Analyse des Liedtextes „viele“ von Wilhelmine
Wilhelmine liefert mit ihrem Lied „viele“ einen tiefgründigen und emotional aufgeladenen Text, der sich intensiv mit den Themen Liebe, gesellschaftliche Erwartungen und Diskriminierung auseinandersetzt. Die Erzählweise ist dabei introspektiv und reflektiv, wobei sie konkrete Zeitangaben nutzt, um bestimmte Erlebnisse und deren emotionale Nachwirkungen zu betonen.
Erste Strophe
„5:37 Uhr, das Gespräch von gestern hält mich wach
Mir wurd so kalt, als er sagte, er wünscht sich für dich ein‘ Mann“
Diese Zeilen eröffnen das Lied und stellen zugleich die erste Verletzung der zentralen Figur dar. Die Uhrzeit unterstreicht die Schwere und Dringlichkeit der Gedanken, die Wilhelmine nachts wachhalten. Eine ungenannte Person äußert den homophoben Wunsch, dass der Partner der Figur ein Mann sein sollte, was eine Ablehnung und Intoleranz gegenüber ihrer Lebensweise darstellt.
„6:42 Uhr, ich liege hier in ihrem Arm
Bitte erklär mir, wie so viel Liebe hier falsch sein kann“
Hier zeigt sich der innere Konflikt der Erzählerin. Während sie Geborgenheit und Liebe bei ihrer Partnerin findet, wird diese Liebe von der Außenwelt als „falsch“ beurteilt. Diese Spannung zwischen innerem Frieden und äußerer Ablehnung zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Text.
Refrain
„Wie kann es sein, dass wir immer noch
Weinen und uns fragen, ob
Teilen mit euch ’n Fehler war
Weil ihr uns alles schwerer macht?“
Der Refrain reflektiert die anhaltende Unsicherheit und den Schmerz, den die Hauptfigur aufgrund der gesellschaftlichen Reaktionen empfindet. Der Gedanke, dass das Teilen ihrer Liebe ein „Fehler“ gewesen sein könnte, offenbart die Tiefe der Verletzung.
„Ein halber Satz, der Bände spricht
Drei Worte und ein Seitenblick
Offnes Herz im Hass erstickt“
Diese Zeilen verdeutlichen die Macht kleiner Gesten und Worte, die tief verwundern können. Ein „halber Satz“ oder ein „Seitenblick“ reichen aus, um Hass und Ablehnung zu transportieren, die das „offene Herz“ ersticken.
Zweite Strophe
„17:32, sind draußen, sie hält meine Hand
Seh‘ noch den Schatten der Flasche, geworfen von irgend ’nem Mann“
„17:33, wir sind gerannt vor Angst
Es kam aus dem Nichts diese Wut, die alles zerbrechen kann“
Diese Zeilen malen ein klares Bild einer bedrohlichen Situation. Die zeitliche Präzision verstärkt die Dramatik des Erlebnisses. Wilhelmine beschreibt einen anonymen Angriff, der offensichtlich homophob motiviert ist. Die „Wut, die alles zerbrechen kann“ symbolisiert die zerstörerische Kraft von Intoleranz und Hass.
Wiederholung des Refrains
„Wie kann es sein, dass wir immer noch
Weinen und uns fragen, ob
Teilen mit euch ’n Fehler war
Weil ihr uns alles schwerer macht?“
Die Wiederholung des Refrains nach der zweiten Strophe unterstreicht die emotionale Erschöpfung und den fortwährenden Zweifel, den die Protagonistin empfindet. Es zeigt eine zyklische Natur ihres Leidens, das keine Auflösung findet.
Brücke
„Wir sind so viele
Wir sind so viele
Denn so wie Wasser die Meere
Füllt letztendlich Liebe die Leere“
In dieser Brücke wird eine optimistische Aussage gemacht, die weg vom persönlichen Schmerz hin zu einem gemeinschaftlichen Identitätsgefühl führt. Die Metapher „so wie Wasser die Meere“ suggeriert eine natürliche Unaufhaltbarkeit und Weite der Liebe.
Schluss
„Wir sind so viele
Wir sind so viele
Denn so wie Wasser die Meere
Füllt letztendlich Liebe die Leere“
Die Wiederholung dieser Zeilen am Schluss verstärkt die Botschaft der Hoffnung und der Stärke der Gemeinschaft. Trotz der erfahrenen Diskriminierung und Anfeindungen endet das Lied mit einer positiven und vereinten Vision.
Schriftstil und Erzählton
Der Stil des Textes ist insgesamt poetisch und emotional geladen, mit einem hohen Maß an persönlicher Reflexion. Die Verwendung von spezifischen Zeiten und Orten verleiht dem Text eine erzählerische Struktur und unterstreicht die Authentizität der Erfahrungen. Der Ton variiert zwischen verletzlich, fragend und resigniert, wobei er in der Brücke und im Schluss eine positive Wendung nimmt. Durch diese Entwicklung wird die Reise der Hauptfigur von Schmerz zu Hoffnung und Gemeinschaft deutlich.
Zusammenhang und Entwicklung
Die aufeinanderfolgenden Strophen und Refrains zeigen eine klare narrative Entwicklung. Das Lied beginnt mit einer sehr persönlichen und intimen Schilderung des Leidens und schreitet weiter zu konkreten Erlebnissen von Anfeindungen fort. Diese individuelle Erfahrung wird im Refrain immer wieder reflektiert, nur um letztlich in einer kollektiven und hoffnungsvollen Botschaft aufzugehen. Die Message des Liedes ist klar: Trotz der Ablehnung ist die Liebe stärker und allumfassend, und die Gemeinschaft derer, die lieben, ist zahlreich und mächtig.
Zusammengefasst offeriert Wilhelmine mit ihrem Lied „viele“ eine eindrucksvolle und emotionale Ballade. Dieses Lied verarbeitet Schwierigkeiten, die sich mit persönlichen und gesellschaftlichen Akzeptanzkämpfen auseinandersetzen, und schließt mit einer hoffnungsvollen Botschaft der Liebe und Gemeinschaft.
5:37 Uhr, das Gespräch von gestern hält mich wach
Mir wurd so kalt, als er sagte, er wünscht sich für dich ein‘ Mann
6:42 Uhr, ich liege hier in ihrem Arm
Bitte erklär mir, wie so viel Liebe hier falsch sein kann
Wie kann es sein, dass wir immer noch
Weinen und uns fragen, ob
Teilen mit euch ’n Fehler war
Weil ihr uns alles schwerer macht?
Ein halber Satz, der Bände spricht
Drei Worte und ein Seitenblick
Offnes Herz im Hass erstickt
Wir sind so viele
Wir sind so viele
Denn so wie Wasser die Meere
Füllt letztendlich Liebe die Leere
Wir sind so viele
17:32, sind draußen, sie hält meine Hand
Seh‘ noch den Schatten der Flasche, geworfen von irgend ’nem Mann
17:33, wir sind gerannt vor Angst
Es kam aus dem Nichts diese Wut, die alles zerbrechen kann
Wie kann es sein, dass wir immer noch
Weinen und uns fragen, ob
Teilen mit euch ’n Fehler war
Weil ihr uns alles schwerer macht?
Ein halber Satz, der Bände spricht
Drei Worte und ein Seitenblick
Offnes Herz im Hass erstickt
Wir sind so viele
Wir sind so viele
Denn so wie Wasser die Meere
Füllt letztendlich Liebe die Leere
Wir sind so viele
Wir sind so viele, mhh
Wir sind so viele
Denn so wie Wasser die Meere
Füllt letztendlich Liebe die Leere
Wir sind so viele
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