Analyse des Liedtextes von „Fils de joie“ von Stromae

Einführung

Stromae, ein belgischer Musiker und Sänger, ist bekannt für seine tiefgründigen Texte, die oft gesellschaftliche Themen ansprechen. In seinem 2022 veröffentlichten Song „Fils de joie“ behandelt er Themen wie Einsamkeit, Vorurteile und die Stigmatisierung von Sexarbeitern und ihren Kindern. Der Text bietet eine beeindruckende und bewegende Erzählung aus der Perspektive eines Kindes einer Sexarbeiterin.

Analyse der ersten Strophen

„Être seul, c’est difficile / Et là, ça fait des années / Et de juger, c’est facile / Surtout quand on n’y a pas goûté“
Stromae beginnt den Song mit der Darstellung von Einsamkeit und den Herausforderungen, die damit einhergehen. Er betont, dass es einfach ist, über andere zu urteilen, insbesondere wenn man selbst nicht in der gleichen Situation war. Diese Zeilen bereiten den Hörer auf das zentrale Thema des Liedes vor – das Leben und die Vorurteile, denen die Protagonisten ausgesetzt sind.

„Le plus dur, bah c’était la première fois / Puis le plus dur, c’est de savoir / Quand s’ra la dernière fois, hmm“
Hier spricht der Sänger über den Schmerz und die Schwierigkeit des ersten Mals, möglicherweise in Bezug auf die Arbeit der Mutter als Sexarbeiterin. Es wird auch die Unsicherheit und Angst betont, nicht zu wissen, wann das letzte Mal sein wird. Diese Unsicherheit durchzieht den gesamten Text.

Analyse des Refrains

„Mais, oh / Laissez donc ma maman / Oui, je sais / C’est vrai qu’elle n’est pas parfaite / C’est un héros et ce s’ra toujours fièrement / Que j’en parlerai, que j’en parlerai“
Im Refrain verteidigt Stromae die Mutterfigur gegen Vorurteile und Angriffe. Er erkennt ihre Unvollkommenheiten an, betont aber gleichzeitig, dass sie für ihn ein Held ist. Diese Verteidigung zeigt die tiefe Bindung und den Respekt, den das Kind für seine Mutter empfindet.

Weitere Entwicklung der Geschichte

„J’suis un fils de pute comme ils disent / Après tout ce qu’elle a fait pour eux / Pardonne leurs bêtises, ô chère mère / Ils te déshumanisent, c’est plus facile / Les mêmes te courtisent / Et tout l’monde ferme les yeux“
In diesen Zeilen bringt Stromae die Beleidigungen und Vorurteile zum Ausdruck, die er und seine Mutter erfahren. Trotz allem bittet er seine Mutter um Vergebung für die Ignoranz der anderen. Die Gesellschaft neigt dazu, Menschen zu entmenschlichen, um ihr eigenes Gewissen zu erleichtern. Die Ironie liegt darin, dass dieselben Leute, die beleidigen, oft auch die Dienste der Mutter in Anspruch nehmen.

Später Verlauf und Tonänderung

„Pourquoi tout le monde me déteste / Alors qu’c’est moi qui les nourris? / Leurs vies s’raient bien plus modestes / Sans moi, elles seraient pourries“
Hier hinterfragt der Sänger die Feindseligkeit und den Hass der Gesellschaft, obwohl seine Mutter durch ihre Arbeit viele Menschen ernährt und unterstützt. Dies verdeutlicht die Doppelmoral und die Heuchelei der Gesellschaft, die ihre Abhängigkeit von der Arbeit der Mutter nicht anerkennen möchte.

„Le lit et la sécurité ont un prix, madame / Bah oui, dans la vie tout s’paye / On n’te l’avait donc jamais appris? Hmmm?“
In diesen Zeilen hebt Stromae hervor, dass alles im Leben einen Preis hat, einschließlich Sicherheit und Komfort. Er stellt die Frage, ob die Gesellschaft wirklich naiv genug ist, das nicht zu wissen, und fordert sie auf, ihre Doppelmoral zu hinterfragen.

Zusammenhang und finale Betrachtung

„Je sais qu’c’est ton boulot / Mais faut bien qu’j’fasse le mien non? / Entre le tien et le mien / La différence, c’est que moi je paye des impôts“
Stromae vergleicht hier die Arbeit der Mutter mit anderen Berufen und betont, dass ihre Arbeit genauso legitim ist, da sie auch Steuern zahlt. Dies zeigt, dass er die Arbeit seiner Mutter als notwendig und wertvoll betrachtet.

„Allez, circulez, madame / Reprends tes papiers et c’qu’il t’reste de dignité / Pauvre femme, pff, trouve-toi un vrai métier“
In diesen Zeilen wird die Mutter von der Gesellschaft abgewiesen und herabgesetzt. Es wird ihr geraten, sich einen „richtigen“ Job zu suchen, was die Ignoranz und das Unverständnis der Gesellschaft gegenüber ihrer Situation verdeutlicht.

Abschließende Gedanken

Der Song „Fils de joie“ von Stromae ist eine kraftvolle und emotionale Darstellung der Herausforderungen, denen sich die Kinder von Sexarbeiterinnen und die Arbeiterinnen selbst stellen müssen. Durch die Erzählung aus der Perspektive des Kindes wird die Tiefe der emotionalen Bindung und der Respekt für die Mutter deutlich. Der Text beleuchtet die Doppelmoral und die Heuchelei der Gesellschaft und fordert den Hörer auf, seine eigenen Vorurteile zu hinterfragen. Mit seinem charakteristischen Stil gelingt es Stromae, komplexe Themen aufzugreifen und sie in eine zugängliche und bewegende Form zu bringen.

Liedtext / Übersetzung

Être seul, c’est difficile
Alleine sein ist schwer
Et là, ça fait des années
Und das schon seit Jahren

Et de juger, c’est facile
Und zu urteilen ist leicht
Surtout quand on n’y a pas goûté
Besonders wenn man es noch nicht probiert hat
Le plus dur, bah c’était la première fois
Das Schwerste war wohl das erste Mal
Puis le plus dur, c’est de savoir
Und dann ist das Schwerste zu wissen
Quand s’ra la dernière fois, hmm
Wann wohl das letzte Mal sein wird, hmm
C’est vrai, j’suis pas contre
Es ist wahr, ich bin nicht dagegen
Un peu d’tendresse de temps en temps
Ein bisschen Zärtlichkeit ab und zu
Et puis cette fois-ci, bah, j’pourrais l’faire en l’insultant
Und dieses Mal könnte ich es tun, indem ich sie beleidige
Oui, tout est négociable dans la vie, moyennant paiement
Ja, alles ist verhandelbar im Leben, gegen Bezahlung
En plus, j’suis sûrement son meilleur client
Außerdem bin ich wahrscheinlich ihr bester Kunde

Mais, oh
Aber oh
Laissez donc ma maman
Lasst doch meine Mutter in Ruhe
Oui, je sais
Ja, ich weiß
C’est vrai qu’elle n’est pas parfaite
Es ist wahr, dass sie nicht perfekt ist
C’est un héros et ce s’ra toujours fièrement
Sie ist eine Heldin und ich werde immer stolz darauf sein
Que j’en parlerai, que j’en parlerai
Davon werde ich sprechen, davon werde ich sprechen

J’suis un fils de pute comme ils disent
Ich bin ein Hurensohn, wie sie sagen
Après tout ce qu’elle a fait pour eux
Nach all dem, was sie für sie getan hat
Pardonne leurs bêtises, ô chère mère
Vergib ihre Dummheiten, oh liebe Mutter
Ils te déshumanisent, c’est plus facile
Sie entmenschlichen dich, das ist einfacher
Les mêmes te courtisent
Die Gleichen werben um dich
Et tout l’monde ferme les yeux
Und alle anderen schließen die Augen

Pourquoi tout le monde me déteste
Warum hassen mich alle
Alors qu’c’est moi qui les nourris?
Obwohl ich es bin, der sie ernährt?
Leurs vies s’raient bien plus modestes
Ihre Leben wären viel bescheidener
Sans moi, elles seraient pourries
Ohne mich wären sie verrottet
Le lit et la sécurité ont un prix, madame
Bett und Sicherheit haben einen Preis, Madame
Bah oui, dans la vie tout s’paye
Na klar, im Leben muss alles bezahlt werden
On n’te l’avait donc jamais appris? Hmmm?
Hat man dir das also nie beigebracht? Hmmm?

On m’accuse de faire de la traite d’êtres humains
Man beschuldigt mich, mit Menschenhandel zu handeln
Mais cinquante, quarante, trente
Aber fünfzig, vierzig, dreißig
Ou vingt pour cent, c’est déjà bien
Oder zwanzig Prozent sind schon gut
Faudrait pas qu’elles se prennent
Sie sollten sich nicht
Un peu trop pour des mannequins
Ein bisschen zu sehr wie Models
Mesdames, ou devrais-je dire ‚putains‘
Damen, oder sollte ich ‚Nutten‘ sagen?

Mais, oh (mais, oh)
Aber oh (aber oh)
Laissez donc ma maman
Lasst doch meine Mutter in Ruhe
Oui, je sais (oui je sais)
Ja, ich weiß (ja, ich weiß)
C’est vrai qu’elle n’est pas parfaite
Es ist wahr, dass sie nicht perfekt ist
C’est un héros et ce s’ra toujours fièrement
Sie ist eine Heldin und ich werde immer stolz darauf sein
Que j’en parlerai, que j’en parlerai
Davon werde ich sprechen, davon werde ich sprechen

J’suis un fils de pute comme ils disent
Ich bin ein Hurensohn, wie sie sagen
Après tout ce qu’elle a fait pour eux
Nach all dem, was sie für sie getan hat
Pardonne leurs bêtises, ô chère mère
Vergib ihre Dummheiten, oh liebe Mutter
Ils te déshumanisent, c’est plus facile
Sie entmenschlichen dich, das ist einfacher
Les mêmes te courtisent
Die Gleichen werben um dich
Et tout l’monde ferme les yeux
Und alle anderen schließen die Augen

Je sais qu’c’est ton boulot
Ich weiß, dass es dein Job ist
Mais faut bien qu’j’fasse le mien non?
Aber muss ich nicht auch meinen machen?
Entre le tien et le mien
Zwischen deinem und meinem
La différence, c’est que moi je paye des impôts
Der Unterschied ist, dass ich Steuern zahle
Allez, circulez, madame
Also geh, verschwinde, Madame
Reprends tes papiers et c’qu’il t’reste de dignité
Nimm deine Papiere und was dir an Würde noch bleibt
Pauvre femme, pff, trouve-toi un vrai métier
Arme Frau, pff, finde dir einen richtigen Beruf

Mais, oh (mais, oh) laissez donc ma maman
Aber oh (aber oh), lasst doch meine Mutter in Ruhe
Oui je sais (oui je sais)
Ja, ich weiß (ja, ich weiß)
C’est vrai qu’elle n’est pas parfaite
Es ist wahr, dass sie nicht perfekt ist
C’est un héros (c’est un héros)
Sie ist eine Heldin (sie ist eine Heldin)
Et ce s’ra toujours fièrement que j’en parlerai (que j’en parlerai)
Und ich werde immer stolz darauf sprechen (davon sprechen)
Que j’en parlerai (que j’en parlerai)
Davon werde ich sprechen (davon sprechen)

J’suis un fils de pute comme ils disent
Ich bin ein Hurensohn, wie sie sagen
Après tout ce qu’elle a fait pour eux
Nach all dem, was sie für sie getan hat
Pardonne leurs bêtises, ô chère mère
Vergib ihre Dummheiten, oh liebe Mutter
Ils te déshumanisent, c’est plus facile
Sie entmenschlichen dich, das ist einfacher
Les mêmes te courtisent
Die Gleichen werben um dich
Et tout l’monde ferme les yeux
Und alle anderen schließen die Augen

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