Provokation und Selbstbehauptung

Der Titel „Ich bin schwarz“ von SXTN, einer deutschen Rapformation, beschäftigt sich provozierend und selbstbewusst mit dem Thema Identität und rassistischer Stereotypisierung. Bereits die einleitende Zeile „Mein Bugatti fährt vierhundertzehn“ deutet darauf hin, dass der Text in einem großen Maß von Übertreibung und prahlerischen Elementen lebt. Der Sänger nutzt die Geschwindigkeit seines Autos, um darauf hinzuweisen, dass er den „scheiß Bullen“ entkommt, was seine Rebellion und sein widerständiges Verhalten gegen Autoritäten zeigt.

Viele Zeilen des Liedes wiederholen direkt die Aussage „Ich bin schwarz“, was die zentrale Botschaft vehement unterstreicht. Diese Wiederholung fungiert als eine Art Mantra, das die Identität des Sängers als Schwarze Person fest zementiert und stolz verteidigt. Auch der Satz „Was willst denn du mit deinem Rassenhass?“ verweist auf die Konfrontation mit rassistischen Anfeindungen und der bewussten Abwehr solcher Haltungen.

Verwendung von Identitätssymbolen

Der Text ist voll von Symbolen und referenzierten Stereotypen, die oft mit der afroamerikanischen Kultur in Verbindung gebracht werden. Beispielsweise wird Grasrauchen mehrfach thematisiert: „Brauchst du Gras? Ich hab‘ Gras! / Is‘ kein Spaß, ich bin schwarz“. Diese Zeilen bedienen Klischees über Schwarze Personen und ihre vermeintliche Nähe zur Drogenszene, gleichzeitig appropriieren sie diese Klischees ironisch.

Die Sängerin stellt sich direkt vor: „Mein Name ist Nura / Vergiss mal alle Rapper, ich bin schwärzer als Tupac“. Hierbei wird Tupac, eine Ikone des Hip-Hop, als Vergleichspunkt genommen, um die eigene Authentizität und Herkunft zu stärken. Die direkte Erwähnung eines prominenten Afroamerikaners fügt eine weitere kulturelle Schicht hinzu und verankert den Song fest im Hip-Hop- und Rap-Genre.

Sprachlich-rhetorische Auffälligkeiten

Stilistisch ist der Text von einer stark repetitiven und betonten Sprache geprägt. Ein markantes Reimschema ist nicht durchgängig zu erkennen, da die Reime oft abwesend oder nur lose gegeben sind. Statt dessen nutzt der Text Alliterationen und Assonanzen, um einen rhythmischen Fluss zu erzeugen. Die mehrfachen Wiederholungen von „Ich bin schwarz“ fungieren als rhetorische Figuren, die die zentrale Aussage immer wieder in den Vordergrund rücken.

Metaphern und Symbole wie „diamonds on my chain“ und „hab‘ ’nen Heidenspaß“ versetzen die Texte in die Welt des Rap, in dem Materialismus und Hedonismus oft zentrale Themen sind. Die Sängerin nennt auch „Nazis essen heimlich Döner“, um die Heuchelei rassistischer Menschen bloßzustellen, die öffentlich gegen Ausländer wettern, aber im Geheimen deren Kultur annehmen.

Erhebliche emotionale Wirkung

Der Song löst beim Hörer unterschiedliche Emotionen und Gedanken aus. Zum einen wird durch den provokanten und herausfordernden Stil eine rebellische und selbstbewusste Stimmung erzeugt. Der Text ist befreiend für Menschen, die sich mit ähnlichen Erfahrungen von Diskriminierung und Identitätssuchen auseinandersetzen. Zum anderen könnte der Text auch Konfrontation und Kontroversen hervorrufen, da er mit provokativer Sprache und derben Ausdrücken arbeitet.

Durch die offene und selbstbewusste Haltung der Sängerin wird Rassismus nicht nur thematisiert, sondern offen herausgefordert und ins Lächerliche gezogen. Dies erzeugt eine konfrontative Atmosphäre, die darauf abzielt, bestehende Vorurteile und Rassismen zu entlarven und zurückzuweisen.

Strukturelle Aspekte

Strukturell besteht das Lied aus wiederholten Versen und Zwischenspielen. Der repetitive Charakter des Songs verstärkt die zentrale Botschaft und trägt zur einprägenden Wirkung bei. Durch die ständige Rückkehr zum Refrain „Ich bin schwarz“ bleibt diese Botschaft im Gedächtnis des Hörers haften und dominieren den Eindruck des gesamten Liedes.

Deduktionen und Interpretationsansätze

Der Song kann auf mehrere Weisen gelesen werden. Einerseits könnte man ihn als ironische Übertreibung von Stereotypen verstehen, die die Künstlerin absichtlich aufgreift und übersteigert darstellt, um sie ad absurdum zu führen. Andererseits könnte man den Text auch als eine drastische, aber ehrliche Konfrontation mit den alltäglichen Klischees und Vorurteilen sehen, die Schwarze Menschen erfahren. Der wiederholte Bezug auf das eigene Schwarzsein ist eine gängige Strategie, um die eigene Identität zu zelebrieren und gegen eine Gesellschaft anzutreten, die diese Identität häufig marginalisiert.

Eine persönliche Reflektion und tiefere Verbindung

Persönlich empfinde ich die Auseinandersetzung mit dem Thema Identität und Rassismus im Text als mutig und notwendig. Der provokante Stil mag auf manche verstörend wirken, aber er zwingt den Hörer, sich mit den inhaltlichen Themen auseinanderzusetzen. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass Kunst und Musik auch als Plattformen genutzt werden, um gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen und zu kritisieren.

Die Botschaft des Songs, Stolz auf die eigene Identität zu sein, ist ermutigend und empowernd. Sie trägt dazu bei, ein positives Selbstverständnis bei Menschen zu stärken, die sich aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert fühlen. Auch die Ironisierung und Infragestellung von Stereotypen kann als Mittel dienen, diese aufzubrechen und neu zu interpretieren.

SXTN gelingt es mit „Ich bin schwarz“, sowohl Widerstand als auch Stolz auf beeindruckende Weise in einem künstlerischen Werk zu vereinen und dabei eine eindrucksvolle Botschaft zu vermitteln.

Mein Bugatti fährt vierhundertzehn

Schwupps – die scheiß Bullen haben mich nicht gesehen

Ich bin schwarz

Ich bin schwarz, ich bin schwarz

Ich bin nie leise, schreie laut rum

Hab‘ ’ne junge, reine Haut

Ich rauch‘ Gras

Ich bin schwarz, ich bin schwarz

Was willst denn du mit deinem Rassenhass?

Ich bin lieber schwarz als todesblass

Ich bin schwarz

Ich bin schwarz, ich bin schwarz

Ich fick‘ deine Bitch, hab‘ ’nen Heidenspaß

Und jetzt hab‘ ich einen deutschen Pass

Ich fahr‘ schwarz

Ich bin schwarz, ich bin schwarz

(D-d-d-diamonds on my chain)

Ich bin schwarz, ich bin schwarz

Ich bin schwarz, ich bin schwarz

Brauchst du Gras? Ich hab‘ Gras!

Is‘ kein Spaß, ich bin schwarz

(D-d-d-diamonds on my chain)

Bin musikalisch und beherrsch‘ den Bass

Und du siehst mich twerken mit mei’m fetten Arsch

Ich bin schwarz

Ich hab Arsch, ich bin schwarz

Hab‘ ich schon erwähnt, dass ich nur Chicken mag?

Raste aus, wenn jemand außer Juju „Nigger“ sagt

Ich bin schwarz

(Nigga!)

Ich brauch‘ Gras, ich bin schwarz

(D-d-d-diamonds on my chain)

Ich bin schwarz, ich bin schwarz

Ich bin schwarz, ich bin schwarz

Brauchst du Gras? Ich hab‘ Gras!

Is‘ kein Spaß, ich bin schwarz

(D-d-d-diamonds on my chain)

Ich bin schwarz – schwarz

Brauchst du Gras – Gras

Is‘ kein Spaß – Spaß

Ich bin schwarz – schwarz

Hab‘ ich mich schon vorgestellt? Mein Name ist Nura

Vergiss mal alle Rapper, ich bin schwärzer als Tupac

Nein, du darfst meine Haare nicht anfassen

Meine Brüder im Park sind mies am hustlen

Nazis essen heimlich Döner

Weil sie sich nicht trauen (trauen)

Schicken diese Hurensöhne immer ihre Frauen (Frauen)

Eure braune Scheiße riecht mies nach Dreck

Ich bin schwarz, ich bin schwarz, es geht niemals weg

Ich bin schwarz, ich bin schwarz

Ich bin schwarz, ich bin schwarz

Brauchst du Gras? Ich hab‘ Gras!

Is‘ kein Spaß, ich bin schwarz

(D-d-d-diamonds on my chain)

Ich bin schwarz – schwarz

Brauchst du Gras – Gras

Is‘ kein Spaß – Spaß

Ich bin schwarz – schwarz

Ich bin schwarz

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