Liedtextanalyse: „Großvater“ von S.T.S.
Einleitung
Der 1988 veröffentlichte Song „Großvater“ von der österreichischen Band S.T.S. ist ein eindrucksvolles musikalisches Werk, das in prägnanter Art und Weise die Beziehung zwischen dem Sänger und seinem Großvater beschreibt. Durch die Verwendung von Dialekt und eine erzählerische Schreibweise gelingt es der Band, eine intime und authentische Atmosphäre zu schaffen. In den folgenden Abschnitten wird der Liedtext detailliert analysiert, wobei auf die vielschichtigen Elemente und die tiefgehende Bedeutung der einzelnen Strophen eingegangen wird.
Strophe 1: Die erste Zuflucht
„Bei jedem Wickel mit der Mutter wor mei erster Weg von daham zu dir
Und du host g’sogt: „Sie is‘ allan, des muat‘ versteh’n,
Ois vergeht, kumm, trink a Bier“
Dann host du g’mant, das ganze Leben
Besteht aus Nehman und vül mehr Geben“
Die erste Strophe stellt die enge Beziehung zwischen dem Protagonisten und seinem Großvater dar. Immer wenn es Konflikte („Wickel“) mit der Mutter gab, suchte der Sänger Trost bei seinem Großvater. Dieser vermittelte ihm nicht nur Verständnis für die Mutter („Sie is‘ allan, des muat‘ versteh’n“), sondern stärkte ihn auch mit der Weisheit, dass das Leben mehr aus Geben als aus Nehmen besteht. Das einfache Angebot, ein Bier zu trinken, zeigt die bodenständige und tröstende Natur des Großvaters.
Strophe 2: Die Leichtigkeiten und Reue der Jugend
„Worauf I aus dein‘ Kosten in der Nocht
De poor tausend Schlling g’fladdert hob‘
Zum Verputzen in der Diskothek,
A poor Tog‘ d’rauf host‘ mi danoch g’frogt
I hob’s bestritten, hysterisch ‚plrrt,
Dei Blick wor traurig, dann hob‘ I g’rehrt
Du host nur g’sogt: „Kumm, loss‘ ma’s bleiben,
Geid kann gor nie so wichtig sein!““
In dieser Strophe wird eine epische Entwicklung im Verhältnis zur ersten Strophe deutlich. Der Großvater wird hier als eine Figur der Vergebung und Weisheit porträtiert. Auch wenn der junger Sänger Geld seines Großvaters für Vergnügungen ausgab und dieses Verhalten nicht nur verheimlichte, sondern auch erst spät eingestand, zeigte der Großvater weder Zorn noch Enttäuschung. Stattdessen vermittelte er eine tiefere Lebensweisheit, indem er sagte, dass Geld nie von höchster Wichtigkeit sei.
Strophe 3: Geschichten über Krieg und Ehe
„Wann Du vom Kriag erzh’t host, wie du am Russen
Aug in Aug gegenüber g’standen bist
Ihr hobt’s eich gegenseitig an Tschick anboten,
Die Hand am Obzug hot zittert vor lauter Schiss
Oder dei Frau, die den ganzen Tog dir die Uhr’n vollg’sungan hot
Du host nur g’sogt: „I hob‘ sie gern,
I muas net olles, wos sie sogt, immer her’n!““
Die dritte Strophe befasst sich mit den Erfahrungen des Großvaters, darunter der Krieg und seine Ehe. Die eindrucksvollen Kriegserlebnisse illustrieren seine Tapferkeit und Menschlichkeit, als er trotz der Angst einem russischen Soldaten eine Zigarette anbot. Die Erzählung über seine Frau, die den ganzen Tag redete und sang, untermalt das begonnene Bild des Großvaters als geduldigen und liebenden Menschen, der nicht immer alles ernst nehmen muss, was gesagt wird, sondern seine Liebesbeziehung in einem tiefen, verständnisvollen Maße lebt.
Refrain: Der Wunsch nach einer letzten Begegnung
„Großvota, kannst du net obakumman auf an schn’n Kaffee?
Großvota, i mecht da sofül sog’n, wos I erst jetzt versteh‘!
Großvota, du worst mei erster Freind, und des vergi‘ i nie, Großvota“
Der Refrain ist emotional aufgeladen und zeigt den fortdauernden Schmerz und die Sehnsucht nach dem verstorbenen Großvater. Der Sänger drückt seine Reue aus, nun erst so vieles verstanden zu haben, das er gern noch mit seinem Großvater besprechen würde. Diese Zeilen zeigen auch, dass der Großvater die erste und wohl wichtigste Bezugsperson im Leben des Sängers war.
Strophe 4: Übermenschlichkeit und Lebensprinzipien
„Du worst ka Übermensch, host a nie so tan,
G’rod desweg’n wor da irgendwie a Kroft
Und durch die Ort, wie du dei Leb’n g’lebt host,
Hob i a Ahnung ‚kriagt, wia ma’s vielleicht schofft
Dei Grundsatz wor: „Z’erst überleg’n,
A Meinung hob’n, dahinter steh’n“
Niemols Gewolt, olles bered’n, ober a ka Ongst vor irgendwem“
In dieser Strophe reflektiert der Sänger noch eingehender über die Charaktereigenschaften und Lebensphilosophien seines Großvaters. Er betont, dass der Großvater kein Übermensch war und sich auch nicht so inszenierte, was gerade seine besondere Kraft ausmachte. Durch die Art, wie der Großvater lebte, bekam der Sänger eine Ahnung davon, wie man das Leben erfolgreich bewältigen kann. Wesentliche Prinzipien wie gründliches Nachdenken, hinter der eigenen Meinung stehen und keine Angst vor irgendjemandem zu haben, werden hier als zentrale Lehren des Großvaters hervorgehoben.
Wiederholung des Refrains
„Großvota, kannst du net obakumman auf an schn’n Kaffee?
Großvota, i mecht da sofül sog’n, wos I erst jetzt versteh‘!
Großvota, du worst mei erster Freind, und des vergi‘ i nie, Großvota“
Zum Schluss wird der Refrain erneut wiederholt, was die unveränderliche Sehnsucht und Wertschätzung des Sängers für seinen Großvater weiter untermauert.
Zusammenfassung und Fazit
Der Song „Großvater“ ist ein tief berührendes und authentisches Zeugnis von Familientradition, Weisheit und bedingungsloser Liebe. Durch verschiedene Strophen hinweg zeichnet die Band ein multidimensionales Bild des Großvaters, das sowohl alltägliche Momente als auch außergewöhnliche Lebensereignisse umfasst.
Der Ton des Liedes wechselt zwischen reflektierend und erzählerisch, bleibt aber stets emotional ehrlich und roh. Der Stil des Textes schlicht und bergen gleichzeitig eine hohe emotionale Tiefe Spiegeln dies.
Die Geschichte entwickelt sich vom alltäglichen Leben über jugendliche Leichtsinnigkeit bis hin zu lebensverändernden Weisheiten und Kriegserfahrungen, und endet mit einer wiederholten, innigen Bitte um eine Wiedervereinigung im Geiste. Der Großvater wird durchgängig als Säule der Ruhe, Weisheit und bedingungsloser Liebe dargestellt, dessen Lehren und Prinzipien auch über den Tod hinaus eine wesentliche Rolle im Leben des Sängers spielen.
Das Lied ist ein eindrucksvolles und eindringliches Porträt einer bedeutsamen Beziehung und ein Zeugnis der Kraft, die aus Einfachheit entstehen kann.
Bei jedem Wickel mit der Mutter wor mei erster Weg von daham zu dir
Und du host g’sogt: „Sie is‘ allan, des muat‘ versteh’n,
Ois vergeht, kumm, trink a Bier“
Dann host du g’mant, das ganze Leben
Besteht aus Nehman und vül mehr Geben
Worauf I aus dein‘ Kosten in der Nocht
De poor tausend Schlling g’fladdert hob‘
Zum Verputzen in der Diskothek,
A poor Tog‘ d’rauf host‘ mi danoch g’frogt
I hob’s bestritten, hysterisch ‚plrrt,
Dei Blick wor traurig, dann hob‘ I g’rehrt
Du host nur g’sogt: „Kumm, loss‘ ma’s bleiben,
Geid kann gor nie so wichtig sein!“
Wann Du vom Kriag erzh’t host, wie du am Russen
Aug in Aug gegenüber g’standen bist
Ihr hobt’s eich gegenseitig an Tschick anboten,
Die Hand am Obzug hot zittert vor lauter Schiss
Oder dei Frau, die den ganzen Tog dir die Uhr’n vollg’sungan hot
Du host nur g’sogt: „I hob‘ sie gern,
I muas net olles, wos sie sogt, immer her’n!“
Großvota, kannst du net obakumman auf an schn’n Kaffee?
Großvota, i mecht da sofül sog’n, wos I erst jetzt versteh‘!
Großvota, du worst mei erster Freind, und des vergi‘ i nie, Großvota
Du worst ka Übermensch, host a nie so tan,
G’rod desweg’n wor da irgendwie a Kroft
Und durch die Ort, wie du dei Leb’n g’lebt host,
Hob i a Ahnung ‚kriagt, wia ma’s vielleicht schofft
Dei Grundsatz wor: „Z’erst überleg’n,
A Meinung hob’n, dahinter steh’n“
Niemols Gewolt, olles bered’n, ober a ka Ongst vor irgendwem
Großvota, kannst du net obakumman auf an schn’n Kaffee?
Großvota, i mecht da sofül sog’n, wos I erst jetzt versteh‘!
Großvota, du worst mei erster Freind, und des vergi‘ i nie, Großvota
Großvota, kannst du net obakumman auf an schn’n Kaffee?
Großvota, i mecht da sofül sog’n, wos I erst jetzt versteh‘!
Großvota, du worst mei erster Freind, und des vergi‘ i nie, Großvota