder möglicherweise sich selbst: „You know better babe, you know better babe / Than to look at it, look at it like that.“ Diese Worte suggerieren, dass die angesprochene Person ein verbotenes Verlangen hat, das sie nicht nur erkennt, sondern auch aktiv versucht zu meiden. Bereits in der ersten Strophe ist diese verführende Gefahr präsent, und die Existenz eines mächtigen Verlangens wird etabliert, das den Hörer in die komplexe Gefühlswelt des Protagonisten zieht.
Der Refrain „Don’t give it a hand, offer it a soul / Honey, make this easy / Leave it to the land, this is what it knows / Honey, that’s how it sleeps“ vertieft das Bild dieses Verlangens. In der zweiten Strophe wird deutlich, dass es sich um eine unheilvolle Macht handelt, die genährt wird, wenn ihr zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Der Sänger impliziert, dass jede Form von Anerkennung oder Zuwendung nur dazu führt, dass das Verlangen stärker zurückkommt: „Honey don’t feed it, it will come back.“ Hier entfaltet sich ein Verständnis von menschlicher Begierde und Verfolgung, welches nicht leicht zu bändigen ist.
Sprachliche Bilder und poetische Techniken
Der Einsatz von Metaphern und Symbolismus verleiht dem Lied Tiefe und poetischen Reiz. Hozier verwendet mehrfach den Imperativ, was die Dringlichkeit und Warnung intensiviert. Zum Beispiel: „Don’t give it a hand, offer it a soul.“ Die Verwendung von „Hand“ und „Soul“ schafft ein kraftvolles Bild vom physischen versus dem spirituellen Opfer. Hozier nutzt auch Wiederholungen, wie in den Zeilen „You know better babe, you know better babe“, um die Eindringlichkeit der Warnung zu betonen. Diese Wiederholung dient nicht nur zur Verstärkung der Aussage, sondern klingt auch wie ein Mantra oder eine Selbstbeschwörung, was die emotionale Intensität erhöht.
Die symbolische Bedeutung der „Wärme der Türschwellen“ in den Zeilen „I’ve known the warmth of your doorways / Through the cold, I’ll find my way back to you“ steht stellvertretend für ein Zuhause oder eine Zuflucht, die der Protagonist einmal erfahren hat und die ihn magisch anzieht. Auch hier zeigt sich eine Ambivalenz: Diese Zuflucht ist gleichzeitig ersehnt und gefährlich, ein Ort des Trostes und des möglichen Unheils.
Emotionale und kulturelle Wurzeln
Emotionale Resonanz findet der Text durch seine rohen und unverblümten Darstellungen von Sehnsucht, Verlangen und der damit verbundenen Selbstgefährdung. Der Protagonist versteht, wie einfach es ist, sich diesem Verlangen hinzugeben („How easy you are to need“) und gleichzeitig leidet er unter der Gewissheit, dass dies ihn nur tiefer ins Unheil stürzen könnte. Die Zeilen „Don’t let me in with no intention to keep me / Jesus Christ, don’t be kind to me / Honey don’t feed me I will come back“ bringen diese innere Zerrissenheit auf den Punkt. Hier zeigt sich der Protagonist verletzlich und selbstbewusst zugleich, wissend, dass es besser wäre, sich von dieser Verlockung fernzuhalten, und dennoch fühlt er sich unaufhaltsam davon angezogen.
Der Song strahlt durch seine metaphorische Verwendung von „Heulen“ auch eine Wildheit aus, die an archetypische Bilder von Wölfen und ihren Rufen erinnert. Die wiederholten Zeilen „Don’t you hear me howling babe?“ und die darauf folgenden Variationen vermitteln ein Gefühl von Verzweiflung und der Unfähigkeit, diese Sehnsucht zu unterdrücken. Es ist fast, als ob der Protagonist von einem inneren Dämonen oder einer unkontrollierbaren Kraft beherrscht wird, die ihn immer wieder zurückführt.
Persönlicher Bezug und Implikationen
Auf struktureller Ebene zeigt das Lied eine klare Trennung zwischen Strophen, die spezifische Szenarien oder Warnungen beschreiben, und Refrains, die allgemeine Prinzipien und Gefahren des Verlangens thematisieren. Die Verbindung von imperativen Sprachstrukturen und poetischen Bildern erzeugt eine eindringliche Wirkung, die den Hörer mitten in den Strudel der Emotionen hineinzieht.
Das Lied lässt sich auf vielfältige Weise interpretieren. Es könnte sich um eine toxische Romanze oder eine Sucht handeln, die der Protagonist nicht überwinden kann. „I know who I am when I’m alone / Something else when I see you“ kann sowohl auf eine romantische Verstrickung als auch auf die transformative Wirkung von Begierden hinweisen. Die letzte Strophe vor dem Howling-Teil, „Can’t be unlearned / I’ve known the warmth of your doorways / Through the cold, I’ll find my way back to you“ deutet darauf hin, dass diese Sehnsucht und Gefährdung untrennbar mit der Identität des Protagonisten verbunden sind.
Persönlich gesprochen, berührt dieser Song tief, weil er eine universelle Erfahrung beschreibt: die Anziehungskraft des Verbotenen und die Schwierigkeit, davon loszukommen, selbst wenn man weiß, dass es einem schaden könnte. Inmitten dieser Beschreibung einer verzweifelten und doch irgendwie schönen Hin- und Hergerissenheit zeigt sich die menschliche Natur in ihrer ganzen komplexen Schönheit und Tragik. Hozier schafft es, diese emotionale und existenzielle Spannung in einem lyrischen und musikalischen Meisterwerk zu kanalisieren, das lange nachklingt.
Liedtext / Übersetzung
You know better babe, you know better babe
Du weißt es besser, Liebling, du weißt es besser, Liebling
Than to look at it, look at it like that
Als es anzusehen, es anzusehen, so
You know better babe, you know better babe
Du weißt es besser, Liebling, du weißt es besser, Liebling
Than to talk to it, talk to it like that
Als mit ihm zu reden, mit ihm zu reden, so
Don’t give it a hand, offer it a soul
Gib ihm keine Hand, biete ihm eine Seele
Honey, make this easy
Liebling, mach es einfach
Leave it to the land, this is what it knows
Überlass es dem Land, das ist, was es weiß
Honey, that’s how it sleeps
Liebling, so schläft es
Don’t let it in with with no intention to keep it
Lass es nicht rein, ohne die Absicht es zu behalten
Jesus Christ, don’t be kind to it
Jesus Christus, sei nicht nett zu ihm
Honey don’t feed it, it will come back
Liebling, füttere es nicht, es wird zurückkommen
You know better babe, you know better babe
Du weißt es besser, Liebling, du weißt es besser, Liebling
Than to smile at me, smile at me like that
Als mich anlächeln, mich so anlächeln
You know better babe, you know better babe
Du weißt es besser, Liebling, du weißt es besser, Liebling
Than to hold me just, hold me just like that
Als mich einfach halten, mich einfach so halten
I know who I am when I’m alone
Ich weiß, wer ich bin, wenn ich alleine bin
Something else when I see you
Etwas anderes, wenn ich dich sehe
You don’t understand, you should never know
Du verstehst es nicht, du solltest es nie erfahren
How easy you are to need
Wie einfach du zu brauchen bist
Don’t let me in with with no intention to keep me
Lass mich nicht rein, ohne die Absicht, mich zu behalten
Jesus Christ, don’t be kind to me
Jesus Christus, sei nicht nett zu mir
Honey don’t feed me I will come back
Liebling, füttere mich nicht, ich werde zurückkommen
Can’t be unlearned
Kann nicht wieder verlernt werden
I’ve known the warmth of your doorways
Ich habe die Wärme deiner Türwege gekannt
Through the cold, I’ll find my way back to you
Durch die Kälte werde ich meinen Weg zu dir zurückfinden
Oh please, give me mercy no more
Oh bitte, gib mir keine Gnade mehr
That’s a kindness you can’t avoid!
Das ist eine Freundlichkeit, der du nicht entkommen kannst!
I want you baby tonight, as sure as you’re born
Ich will dich heute Nacht, so sicher wie du geboren wurdest
You’ll hear me howling outside your door
Du wirst mich heulen hören vor deiner Tür
Don’t you hear me howling babe?
Hörst du mich nicht heulen, Liebling?
Don’t you hear me howling babe?
Hörst du mich nicht heulen, Liebling?
Don’t you hear me howling babe?
Hörst du mich nicht heulen, Liebling?
Don’t you hear me howling
Hörst du mich nicht heulen
Don’t you hear me howling
Hörst du mich nicht heulen
Don’t you hear me howling babe?
Hörst du mich nicht heulen, Liebling?