Entwicklung der Geschichte in „Ribs“

Lorde’s Song „Ribs“ aus dem Jahr 2013 entführt den Hörer in eine nostalgische und zugleich schmerzvolle Reflexion über den Prozess des Erwachsenwerdens. Der Song beginnt mit der Schilderung einer alltäglichen, fast banalen Szene: „The drink you spilled all over me / ‚Lover’s Spit‘ left on repeat“. Das wiederholte Verschütten des Getränks und das fortwährende Anhören des Songs „Lover’s Spit“ von Broken Social Scene suggerieren eine Routine und Unachtsamkeit, die typisch für jugendliche Unbeschwertheit ist. Die Erlaubnis der Eltern („My mom and dad let me stay home“) hebt diesen jugendlichen Freiheitsraum hervor, welcher jedoch bald durch das Gefühl von Beklemmung ersetzt wird („It drives you crazy, getting old“).

Der Tenor des Textes wechselt zu einer emotionalen Tiefe, als die Sängerin beschreibt, wie sie mit einem Freund oder einer Freundin durch die nächtlichen Straßen taumelt und sich zunehmend isoliert fühlt („This dream isn’t feeling sweet / We’re reeling through the midnight streets / And I’ve never felt more alone“). Diese Zeilen drücken ein starkes Gefühl der Desillusionierung und Einsamkeit aus, das oft mit dem Heranwachsen einhergeht. Die Wiederholung des gleichen Alltagsszenarios („The drink you spilled all over me / ‚Lover’s Spit‘ left on repeat“) verstärkt die Monotonie und das Empfinden, dass das Erwachsenwerden nicht die Erleichterung bringt, die man sich oft erhofft.

Poetische und rhetorische Elemente

Im gesamten Text dominieren poetische und rhetorische Elemente, die die innere Zerrissenheit und die Sehnsüchte der Sängerin widerspiegeln. Lorde verwendet eine Mischung aus Metaphern, Symbolik und Wiederholungen, um die Bildhaftigkeit des Textes zu verstärken. Die Metapher „This dream isn’t feeling sweet“ deutet auf die Bruchstelle zwischen der kindlichen Vorstellung eines perfekten Lebens und der harschen Realität des Erwachsenwerdens hin. Das wiederholte Motiv der nächtlichen Streifzüge („We’re reeling through the midnight streets“) symbolisiert sowohl physische Bewegung als auch emotionale Unruhe.

Der Refrain „We can talk it so good / We can make it so divine / We can talk it good“ illustriert den Versuch, die Kommunikationslücke zwischen den idealisierten und den tatsächlichen Erfahrungen zu überbrücken. Hier kommen stilistische Mittel wie die Anapher und der Parallelismus zum Einsatz, die die innere Sehnsucht nach Beständigkeit und Harmonie verdeutlichen.

Emotionen und zugrunde liegende Themen

„Ribs“ evoziert eine Reihe komplexer Emotionen, von Nostalgie und Melancholie bis hin zu Angst und Einsamkeit. Lorde drückt eine tief verwurzelte Furcht vor dem Altern und dem Verlust der kindlichen Unschuld aus. Der Satz „It feels so scary, getting old“ und dessen Wiederholung im Refrain vermitteln einen universellen Schmerz, der viele Hörer an ihre eigenen Erfahrungen des Älterwerdens erinnern könnte.

Die thematische Tiefe des Liedes liegt in der Idee des Verlusts – Verlust der Einfachheit, der Unschuld und der sorglosen Momente des Jugendalters. Der Wunsch, die sorglosen Gedanken der Jugend zurückzubringen („I want ‚em back“) signalisiert diese innere Zerrissenheit. Auch die Zeile „You’re the only friend I need“ zeigt eine Rückkehr zu den grundlegenden menschlichen Verbindungen und betont die Wichtigkeit von Freundschaft als Anker in Zeiten des Übergangs und Wandels.

Strukturelle und sprachliche Entscheidungen

Die Struktur von „Ribs“ trägt stark zur emotionalen Wirkung und Gesamtaussage des Songs bei. Wiederholungen und die zyklische Natur des Textes symbolisieren die endlose Schleife des Wachsens und Älterwerdens sowie die damit verbundenen Herausforderungen. Die strophe-refrain Struktur unterstützt die Isolierung und Wiederkehr der gleichen existenziellen Themen.

Lorde’s sprachliche Entscheidungen – eine Mischung aus einfacher Sprache und tiefgründigen Bildern – ermöglichen es dem Hörer, sich mit den beschriebenen Gefühlen auf einer persönlichen Ebene zu identifizieren. Die Wahl der Wiederholungen, wie „But that will never be enough“, deutet auf die Unzufriedenheit und das Gefühl hin, dass das Erwachsenensein nie die erhofften Erfüllungen bringen wird.

Interpretationen und gesellschaftliche Relevanz

„Ribs“ kann als eine meditative Reflexion über die unvermeidlichen Verluste und die Isolation des Erwachsenwerdens interpretiert werden. Eine Lesart des Textes könnte die Angst vor der Unausweichlichkeit des Alterns und des Verlustes der jugendlichen Unbeschwertheit darstellen. Eine andere könnte sich auf die intensive Sehnsucht nach den einfachen Freuden und unbeschwerten Momenten konzentrieren, die oft als Erinnerungen verblassen.

Dieser emotionale Cocktail aus Angst, Nostalgie und tiefem Verlangen resoniert stark in der heutigen Gesellschaft, in der junge Menschen ständig zwischen den Erwartungen des Erwachsenseins und den Wünschen ihrer Jugend hin- und hergerissen sind. Es spricht die allgegenwärtige Furcht vor dem Verlust der „goldenen Jahre“ an und thematisiert den Drang, diese Momente für immer festzuhalten.

Lorde gelingt es, mit „Ribs“ eine universelle Erfahrung des Erwachsenwerdens und der damit verbundenen Melancholie mit einer lyrischen und musikalischen Feinfühligkeit zu verknüpfen, die sowohl zugänglich als auch tiefgründig ist. Die Analyse ihres Liedtextes zeigt die Komplexität ihrer künstlerischen Vision und die breite emotionale Palette, die sie mit einfachen aber effektiven Mitteln vermittelt.

Liedtext / Übersetzung

The drink you spilled all over me
Der Drink, den du über mich verschüttet hast
‚Lover’s Spit‘ left on repeat
‚Lover’s Spit‘ immer wieder abgespielt
My mom and dad let me stay home
Meine Mutter und mein Vater ließen mich zuhause bleiben
It drives you crazy, getting old
Es lässt dich verrückt werden, alt zu werden

We can talk it so good
Wir können darüber so gut reden
We can make it so divine
Wir können es so göttlich machen
We can talk it good
Wir können gut darüber reden
How you wish it would be all the time
Wie du dir wünschst, dass es immer wäre

This dream isn’t feeling sweet
Dieser Traum fühlt sich nicht süß an
We’re reeling through the midnight streets
Wir taumeln durch die nächtlichen Straßen
And I’ve never felt more alone
Und ich habe mich noch nie so allein gefühlt
It feels so scary, getting old
Es fühlt sich so beängstigend an, alt zu werden

I want ‚em back (I want ‚em back)
Ich will sie zurück (ich will sie zurück)
The minds we had (the minds we had)
Die Gedanken, die wir hatten (die Gedanken, die wir hatten)
How all the thoughts (how all the thoughts)
Wie all die Gedanken (wie all die Gedanken)
Moved ‚round our heads (moved ‚round our heads)
Um unsere Köpfe herum bewegten (um unsere Köpfe herum bewegten)
It’s not enough to feel the lack
Es reicht nicht aus, den Mangel zu spüren
I want ‚em back, I want ‚em back, I want ‚em
Ich will sie zurück, ich will sie zurück, ich will sie

You’re the only friend I need (you’re the only friend I need)
Du bist der einzige Freund, den ich brauche (du bist der einzige Freund, den ich brauche)
Sharing beds like little kids (sharing beds like little kids)
Betten teilen wie kleine Kinder (Betten teilen wie kleine Kinder)
And laughing ‚til our ribs get tough (laughing ‚til our ribs get tough)
Und lachen, bis uns die Seiten schmerzen (lachen, bis unsere Rippen hart werden)
But that will never be enough (but that will never be enough)
Aber das wird nie genug sein (aber das wird nie genug sein)

But that will never be enough
Aber das wird nie genug sein
But that will never be enough
Aber das wird nie genug sein
But that will never be enough
Aber das wird nie genug sein

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