Die düstere Vision einer gerechteren Welt

In dem Lied „Neue Welt“ von Sido, veröffentlicht im Jahr 2017, beschreibt der Künstler eine hypothetische, fairere und gerechtere Welt. Der Refrain, welcher wiederholt wird, stellt die zentrale These des Liedes vor: „Nehmen wir an diese Welt, diese Welt wäre fair, diese Welt wär‘ gerecht.“ Sido stellt eine idealisierte Welt vor, in der Rap mehr als nur „Gelaber“ und „Geschäft“ ist. Er imaginiert eine Welt, in der bestimmte Menschen entbehrlich wären: „Nehmen wir an, dass es dich nicht mehr gäb‘, nehmen wir an, du wärst weg“. Diese Vorstellung mag als radikal oder gar düster erscheinen und lädt den Hörer ein, über bestehende Ungerechtigkeiten nachzudenken. Im Gegensatz dazu bringt der Künstler die gegenwärtige Realität ins Spiel und benutzt Vergleiche, um die gegenwärtigen Missstände aufzuzeigen.

Düstere Satire und ironische Gesellschaftskritik

In der ersten Strophe richtet sich Sido an jemanden, der offensichtlich Rapper werden möchte: „Und du willst ein Rapper sein, ich fühl‘ dir auf den Zahn, du Esel“. Er degradiert diesen Rapper durch eine Reihe von ironischen und abwertenden Kommentaren und nutzt dabei humorvolle, aber beißende Bilder wie „deine Braut hat ein asymmetrisches Blaseface“. Diese metaphorische Sprache führt zu visuellen und teils groben Vorstellungen, die gleichzeitig abstoßen und amüsieren können.

Sido erwähnt Rapper, die in ihren Videos teure Autos zeigen, im Alltag jedoch realitätsferne Vorstellungen haben: „Lambos in Videos, doch im Alltag eher Marke Seat“. Diese Diskrepanz zwischen Darstellung und Realität ist ein wiederkehrendes Motiv, das die Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit in der Musikindustrie und in bestimmten sozialen Kreisen anprangert. Der Zynismus wird in der Zeile „Rapper quatschen aber immer das Gleiche wie ja und yeah“ deutlich. Hier kritisiert Sido die monotone und wenig ambitionierte Art vieler Rapper.

Konflikte und Respektlosigkeit zur Selbstdarstellung

In der zweiten Strophe setzt sich Sido auf subtile Weise mit der Authentizität vieler deutscher Rapper auseinander. Er bemängelt, dass diese Ghostwriter verwenden und auf der Bühne nur eine vorgespielte Stärke zeigen: „Deutsche Rapper haben Ghostwriter / Machen auf der Bühne auf Tae-Bo-Fighter.“ Sidos harsche Worte illustrieren ein Bild des allgemeinen Respektsmangels und der Oberflächlichkeit in der aktuellen Rap-Szene.

Er bringt auch einen persönlichen Konflikt in den Text: „Und dann hör‘ ich diesen Song / Und da disst er mich, denn mein Erfolg macht ihm schlechte Laune“. Hier wird Sidos eigene Erfahrung als Anlass zur Reflexion über Neid und Missgunst in der Branche verwendet. Dennoch bleibt er unverfroren und droht sarkastisch: „Doch lass die Mutter aus’m Spiel / Oder meine Mutter haut deiner Mutter auf die Schnauze.“

Vergangene Träume und Realität für die nächste Generation

In der dritten Strophe reflektiert Sido über seine eigene Karriere und die Herausforderungen, die er dabei erlebt hat: „Ich nehme, nebenan, Überholspur, geht’s nicht weiter / Ich will nur auf die Karriereleiter“. Diese Reflexion ist bittersüß und zeigt den Kontrast zwischen den Träumen seiner Jugend und der harten Realität seiner jetzigen Karriere.

Er beschreibt auch die Schwierigkeiten, denen sich seine Kinder gegenübersehen, und vergleicht sie mit Seefahrern ohne Orientierung: „Meine Kinder sind wie Seefahrer / Auf hoher See, aber ohne ’ne Magnetnadel“. Diese Zeile spiegelt nicht nur persönliche Ängste, sondern auch die Unsicherheiten der jüngeren Generation in einer sich ständig wandelnden Welt wider. Sido thematisiert gesellschaftliche und kulturelle Unsicherheiten und fragt sich, ob er seine Kinder auf eine Welt voller „Pablos und Sopranos“ (ein Verweis auf Drogenbarone und Mafiosi) vorbereiten soll.

Kulturelle Satire und Kritik an der Mainstream-Musikindustrie

Sido verwendet eine Mischung aus kultivierter Satire und Wortspielen, um die kulturellen und musikalischen Aspekte der Gegenwart zu kritisieren und darzustellen. Er beschreibt die Diskrepanz zwischen seinem Anspruch auf authentische Kunst und der weitverbreiteten Unauthentizität in der Rap-Szene. Seine ironischen und satirischen Bemerkungen über „Lambos in Videos, doch im Alltag eher Marke Seat“ und „RapUpdate titelt, denn DIESER Rapper tunt seinen Rasenmäher“ verdeutlichen diese Kluft zwischen Schein und Sein.

Seine Sprachwahl und stilistische Entscheidungen tragen zur Schärfe seiner Botschaft bei. Die wiederholte Verwendung von harschen und humorvollen Metaphern und Bildern verleiht seinen Worten eine tiefere Bedeutung, die über die bloße Oberfläche hinausgeht. Die Struktur des Liedes, mit dem Refrain, der die idealisierte Vorstellung einer besseren Welt betont, und den Strophen, die die gegenwärtige Realität kritisieren, unterstützt die Kontraste, die Sido darzustellen versucht.

Persönliche Gedanken und Reflexionen zur sozialen Botschaft

Während Sidos rauer Ton und seine harten Worte auf den ersten Blick schockierend wirken können, bieten sie eine tiefere Einsicht in seine Überzeugungen und das, woran er glaubt. Seine Kritik an der Oberflächlichkeit und Unaufrichtigkeit in der Welt des Raps und darüber hinaus lädt zu einer Reflexion über persönliche und gesellschaftliche Werte ein.

Durch seine scharfsinnige Beobachtungsgabe und seinen zynischen Humor schafft Sido eine Verbindung zu den Hörern, die aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen und Beobachtungen über bestehende soziale Ungerechtigkeiten und kulturelle Phänomene nachdenken. „Neue Welt“ ist nicht nur ein Lied, sondern auch ein Aufruf zum Nachdenken über die Zustände in unserer Gesellschaft und die Rolle, die Musik als Spiegel dieser Zustände spielen kann. Sidos kritische Haltung, gepaart mit seinem einzigartigen Stil, verleiht dem Lied eine Tiefe, die sowohl provokativ als auch bereichernd ist.

Nehmen wir an diese Welt, diese Welt wäre fair, diese Welt wär‘ gerecht

Nehmen wir an, Rap wär‘ mehr als Gelaber, wär‘ mehr als Geschäft

Nehmen wir an, dass es dich nicht mehr gäb‘, nehmen wir an, du wärst weg

Das wär‘ ’ne schöne neue Welt, es wär‘ ’ne schöne neue Welt (imagine that)

Eine schöne neue Welt

Und du willst ein Rapper sein, ich fühl‘ dir auf den Zahn, du Esel

Was für Legende? Menschen reden über mich, als wär‘ ich ein unerklärliches Fabelwesen

Laber nicht, deine Braut hat ein asymmetrisches Blaseface

Das aussieht, als äße sie zum Frühstück morgens ’n Wagenheber

Eh-eh, sie mag nicht jeden, nur jeden mit ’nem Schwanz

Der sie wild durch die Lüfte wirbelt wie beim brasilianischen Capoeira

Frag nicht, wieso das Piano hier so mollig ist

Der Witz versteckt sich im düsteren Gewand, als wär‘ er von Hagen Rether

Lambos in Videos, doch im Alltag eher Marke Seat

RapUpdate titelt, denn DIESER Rapper tunt seinen Rasenmäher

Seine Bitch lässt sich betouchen wie’n zahmes Meerschweinchen

Macht die Nacht im Club durch und müffelt aus dem Rachen morgens nach starker Blähung

Sie nennen meine Kunst entartet, wären glücklich sie zu verbrennen

Denn meine Stimme schneidet durch den Beat wie’n scharfes Schwert

Rapper quatschen aber immer das Gleiche wie ja und yeah

Ich wart‘ nur, bis sie sich gegenseitig auslöschen wie Phasendreher, S-A-V

Nehmen wir an diese Welt, diese Welt wäre fair, diese Welt wär‘ gerecht

Nehmen wir an, Rap wär‘ mehr als Gelaber, wär‘ mehr als Geschäft

Nehmen wir an, dass es dich nicht mehr gäb‘, nehmen wir an, du wärst weg

Das wär‘ ’ne schöne neue Welt, es wär‘ ’ne schöne neue Welt (imagine that)

Eine schöne neue Welt

Na, wat ist’n los, Kleiner?

Deutsche Rapper haben Ghostwriter

Machen auf der Bühne auf Tae-Bo-Fighter

Alle nur noch Statements und so weiter, eh

In der Schwulenszene kennt man sie

Weil sie gern ein viel zu kleines Hemd anziehen

Doch ich hab‘ kein Mitleid, keine Empathie

Bis eines Tages meine Seele aus dem Fenster fliegt, eh

Und du willst dann noch ein Huhn mit mir rupfen

Doch ich kann dir nur anbieten, meine Schuhe zu putzen

Um mich aufzuhalten, musst du besser Kugeln benutzen

Keine Gegner, alles Huren und Nutten

Und dann hör‘ ich diesen Song

Und da disst er mich, denn mein Erfolg macht ihm schlechte Laune

Ist okay, doch lass die Mutter aus’m Spiel

Oder meine Mutter haut deiner Mutter auf die Schnauze

Nehmen wir an diese Welt, diese Welt wäre fair, diese Welt wär‘ gerecht

Nehmen wir an, Rap wär‘ mehr als Gelaber, wär‘ mehr als Geschäft

Nehmen wir an, dass es dich nicht mehr gäb‘, nehmen wir an, du wärst weg

Das wär‘ ’ne schöne neue Welt, es wär‘ ’ne schöne neue Welt (imagine that)

Eine schöne neue Welt

Ich nehme, nebenan, Überholspur, geht’s nicht weiter

Ich will nur auf die Karriereleiter

In einer Szene ohne Wegweiser

Voller Quälgeister, redet weiter, eh

Als ich klein war, war Leben leichter

Und ideenreicher, alle eh reicher

Yeah, ich geb‘ der Platte eine B-Seite

Täglich streiten, allein aber Che Guevara, eh

Meine Kinder sind wie Seefahrer

Auf hoher See, aber ohne ’ne Magnetnadel

Frage, soll ich ihnen sagen es kommen Tornados

In einer Welt voller Pablos und Sopranos?

Check die Kollabos, es sind MVPs und Allstars

Rapmusik ohne MTV-Reporter

Ich geh‘ ans Mic, für die Jugend nicht mehr hörbar

Alte Schule, aber New World Order, eh

Nehmen wir an diese Welt, diese Welt wäre fair, diese Welt wär‘ gerecht

Nehmen wir an, Rap wär‘ mehr als Gelaber, wär‘ mehr als Geschäft

Nehmen wir an, dass es dich nicht mehr gäb‘, nehmen wir an, du wärst weg

Das wär‘ ’ne schöne neue Welt, es wär‘ ’ne schöne neue Welt (imagine that)

Eine schöne neue Welt

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