Reise zwischen zwei Welten: Eine inhaltliche Erzählung
Matthias Reims neues Lied „Wenn ich die Augen schließe” erzählt die Geschichte einer emotionalen Reise, die stark von der Trennung einer geliebten Person geprägt ist. Der Liedtext beginnt mit der Schilderung einer Abreise aus einem Hotel: „Der Check-out im Hotel lief reibungslos, die Extras auf der Rechnung, riesengroß“. Dies beschreibt einen typischen Auscheckvorgang, bei dem auch härtere Realitäten wie hohe Rechnungen auftauchen.
Der Übergang zum Flughafen wird schnell und routiniert beschrieben: „Das Taxi steht schon vorm Hotel, Richtung Airport, bitte schnell“. Ersatzweise den luxuriösen Hotelzimmern und entspannten Urlaubstagen, geht es nun zurück „ins wahre Leben“. Doch der Ausdruck „What the hell?“ offenbart schon früh die Verlegenheit und das Zögern des Sängers in Bezug auf diese vermeintlich normale Rückkehr.
In der zweiten Strophe wird die emotionale Bindung tiefer beleuchtet. Der Sänger drückt das schmerzliche Gefühl der Trennung aus: „Wenn ich die Augen schließe, seh‘ ich dich vor mir“. Dies wiederholt sich wie ein Mantra im Refrain des Songs, was den Eindruck der Sehnsucht und des Festklammerns an eine mentale Flucht verstärkt.
Die Struktur eines Reisenden im Konflikt
Der Sänger bewegt sich durch die dritten und vierten Strophen und beschreibt die physischen Bewegungen seiner Reise im Kontrast zu dem emotionalen Moment, den er gerne konservieren möchte – „zurück ins alte Leben, obwohl es das wahrscheinlich nicht mehr gibt“. Der zeitliche Rahmen ist hier von Wesentlichkeit, da dem Zuhörer klar gemacht werden soll, wie schwer es für den Sänger ist, sich von der gemeinsamen Zeit und Erinnerungen zu lösen.
Der mittlere Teil des Liedes nimmt die Hörer mit in den Flugzeugraum: „Der Steward fragt mich: ‚Noch ’n Bier?‘ Ich sag‘: ‚Okay, dann bring mal vier‘.“ Bemerkenswert erscheint dies als ein Versuch, den inneren Konflikt durch temporäre Lösungsansätze zu bewältigen. Doch schnell wird klar, „weil eigentlich gehör‘ ich hier nicht rein, so allein“, dass dieser Vergnügungsdrang nur eine Flucht darstellt.
Wenn ich die Augen schließe, um dich zu erreichen: Poetische und sprachliche Elemente
Matthias Reims Liedtext ist reich an poetischen und rhetorischen Techniken, die das emotionale Gewicht des Textes erhöhen. Ein auffälliges Stilmittel ist die Wiederholung (Anapher) „Wenn ich die Augen schließe, seh‘ ich dich vor mir“ und „Und wenn ich träume, bin ich immer noch bei dir“, welche Konsistenz und Dramatik in den Erinnerungen des Reisenden schafft. Reimschema und typische Versstruktur geben dem Lied dabei einen melodischen und rhythmischen Fluss, der das Hörerlebnis greifbarer macht. Die Metapher „Und beame mich direkt vom Jetzt und Hier zu dir“ suggeriert eine Wunschvorstellung über die Realität hinaus und nutzt populäre Science-Fiction-Begriffe, um die Abstraktion seiner geistigen Reise zu betonen.
In dieser Sprache erkennt man die Dissonanz seines wirklichen Lebens und der Erinnerung, die er zu bewahren versucht. Reim innoviert durch das Einführen subtiler Alltagsbezüge wie „Der Steward fragt mich: ‚Noch ’n Bier?’“ und „Da vorn ist schon die Landebahn“ die Beziehung zwischen Routine und emotionaler Turbulenz des Hauptprotagonisten.
Zwischen Heimkehr und Verlorenheit: Thematische Tiefe
Ein zentrales Thema dieses Liedes ist die Sehnsucht nach einer beatmeten, unerreichbaren Synchronisation der Realität und der eigenen Wahrnehmung. Diese wird durch den Kontrast der Reise und der Rückkehr zum „wahren Leben“ verdeutlicht, und der ständige emotionale Widerstreit wird durch das immerwährende Wiedersehen durch geschlossene Augen stichhaltig weitergeführt. Die Grundemotion des Textes ist Melancholie gepaart mit einer sanften Resignation, was die Existenz vieler Künstler und auch gewöhnlicher Menschen mit ihren eigenen Erinnerungen widerspiegelt.
Kulturell und emotional spricht das Lied besonders Menschen an, die sich in ihrem Alltag entkoppelt und an vergangene Momente geknüpft fühlen. Der Wunsch nach beständiger Nähe und das Widersprüchliche des momentanen Daseins wirft eine Schattenschicht über das alltägliche Tun und hinterlässt einen tiefen Nachhall beim Hörer.
Gedanken in den Wolken
Die Struktur und Sprachwahl von „Wenn ich die Augen schließe“ trägt wesentlich zur Bedeutung und dem künstlerischen Wert des Liedes bei. Durch die Strophenform und stark eingängigen Refrains verleihen diese der Melodie eine fortwährende Assoziation zur Endlichkeit des Moments, während die Schlichtheit der Sprache den Parallelen zur eigenen Lebenswirklichkeit Raum verschafft.
Strukturell gliedert sich das Lied in knappe und klare Strophen, die durch typische Reime unterstützt werden und dadurch eine direkte narrativen Faden ermöglichen. Die Metapher der „Landebahn“, welche ein Ende der imaginären Reise und den Einzug in die Realität markiert, konfrontiert die Zuhörer mit dem unausweichlichen Ende der Fiktion und der Rückkehr – jedoch ohne wirkliche geistige Akzeptanz.
Eine endlose Rückkehr: Interpretation und Reflexion
Verschiedene Lesarten lassen darauf schließen, dass „Wenn ich die Augen schließe“ sowohl die universellen Emotionen der Sehnsucht und die quälenden Momente der Abwesenheit abzielt, als auch auf eine spezifische Art die Tragik der persönlichen Trennungserfahrungen des Sängers, Matthias Reim, reflektieren könnte.
Persönlich spiegelt das Lied für mich Momente wider, in denen der emotionale Ballast derer vergangener Zeiten mit frischen Eindrücken harmoniert und im gleichen Satz auch die Distanzen zitiert, die Menschen voneinander behalten. Es bringt einen unausweichlichen Nachklang in die Gedankenwelt der Zuhörer, der Raum für eigene Reflexionen lässt.
Die harmlosen Begegnungen und kleinen Rituale, wie ein Gespräch mit dem Steward oder die Abgabe des Koffers, gestalten sich zu Symbolen einer vielschichtigen Abwesenheit, die sowohl physisch wie auch emotional erscheint und in den Tiefen des Bewusstseins weiterhin vehement gelebt werden.
In Summe verwebt Matthias Reim mit „Wenn ich die Augen schließe“ eine narrative Dichtung, die sich tief in die psychologischen und emotionalen Realitäten verstrickter Erinnerungen eingräbt, und trifft dabei auf all jene, die eine ähnliche Sehnsucht nach dem Bleiben in einer vergangenen Momentaufnahme erleben.
Der Check-out im Hotel lief reibungslos
Die Extras auf der Rechnung, riesengroß
Das Taxi steht schon vorm Hotel
Richtung Airport, bitte schnell
Zurück ins wahre Leben
What the hell?
Wenn ich die Augen schließe, seh‘ ich dich vor mir
Und wenn ich träume bin ich immer noch bei dir
Wo ich auch bin, was ich auch tu‘
Ich mach‘ einfach die Augen zu
Und beame mich direkt vom Jetzt und Hier zu dir
Du schläfst wahrscheinlich jetzt noch tief und still
Und ich flieg‘ weg, obwohl ich’s gar nicht will
Den Koffer schnell noch aufgegeben
Jetzt geht’s zurück ins alte Leben
Obwohl es das wahrscheinlich nicht mehr gibt
Wenn ich die Augen schließe, seh‘ ich dich vor mir
Und wenn ich träume bin ich immer noch bei dir
Wo ich auch bin, was ich auch tu‘
Ich mach‘ einfach die Augen zu
Und beame mich direkt vom Jetzt und Hier zu dir
Der Steward fragt mich: „Noch ’n Bier?“
Ich sag‘: „Okay, dann bring mal vier“
Weil eigentlich gehör‘ ich hier nicht rein, so allein
Und später sagt er: „Schnall dich an
Da vorn ist schon die Landebahn“
Und es gibt nichts, was ich dagegen machen kann
Wenn ich die Augen schließe, seh‘ ich dich vor mir
Und wenn ich träume bin ich immer noch bei dir
Wo ich auch bin, was ich auch tu‘
Ich mach‘ einfach die Augen zu
Und beame mich direkt vom Jetzt und Hier zu dir
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