Der Wunsch nach einer Zeitmaschine und zerstörtes Vertrauen

Sabrina Carpenters Lied „emails i can’t send“ beginnt mit dem Wunsch, eine Zeitmaschine zu besitzen: „It’s times like these wish I had a time machine / So I could see what you did October thirteenth / At 10:15, were you really asleep?“ Diese Eingangspassage macht sofort klar, dass es im Lied um tiefes Misstrauen und Zweifel geht. Die Sängerin will zurückreisen, um eine Wahrheit herauszufinden, die ihr quält. Hier zeichnet sich bereits ein dramatischer Konflikt ab: ein gebrochenes Vertrauen innerhalb einer Beziehung, möglicherweise in der Familie, da sie auch die „family“ erwähnt.

Der Verlust des Vertrauens und der Ekel vor der Person

Das Stück fährt in der ersten Strophe fort, den Vertrauensbruch zu thematisieren: „There’s no us in us when I’m lacking trust / You wanna discuss, ugh / You disgust me.“ Der Ekel („disgust“) und die Forderung nach einer Diskussion verdeutlichen den emotional aufgeladenen Zustand der Sängerin. Das fehlende Vertrauen lässt sie den anderen nicht mehr als Teil einer gemeinsamen Einheit sehen („There’s no us in us“). Die aggressive Sprache und der Drang, zu fluchen („Don’t make me cuss you out“), verdeutlichen die Tiefe ihrer Wut und Enttäuschung.

Die Unfähigkeit zu lieben und die Verzweiflung über die Zukunft

Eine besonders bezeichnende Passage ist: „And thanks to you I, I can’t love right / I get nice guys and villainize them / Read their texts like they’re having sex right now.“ Hier beschreibt Carpenter, wie dieser Vertrauensbruch ihr zukünftiges Liebesleben beeinflusst. Ihre Unsicherheit führt dazu, dass sie Männer irrationalerweise misstraut und verdächtigt. Diese emotionalen Aufwühlungen treiben Carpenter dazu, die „nice guys“ als Bösewichte („villainize them“) zu sehen, was zeigt, welche weitreichenden Auswirkungen dieser individuelle Vertrauensbruch auf ihre Wahrnehmung von Beziehungen hat.

Die Langzeitfolgen des Vertrauensbruchs und die Schwierigkeit der Vergebung

Im Refrain, der von der Zukunft spricht – „When I’m forty-five, someone calls me their wife / And he fucks our lives in one selfish night“ – wird das Ausmaß der inneren Zerrissenheit deutlich. Carpenter malt ein düsteres Bild ihrer Zukunft, in der erneutes Misstrauen sie quält. Ihre Worte „Don’t think I’ll find forgiveness as fast as mom did“ und „I love you, but you’re such a dipshit“ unterstreichen die Schwere der Verletzung und ihre Schwierigkeiten, Vergebung zu finden. Sie verbindet ihre persönliche Erfahrung mit größeren familialen Dynamiken, was ihre Narrative noch eindringlicher macht.

Kulturelle und emotionale Kontexte von Vergebung und Verachtung

Die Schlusspassage „’He had it coming’“ zitiert wohl eines der populärsten Musicals: „Chicago“. Diese Zeile, die metaphorisch für die Vergeltung einer gerechten Sache steht, könnte darauf hindeuten, dass Carpenter glaubt, dass die vergangene Verfehlung unumgänglich zu diesen zerstörenden Gefühlen führte. Die kulturelle Referenz schafft somit eine zusätzliche emotionale Tiefe. Indem sie diese bekannte Zeile verwendet, verstärkt Carpenter die Dramatik und Tragweite ihrer emotionalen Situation.

Zentralen Themen: Vertrauen, Verrat und Schmerz

Die zentralen Themen des Liedes sind klar: Vertrauen und dessen Verlust, Verrat und der daraus resultierende Schmerz und Zorn. Diese Themen sind emotional stark aufgeladen und kommen durch die sprachlich scharfsinnigen und direkten Texte besonders zum Ausdruck. Carpenters Verwendung von Metaphern, wie der „time machine“, und ihre Direktheit in der Sprache – „You’re such a dipshit“ – machen die Wunden und den Kummer greifbar.

Strukturelle Entscheidungen und ihre Bedeutung

Der Text ist strukturell sehr präzise aufgesetzt mit einer klaren chronologischen Erzählweise von der Vergangenheit über die Gegenwart bis hin zu möglichen zukünftigen Szenarien. Jede Strophe baut auf der vorherigen auf und bringt tiefere Einblicke in Carpenters emotionalen Zustand. Diese klare Struktur hilft dem Hörer, den Verlauf von Misstrauen bis hin zur vollständigen Verletzung nachzuvollziehen. Auch die wechselnden Tonfälle – von nostalgischen Wünschen, über verzweifelte Anklagen bis hin zu bitterer Enttäuschung – tragen zur Ausdruckskraft bei.

Interpretation und mögliche Lesarten

Sabrinas Text könnte auf verschiedene Weisen gelesen werden: Einerseits als direkter Bericht eines persönlichen Erlebnis, andererseits als allegorische Erzählung über allgemeine menschliche Erfahrungen von Betrug und Misstrauen. Die emotionale Verbundenheit und die intensive Wortwahl laden dazu ein, persönliche oder gesellschaftliche Parallelen zu ziehen, denn Themen wie diese berühren viele Menschen tief.

Verbindung zum Liedtext: Tiefer Schmerz und emotionale Echtheit

Persönlich berührt mich Carpenters Werk stark. Es spricht nicht nur von einer Einzelgeschichte, sondern reflektiert verallgemeinerbare Gefühle von Verrat und Schmerz, die viele Menschen nachvollziehen können. Die Bitterkeit und die Schwierigkeit der Vergebung, wie Carpenter sie beschreibt, spiegeln Herausforderungen wider, mit denen wir alle bei gebrochenem Vertrauen konfrontiert sind. Der Text kommt besonders intensiv, ebenso wie die Art und Weise, wie Carpenter die Worte wählt und strukturiert.

Insgesamt ist „emails i can’t send“ ein eindringliches Werk, dass sowohl in sprachlicher, poetischer und thematischer Hinsicht tief geht. Es zeigt die verheerenden Auswirkungen von Vertrauensbruch und berührt durch seine emotionale Ehrlichkeit und dunkle Vorahnung. Die Vorausschau und deren emotionale Komplexität machen es zu einem unfassbar starken Stück zeitgenössischer Popmusik.

Liedtext / Übersetzung

It’s times like these wish I had a time machine
In Zeiten wie diesen wünschte ich, ich hätte eine Zeitmaschine
So I could see what you did October thirteenth
damit ich sehen könnte, was du am dreizehnten Oktober getan hast
At 10:15, were you really asleep?
Warst du um 10:15 wirklich eingeschlafen?
Were you lying to me and the family?
Hast du mich und die Familie belogen?

There’s no us in us when I’m lacking trust
Es gibt kein Wir, wenn mir das Vertrauen fehlt
You wanna discuss, ugh
Du willst diskutieren, ugh
You disgust me
Du ekelst mich an
Don’t make me cuss you out
Bring mich nicht dazu, dich anzuschreien
Why’d you let me down?
Warum hast du mich enttäuscht?
Don’t say sorry now
Sag jetzt nicht leid

And thanks to you I, I can’t love right
Und dank dir kann ich nicht richtig lieben
I get nice guys and villainize them
Ich bekomme nette Kerle und mache sie zu Bösewichten
Read their texts like they’re having sex right now
Lese ihre Nachrichten, als hätten sie gerade Sex
Scared I’ll find out that it’s true
Ängstlich, dass ich herausfinde, dass es wahr ist
And if I do, then I blame you for
Und wenn ich es tue, dann gebe ich dir die Schuld für
Every worst that I assume
Jedes Schlimmste, das ich annehme
When I’m forty-five, someone calls me their wife
Wenn ich fünfundvierzig bin, nennt mich jemand seine Frau
And he fucks our lives in one selfish night
Und er zerstört unser Leben in einer egoistischen Nacht
Don’t think I’ll find forgiveness as fast as mom did
Glaube nicht, dass ich so schnell Vergebung finde wie Mama
And, God, I love you, but you’re such a dipshit
Und, Gott, ich liebe dich, aber du bist so ein Idiot
Please fucking fix this
Bitte verdammt nochmal repariere das

‚Cause you were all I looked up to
Denn du warst alles, zu dem ich aufsah
Now I can’t even look at you
Jetzt kann ich dich nicht einmal ansehen

(You do)
(Du tust es)
I mean, as they say in Chicago
Ich meine, wie man in Chicago sagt
‚He had it coming‘
‚Er hat es verdient‘

Andere Lieder aus Emails I Can’t Send Fwd: Album

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