1993 von Wincent Weiss: Eine detaillierte Liedtextanalyse
Der Song „1993“ von Wincent Weiss, veröffentlicht im Jahr 2019, ist ein gefühlvolles und introspektives Lied, das sowohl melancholische als auch hoffnungsvolle Töne anschlägt. Der Künstler reflektiert über seine Beziehung zu einem abwesenden Vater und durchlebt dabei eine tiefe emotionale Reise. Die Lyrics berichten von den prägenden Momenten seiner Kindheit und Jugend, wie auch von den Auswirkungen der Abwesenheit dieses Elternteils auf seine eigene Identität und Zukunft.
Erste Strophe und erster Refrain
- “Meine allerersten Schritte führten nicht zu dir”
Der Sänger beginnt mit der metaphorischen Darstellung seiner ersten Schritte, die ihn nicht zu seinem Vater führten. Dies symbolisiert die anfängliche und anhaltende Abwesenheit seines Vaters und setzt gleich zu Beginn einen emotionalen Ton. - “Mein erstes Wort war „Mama“
Du kannst doch nichts dafür”
Der Fokus liegt hier auf der Mutter, was die zentrale Rolle der Mutter in seinem frühen Leben betont. Gleichzeitig entschuldigt er den Vater, indem er sagt, dieser könne nichts dafür, was andeutet, dass er versucht, sich mit der Realität zu arrangieren. - “Kenn’ dich nur aus Geschichten
Und nicht mal deinen Namen”
Die Distanz wird hier deutlicher gemacht. Er kennt seinen Vater lediglich aus Erzählungen, was die emotionale Trennung und das Unwissen über seine Wurzeln unterstreicht. - “So ‘n Typ da auf den Fotos
Der nie nach Hause kam”
Eindringlich beschreibt er seinen Vater als eine ferne Figur auf Fotos, die nie wirklich anwesend war, was die Traurigkeit und das Gefühl des Verlassenseins verstärkt. - “Und alles was bleibt
Ist nur irgendein Gesicht
Und ein Danke, danke für nichts”
Dies ist eine ernüchternde Zusammenfassung seiner Gefühle gegenüber dem Vater. Das Gesicht des Vaters bleibt anonym und bedeutungslos, während der sarkastische Dank die Bitterkeit zeigt.
Zweiter Refrain
- “Sag, wie soll ich wissen
Wie es ist dich zu vermissen?
Wie soll ich dir vergeben?
Vielleicht im nächsten Leben”
Die wiederholten Fragen drücken Verwirrung und inneren Konflikt aus. Der Glaube an Vergebung im nächsten Leben zeigt sowohl Resignation als auch eine Hoffnung auf einen Neuanfang jenseits der aktuellen Existenz. - “Vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht
Vielleicht im nächsten Leben”
Die Wiederholung des „Vielleicht“ verstärkt die Ungewissheit und das Unbehagen, das mit der Vorstellung von Vergebung verbunden ist. Es gibt keine klare Antwort oder Lösung im gegenwärtigen Leben.
Zweite Strophe
- “Mein erstes Mal verliebt
Das Herz so schwer vor Last
Die allerersten Tränen
Hast du einfach so verpasst”
Alltägliche, aber bedeutende Erfahrungen wie die erste Liebe und die ersten Tränen werden aufgezählt, um die vielen verpassten Momente durch die Abwesenheit des Vaters hervorzuheben. - “Aber mach dir keine Sorgen
Es hat mich nie gestört”
Hier versucht der Sänger, eine gewisse Stärke und Unabhängigkeit zu behaupten. Doch die vorherigen Zeilen sprechen von einer tiefen Verwundbarkeit und Verletzung, was diese Zeile ironisch erscheinen lässt. - “Ich schreib’ dir diesen Song hier
Und ganz egal, ob du ihn hörst
Denn alles was bleibt
Ist nur irgendein Gesicht
Und ein Danke, danke für nichts”
Das Aufschreiben des Songs an den Vater symbolisiert den Versuch, die eigenen Gefühle zu verarbeiten, unabhängig davon, ob der Vater es jemals wahrnimmt. Erneut wird das Gefühl der Enttäuschung durch das gleichgültige und bittere “Danke” hervorgehoben.
Dritter Refrain
- “Wem soll ich das erzählen?
Wie sollst du mir fehlen?
Wie soll ich dir vergeben?
Vielleicht im nächsten Leben”
Die Fragen vertiefen die Verwirrung und die emotionale Distanz. Der Refrain bleibt in mehreren Zeilen unverändert und verstärkt dadurch die Zentralität dieser Fragen und dieser Fassungslosigkeit. - “Vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht
Vielleicht im nächsten Leben” - “Oh, vielleicht
Ey, vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht”
Auch hier zeigt die Wiederholung die Anspannung und das Unwissen darüber, wie Vergebung und Heilung stattfinden könnten.
Letzte Verse
- “Habe schon eins von dir gelernt
Das geb’ ich gerne zu
Wenn ich mal Vater werde
Werd’ ich nie so sein wie du”
Der Schluss des Liedes führt zu einer erkenntnisreichen Resignation. Trotz der schmerzhaften Erfahrungen hat er eine wichtige Lebenslektion gelernt – nämlich dass er als zukünftiger Vater ganz anders sein möchte, um sicherzustellen, dass seine Kinder nicht unter der gleichen Abwesenheit leiden werden.
Stil und Tonentwicklung
Der Ton des Liedes entwickelt sich von einer melancholischen Reflexion zur sarkastischen Dankbarkeit und endet schließlich in einem Entschluss für die Zukunft. Der Anfang, geprägt von Trauer und Verwirrung, leitet über zu Sarkasmus und abschließend zur Erkenntnis. Diese thematische Entwicklung zeigt eine tiefe emotionale Reise des Sängers von Schmerz und Bitterkeit hin zu einer hoffnungsvollen Selbstverpflichtung, es besser zu machen.
Zusammengenommen ist „1993“ ein kraftvoller und ehrlicher Bericht über die Auswirkungen familiärer Abwesenheit sowie der daraus resultierenden persönlichen Resolution.
Meine allerersten Schritten führten nicht zu dir
Mein erstes Wort war „Mama“
Du kannst doch nichts dafür
Kenn’ dich nur aus Geschichten
Und nicht mal deinen Namen
So ‘n Typ da auf den Fotos
Der nie nach Hause kam
Und alles was bleibt
Ist nur irgendein Gesicht
Und ein Danke, danke für nichts
Sag, wie soll ich wissen
Wie es ist dich zu vermissen?
Wie soll ich dir vergeben?
Vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht
Vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht
Vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht
Mein erstes Mal verliebt
Das Herz so schwer vor Last
Die allerersten Tränen
Hast du einfach so verpasst
Aber mach dir keine Sorgen
Es hat mich nie gestört
Ich schreib’ dir diesen Song hier
Und ganz egal, ob du ihn hörst
Denn alles was bleibt
Ist nur irgendein Gesicht
Und ein Danke, danke für nichts
Sag, wie soll ich wissen
Wie es ist dich zu vermissen?
Wie soll ich dir vergeben?
Vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht
Vielleicht im nächsten Leben
Wem soll ich das erzählen?
Wie sollst du mir fehlen?
Wie soll ich dir vergeben?
Vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht
Vielleicht im nächsten Leben
Oh, vielleicht
Ey, vielleicht im nächsten Leben
Vielleicht
Habe schon eins von dir gelernt
Das geb’ ich gerne zu
Wenn ich mal Vater werde
Werd’ ich nie so sein wie du
