Eine Reflexion des schulischen Konformitätsdrucks

Das Lied „School“ von Supertramp aus dem Jahr 1974 thematisiert den Druck, der auf junge Menschen in der schulischen Umgebung lastet, sich anzupassen und den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen. Der Text beschreibt die täglichen Ermahnungen und Einschränkungen, denen Schüler ausgesetzt sind, und stellt die Frage, ob diese Art der Erziehung die richtige ist oder ob sie möglicherweise die Individualität und Freiheit der Kinder unterdrückt. Die wiederkehrenden Hinweise auf die Erwartungen der Erwachsenen und die Zweifel des lyrischen Ichs erzeugen eine kritische Sicht auf traditionelle Erziehungsmethoden.

Widersprüche und Erwartungen: Die erste Strophe

Die erste Strophe beginnt mit einer alltäglichen Szene: „I can see you in the morning when you go to school.“ Dieser einfache Satz ebnet den Weg für die folgenden Anweisungen und Hinweise, die ein Schüler tagtäglich erhält. Der Hinweis „Don’t forget your books, you know you’ve got to learn the golden rule“ zeigt bereits, wie wichtig die Einhaltung von Regeln und das Lernen als zentrale Werte dargestellt werden. Dann folgt die Mahnung des Lehrers: „Your teacher tells you stop your playing, get on with your work,“ die die Priorität des Lernens gegenüber dem Spielen betont. Hier wird auch „Johnnie-Too-good“ eingeführt, ein Paradebeispiel für den idealen Schüler, der niemals seine Pflichten vernachlässigt. Diese Figur symbolisiert das Idealbild, dem die Schüler nachstreben sollen, und stellt somit einen zusätzlichen Druck dar.

Freiheit nach der Schule: Die zweite Strophe

In der zweiten Strophe wird der Übergang vom schulischen Umfeld zum Freizeitleben nach der Schule beschrieben: „After school is over, you’re playing in the park.“ Doch auch hier gibt es Einschränkungen: „Don’t be out too late, don’t let it get too dark.“ Die ständige Überwachung und die vielen Ratschläge, „They tell you not to hang around and learn what life’s about,“ setzen sich auch außerhalb des Schulalltags fort. Die Aufforderung, „grow up just like them,“ impliziert, dass die Erwachsenen ihre eigenen Lebensweisen und Werte unreflektiert an die nächste Generation weitergeben möchten. Der wiederkehrende Zweifel, „And you’re full of doubt,“ zeigt die zermürbende Wirkung dieses ständigen Drucks und die Unsicherheit, die dadurch entsteht.

Der Refrain: Regeln und Gehorsam

Der Refrain hebt die zentrale Aussage des Liedes hervor: „Don’t do this and don’t do that, what are they trying to do? (Make a good boy of you).“ Hier wird die ständige Bevormundung und Kontrolle durch die Erwachsenen hinterfragt. Die rhetorische Frage „And do they know where it’s at?“ deutet darauf hin, dass die Erwachsenen möglicherweise selbst nicht wissen, was das Beste für die Jugendlichen ist. Weiterhin wird die Aufforderung: „Do as they tell you to“ mit dem Schreckensszenario „Don’t want the devil to come and put out your eyes“ abgeschlossen, ein Bild, das die Konsequenzen dramatisiert, wenn man sich den Regeln widersetzt. Dies verdeutlicht die Ängste und Bedrohungen, mit denen die Erwachsenen die Kinder zu Gehorsam zwingen.

Zweifel und Ermutigung: Die dritte Strophe

Die dritte Strophe unterscheidet sich in ihrer Struktur und ihrem Ton von den vorherigen. Der Sänger drückt hier seine eigenen Zweifel und Unsicherheiten aus: „Maybe I’m mistaken expecting you to fight, or maybe I’m just crazy, I don’t know wrong from right.“ Diese ehrliche Reflexion zeigt eine persönliche Unsicherheit und öffnet Raum für eine alternative Perspektive. Der Schlusssatz „But while I’m still living, I’ve just got this to say,“ deutet darauf hin, dass der Sänger trotz seiner Zweifel eine wichtige Botschaft vermitteln möchte. Die abschließenden Worte „It’s always up to you if you want to be that, want to see that, want to see that way“ ermutigen zu einer selbstbestimmten Entscheidung und zur individuellen Freiheit. Somit wird der zuvor geäußerte Druck relativiert und ein persönlicher Entscheidungsraum eingeräumt.

Persönliche Interpretation: Eine scharfsinnige Gesellschaftskritik

Das Lied löst bei mir eine Mischung aus Nachdenklichkeit und leiser Rebellion aus. Es fordert zum Hinterfragen der gesellschaftlichen Normen und Erziehungsmethoden auf und ermutigt gleichzeitig dazu, seinen eigenen Weg zu gehen. Die unterschiedlichen Stimmungen in den Strophen – von der alltäglichen Bevormundung über Zweifel bis hin zur Ermutigung – erzeugen eine dynamische und vielschichtige Erzählweise. Besonders bemerkenswert finde ich die wiederkehrenden Hinweise auf die Unsicherheit und die Zweifel des lyrischen Ichs, was dem Lied eine persönliche und authentische Note verleiht. Das Spiel mit Begriffen wie „Johnnie-Too-good“ und die dramatischen Bilder im Refrain verstärken die Kritik an einer Gesellschaft, die Konformität über Individualität stellt. So bleibt das Lied nicht nur eine Kritik an den Institutionen, sondern auch ein Appell an die Selbstbestimmung und Authentizität jedes Einzelnen.

Liedtext / Übersetzung

I can see you in the morning when you go to school
Ich kann dich morgens sehen, wenn du zur Schule gehst
Don’t forget your books, you know you’ve got to learn the golden rule
Vergiss nicht deine Bücher, du weißt, du musst die goldene Regel lernen

Your teacher tells you stop your playing, get on with your work
Dein Lehrer sagt dir, hör auf zu spielen, mach weiter mit deiner Arbeit
And be like Johnnie-Too-good, don’t you know he never shirks
Und sei wie Johnnie-Too-good, weißt du nicht, dass er nie drückt
He’s coming along
Er kommt voran

After school is over, you’re playing in the park
Nach der Schule spielst du im Park
Don’t be out too late, don’t let it get too dark
Sei nicht zu spät draußen, lass es nicht zu dunkel werden
They tell you not to hang around and learn what life’s about
Sie sagen dir, häng nicht rum und lerne, worum es im Leben geht
And grow up just like them, won’t you let it work it out
Und wach auf genau wie sie, wirst du es nicht herausfinden lassen
And you’re full of doubt
Und du bist voller Zweifel

Don’t do this and don’t do that
Tu das nicht und das nicht
What are they trying to do?
Was versuchen sie zu tun?
(Make a good boy of you)
(Mach einen braven Jungen aus dir)
And do they know where it’s at?
Und wissen sie, worum es geht?
Don’t criticize, they’re old and wise
Kritisiere nicht, sie sind alt und weise
Do as they tell you to
Tu, was sie dir sagen
Don’t want the devil to
Will nicht, dass der Teufel kommt und deine Augen auslöscht
Come and put out your eyes
Kommen und deine Augen auslöschen

Maybe I’m mistaken expecting you to fight
Vielleicht bin ich im Irrtum, wenn ich erwarte, dass du kämpfst
Or maybe I’m just crazy, I don’t know wrong from right
Oder vielleicht bin ich einfach verrückt, ich weiß nicht, was falsch und was richtig ist
But while I’m still living, I’ve just got this to say
Aber solange ich noch lebe, muss ich nur das sagen
It’s always up to you if you want to be that
Es liegt immer an dir, ob du so sein willst
Want to see that, want to see that way
Willst das sehen, möchtest diesen Weg sehen
You’re coming along
Du kommst weiter

TEILEN

EINEN KOMMENTAR SCHREIBEN

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert