Liedtextanalyse: „Nachts wach“ von Miksu / Macloud
Einleitung
Das Lied „Nachts wach“ von Miksu / Macloud, veröffentlicht im Jahr 2022, beschreibt das Leben und die inneren Konflikte eines Protagonisten, der hauptsächlich nachts aktiv ist und mit verschiedenen persönlichen Problemen zu kämpfen hat. Der Text ist im Genre des German Rap verankert und zeichnet sich durch eine direkte und ungeschönte Sprache aus, die dem Zuhörer einen tiefen Einblick in das Seelenleben des Sprechers gewährt.
Detailanalyse
- „Ich komm erst nach Hause, wenn die andern aus dem Haus gehen“
Diese Zeile eröffnet das Lied und stellt den gestörten Lebensrhythmus des Protagonisten dar. Während andere Menschen ihren Tag beginnen, kehrt er erst nach Hause zurück, was bereits auf eine grundlegende Desynchronisation mit der Gesellschaft hinweist. - „Schlafrhythmus gefickt, ich seh die Sonne immer aufgehen“
Hier wird der kaputte Schlafrhythmus weiter verdeutlicht. Das bleibende Bild der aufgehenden Sonne symbolisiert möglicherweise sowohl einen neuen Anfang als auch einen fortwährenden Kampf gegen seine persönliche Dunkelheit. - „Babe, ich bin verliebt in deine Art und in dein Aussehen“
In dieser Zeile zeigt der Protagonist seine Zuneigung zu einer anderen Person. Dies könnte als positiver Kontrapunkt zu seiner sonst düsteren Ausdrucksweise betrachtet werden. - „Kannst du mich nach Haus bringen, ich kann kaum noch geradeaus sehen“
Dies bringt sowohl den physischen als auch den emotionalen Zustand des Sprechers zum Ausdruck: Er ist so erschöpft oder beeinträchtigt, dass er selbst den Weg nach Hause nicht allein bewältigen kann.
Refrain
- „Weil ich bin nachts wach, Fucked up, Babe, ich weiß, du hasst das“
Der Refrain, der mehrmals im Lied wiederholt wird, unterstreicht die zentrale Thematik des Stücks. Der Sprecher ist in einem Zustand der inneren Zerrissenheit und bewusst, dass sein Lebensstil seinem Partner missfällt. Das wiederholte „Fucked up“ ist eine ehrliche und roh formulierte Bestandsaufnahme seines Zustands. - „Ich hitt‘ meinen Plug up, frag‘ ihn, ob er bisschen Hasch hat“
Hier wird offen zugegeben, dass der Sprecher regelmäßig Drogen konsumiert, um mit seinen Problemen umzugehen. Die Wiederholung dieser Zeile unterstreicht, wie tief diese Gewohnheit in seinem Alltag verankert ist. - „Weiß nicht, was ich mir gedacht hab‘, Ich schmeiß‘ alles weg, nur weil ich’s selber in der Hand hab'“
Diese Zeilen reflektieren die Zerrissenheit und das zwanghafte Verhalten des Sprechers sowie seine Neigung zur Selbstsabotage. Trotz seines Wissens über seine eigenen destruktiven Handlungen, scheint er unfähig, diese zu stoppen.
Weitere Strophen
- „Ich hab‘ tiefe Augenringe, wegen tausend Dingen“
Die Augenringe sind ein sichtbares Zeichen der Belastung, unter der der Sprecher leidet. Diese Zeile verstärkt den Eindruck von Erschöpfung und dem Gewicht der Probleme, die ihn plagen. - „Ich glaub, ich werd okay, auch wenn ich grade nicht so klinge“
Hier zeigt sich ein Hauch von Optimismus, der trotz des insgesamt negativen Stimmungsbildes an die Oberfläche kommt. Es zeigt das Streben des Sprechers, trotz aller Herausforderungen irgendwie in Ordnung zu sein. - „Ich hab‘ so viel durch, also kein Wunder, dass ich singe“
Der Sprecher thematisiert seine Erfahrungen und blickt reflektierend auf das, was er durchgemacht hat, was ihn letztlich auch zur Musik geführt hat. Das Singen wird als Ventil für seinen Schmerz und seine Erlebnisse dargestellt. - „Sie sagt mir, sie liebt mich und den Schmerz in meiner Stimme“
Diese Aussage suggeriert, dass der Schmerz des Sprechers auch eine gewisse Anziehungskraft hat und von seinem Partner geschätzt wird. Es zeigt die Komplexität der Beziehung und die Mischung aus Liebe und Leiden.
Abschließender Refrain und Outro
- „Dankbar für was ist, auch noch kaputt von was mal war, ja“
Diese Zeile verweist auf eine duale Haltung des Sprechers: Er ist sowohl dankbar für das, was er hat, als auch von den Ereignissen der Vergangenheit gezeichnet. Diese Dichotomie prägt sein gegenwärtiges Erleben. - „Ich misch‘ Gefühle mit dem Alk und all dem anderen Scheiß“
Hier wird erneut auf den Drogen- und Alkoholkonsum hingewiesen, den der Sprecher benutzt, um seine Gefühle zu verarbeiten oder zumindest zu betäuben. Die Verwendung des Begriffs „Scheiß“ zeigt seine abfällige Haltung zu den ungesunden Bewältigungsstrategien. - „Ich bin nie da, das tut mir anders leid, ja“
Diese Zeile weist auf die Abwesenheit des Sprechers hin, nicht nur physisch, sondern vermutlich auch emotional. Er erkennt den Schmerz an, den seine Abwesenheit verursacht, was Bedauern signalisiert. - „Und wenn ich morgen heimkomm‘, Baby, dann safe anders high“
Diese abschließende Bemerkung verstärkt das Bild eines Kreislaufs aus Gewohnheiten und Sucht, aus dem er nicht auszubrechen vermag. Das Wort „high“ fasst sein anhaltendes Drogenproblem zusammen.
Schlussfolgerung
Das Lied „Nachts wach“ von Miksu / Macloud zeichnet ein lebendiges und doch düsteres Bild eines Lebens, das von Schlaflosigkeit, Drogenkonsum und emotionaler Zerrissenheit geprägt ist. Der Text jongliert geschickt mit den persönlichen Erkenntnissen und der Bereitschaft des Sprechers, seine eigenen Fehler anzuerkennen, während er gleichzeitig den gleichen destruktiven Verhaltensmustern verhaftet bleibt. Die wiederholte Struktur und die wiederkehrenden Motive verstärken den Eindruck einer Endlosschleife des Suchens und Scheiterns. Die Entwicklung der Geschichte zeigt ein fortwährendes Bemühen um Selbstfindung und Verzweiflung, mit einem gelegentlichen Hoffnungsschimmer, der letztlich jedoch von der Realität der persönlichen Dämonen überschattet wird.
(Wenn die andern aus dem Haus gehen)
(Miksu)
(Macloud)
Ich komm erst nach Hause, wenn die andern aus dem Haus gehen
Schlafrhythmus gefickt, ich seh die Sonne immer aufgehen
Babe, ich bin verliebt in deine Art und in dein Aussehen
Kannst du mich nach Haus bringen, ich kann kaum noch geradeaus sehen
Weil ich bin nachts wach
Fucked up
Babe, ich weiß, du hasst das
Ich hitt‘ meinen Plug up, frag‘ ihn, ob er bisschen Hasch hat
Weiß nicht, was ich mir gedacht hab‘
Ich schmeiß‘ alles weg, nur weil ich’s selber in der Hand hab‘
Ja, ich bin nachts wach
Fucked up
Babe, ich weiß, du hasst das
Ich hitt‘ meinen Plug up, frag‘ ihn, ob er bisschen Hasch hat
Weiß nicht, was ich mir gedacht hab‘
Ich schmeiß‘ alles weg, nur weil ich’s selber in der Hand hab‘
Ich hab‘ tiefe Augenringe, wegen tausend Dingen
Ich glaub, ich werd okay, auch wenn ich grade nicht so klinge
Ich hab‘ so viel durch, also kein Wunder, dass ich singe
Sie sagt mir, sie liebt mich und den Schmerz in meiner Stimme
Ah, ich such‘ die Hölle in mei’m Himmel (in mei’m Himmel)
Ja, mein Baby scharf wie eine Klinge (wie eine Klinge)
Meine Sicht ist jeden Abend am verschwimmen
Und ich glaube, da hilft vieles, aber leider keine Brille
Ich trink‘ den Gin, als ob es Wasser wär‘
Wunden viel zu tief, ja, ich glaub‘, da hilft kein Pflaster mehr
Ah, ich bin ziemlich voll, doch fühl‘ mich immer leer
Wann ich das letzte mal zu Haus war? Ist schon lange her
Weil ich bin nachts wach
Fucked up
Babe, ich weiß, du hasst das
Ich hitt‘ meinen Plug up, frag‘ ihn, ob er bisschen Hasch hat
Weiß nicht, was ich mir gedacht hab‘
Ich schmeiß‘ alles weg, nur weil ich’s selber in der Hand hab‘
Ja, ich bin nachts wach
Fucked up
Babe, ich weiß, du hasst das
Ich hitt‘ meinen Plug up, frag‘ ihn, ob er bisschen Hasch hat
Weiß nicht, was ich mir gedacht hab‘
Ich schmeiß‘ alles weg, nur weil ich’s selber in der Hand hab‘
Ich bin nachts wach, paff-paff
Passed out mit der Mannschaft
Ich steig‘ aus dem Uber, grüß‘ mein‘ Bruder mit ei’m Handschlag
Brauch‘ keinen Schlaf mehr, weil ich träume jeden Tag, ja
Dankbar für was ist, auch noch kaputt von was mal war, ja
Ich misch‘ Gefühle mit dem Alk und all dem anderen Scheiß
Ja, sie nennen mich makko, obwohl ich eigentlich ganz anders heiß
Ich bin nie da, das tut mir anders leid, ja
Und wenn ich morgen heimkomm‘, Baby, dann safe anders high
Weil ich bin nachts wach
Fucked up
Babe, ich weiß, du hasst das
Ich hitt‘ meinen Plug up, frag‘ ihn, ob er bisschen Hasch hat
Weiß nicht, was ich mir gedacht hab‘, ah
Ich schmeiß‘ alles weg, nur weil ich’s selber in der Hand hab‘
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