Eine Reise durch Schwierigkeiten und Befreiung

Der Song „Jedes Mal“ von Kontra K, veröffentlicht 2017, reflektiert die Herausforderungen und den inneren Kampf, denen der Erzähler in seinem Leben begegnet. Der Text beginnt mit der Schilderung seiner frühen Kindheit: „Ich kam sauber auf die Welt, blass wie milchweißes Fell“. Diese Zeile spielt auf die Unschuld und Reinheit seiner Geburt an, während die anschließende Zeile „Elternhaus leicht kaputt, doch damals fehlte noch kein Geld“ auf die ersten Herausforderungen und Instabilitäten in seinem Elternhaus hinweist. Der Erzähler wird zwar als Sportler erzogen und lehnt Drogen ab, gerät jedoch dennoch in die Gesellschaft von Ganoven und steht unter dem ständigen Druck, sein Schicksal zu meistern. Die Zeilen „Der Teufel findet dich, dann kommt das Schicksal. Wie ’n Kescher, nimmt dich in den Schwitzkasten“ verdeutlichen die Umstände, die ihn gefangen halten und bedrängen.

In der ersten Strophe schildert Kontra K das Gefühl des Gefangenseins und die Zunahme von Aggressionen und Frustration, wenn er mit Gewalt konfrontiert wird: „Und irgendwann wird jeder Hund mal aggressiv, wenn man ihn schlägt“. Der Text vermittelt das Bild eines sich aufstauenden Drucks, der schließlich durch das Schreiben von Musik abgebaut wird: „Und irgendwann erbrach ich dann immer mein Inneres auf’s Blatt… Und immer, wenn der Beat läuft, hab‘ ich Frieden“.

Stimmen, Ketten, und der Wunsch nach Freiheit

Der Refrain drückt das wiederkehrende Thema des Liedes aus. Die Zeile „Zu viele Stimmen, die uns leiten, zu viele Ketten, die uns halten“ symbolisiert die äußeren und inneren Zwänge, die den Erzähler und seine Gefährten binden und ihre Gedanken in Kreisen drehen lassen. Trotz der scheinbaren Aussichtslosigkeit („Doch ganz unten ist lang nichts verloren“), besteht die Hoffnung auf Erlösung und Aufstieg: „Denn jeder Weg hier raus führt nach oben.“ Der wiederholte Refrain unterstreicht die Funktion des Rap als Befreiungsakt: „Jedes Mal, wenn ich rappe brechen Mauern um mich auf. Diese Welt bekommt einen Farbton mehr als nur grau.“

Die Macht der Musik zur Transformation

Die zweite Strophe fügt eine weitere Ebene zur Erzählung hinzu. Es wird die Geburt eines Kindes im Jahr 1988 beschrieben, dessen Mutter noch jung ist und der Vater abwesend ist: „Seine Mutter noch ein Kind im Kopf, doch das Herz macht halt, was es will.“ Die Abwesenheit des Vaters und die Lebensumstände prägen das Kind tief, er beschreibt sich selbst als „leicht beeinflussbar“ und naiv: „Glaubte alles, was der Wu-Tang-Clan erzählt.“ Der Kulturschock, als er die „echte“ Straße kennenlernt, wird im Lied deutlich: „Kannte die Straße vorher nur von ’ner DVD, nicht mal ein Film.“ Trotzdem bleibt die Musik – „Mucke bleibt Mucke wie wenn man das selbe Blut hat“ – ein beständiger Halt und eine Quelle der Verbindung, unabhängig von den äußeren Umständen.

Der Befreiungsakt des Rap

Die Schlussstrophe verstärkt die Themen des Überlebens und des Kampfes. Der Erzähler beschreibt, wie er sich durch den Rap aus seiner dunklen Umgebung erhebt: „Ich kam aus dem Dunkeln, Parties und Alk“. Der Rap wird zu einem Ventil, um den aufgestauten Frust und Druck abzulassen. „Fette Knarren, jede Zeile trifft“ verdeutlicht die Wucht und Kraft, die in seinen Texten steckt und wie sie auch negative Einflüsse auf die Jugend haben können: „Für die Kids hier ist jede Zeile Gift“, was die ambivalente Natur seiner Kunst betont. Dennoch bleibt der Fokus darauf, durch die Musik persönliche Befreiung und Erleichterung zu finden: „Ohne Mucke wären wir oft schon ausgetickt“.

Symbolik und Sprachliche Tiefe

Kontra K verwendet in seinem Lied zahlreiche Metaphern und Symbole. Der „Hund“, der aggressiv wird, ist eine durchgehende Metapher für den unterdrückten Menschen, der irgendwann zurückschlagen muss. Der „Käfig“, aus dem der Erzähler entkommen möchte, repräsentiert die einschränkenden Umstände seines Lebens und die Mauern, die durch Rappen aufbrechen, stehen für neu gewonnene Freiheit und Erleichterung. Poetische Elemente wie der Wechsel zwischen metaphorischen Bildern und realistischen Beschreibungen sorgen für eine emotionale Tiefe, die die Hörer unmittelbar anspricht.

Emotionale Reaktionen und versteckte Botschaften

Der Liedtext von „Jedes Mal“ ruft intensive Emotionen hervor, darunter Frustration, Hoffnungslosigkeit, aber auch Hoffnung und Erlösung. Der Erzähler vermittelt eindrücklich, wie Musik ihm hilft, den Druck und die Last des Alltags zu bewältigen. Obwohl der Text scheinbar autobiografisch ist, könnte Kontra K auch universelle Erfahrungen von Entfremdung, Kampf und das Streben nach Freiheit ausdrücken. Der wiederkehrende Triumph der Musik über widrige Umstände suggeriert, dass Kreativität und Selbstausdruck mächtige Mittel zur Selbstbefreiung und zum Überleben in schwierigen Zeiten sind.

Struktur und Klang als Ausdrucksmittel

Die Struktur des Liedes, bestehend aus klar getrennten Strophen und einem wiederholten Refrain, unterstützt das zentrale Thema der Befreiung durch Wiederholung und Verstärkung. Die rhythmische und klangliche Gestaltung des Rap gibt dem Text eine zusätzliche emotionale Schicht und vermittelt das Gefühl von Dringlichkeit und Intensität. Die Sprachwahl, geprägt durch direkte und oft rohe Ausdrücke, trägt zur Authentizität und Eindringlichkeit des Liedes bei.

Vielfältige Interpretationsmöglichkeiten

Der Song „Jedes Mal“ lässt verschiedene Interpretationen zu. Eine Lesart könnte den Text als persönliche Erzählung von Kontra Ks Werdegang und seine Befreiung durch die Musik betrachten. Eine andere Möglichkeit wäre, den Text als allgemeine Darstellung der Schwierigkeiten junger Menschen in prekären Verhältnissen zu lesen und die Musik als Rettungsanker und Mittel zur Selbsterkenntnis zu verstehen. Zudem könnte man den Text als kritischen Kommentar zur Gesellschaft und zu den Zwängen sehen, denen Menschen ausgesetzt sind, und die Notwendigkeit von Selbstbefreiung und kreativen Ausdrucksmöglichkeiten betonen.

Die Wirkung auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene

Persönlich resoniert „Jedes Mal“ durch seine authentische und emotionale Darstellung von Frustration und Befreiung. Es ist leicht, sich mit der dargestellten Notlage und dem Streben nach Erlösung zu identifizieren. Gesellschaftlich betrachtet, wirft der Song ein Licht auf die Herausforderungen und Zwänge, denen viele Menschen in städtischen Umgebungen ausgesetzt sind. Er betont die Wichtigkeit von Musik und Kreativität als Mittel zur Bewältigung und als Instrument für sozialen Wandel. Der Text spricht sowohl individuelle als auch kollektive Erfahrungen an und bietet somit zahlreiche Anknüpfungspunkte für eine tiefere Reflexion über persönliche und gesellschaftliche Befreiung.

Insgesamt ist „Jedes Mal“ ein tiefgreifender und vielschichtiger Song, der sowohl durch seine emotionale Wirkung als auch durch seine sprachliche und strukturelle Gestaltung beeindruckt. Kontra K gelingt es, ein authentisches und kraftvolles Bild von Kampf, Hoffnung und Befreiung zu zeichnen, das sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene von großer Bedeutung ist.

Liedtext / Übersetzung

Ich kam sauber auf die Welt, blass wie milchweißes Fell
I came clean into the world, pale like milk white fur
Elternhaus leicht kaputt, doch damals fehlte noch kein Geld
Parents‘ house slightly broken, but back then there was still no lack of money
Zu ’nem Sportler erzogen, lehn‘ Kontakt mit vielen Drogen ab
Raised to be an athlete, avoiding contact with many drugs
Hängen mit Ganoven, der Teufel findet dich, dann kommt das Schicksal
Hanging out with thugs, the devil finds you, then fate comes
Wie ’n Kescher, nimmt dich in den Schwitzkasten
Like a net, grabs you in a stranglehold
Und die Hyänen, die darauf lauern, dass sie Schnitt machen
And the hyenas lurking there to make the cut

Im Schatten findet niemand seinen Weg
In the shadows, no one finds their way
Denn es ist Kopf über Wasser oder leise untergehen
Because it’s either keep your head above water or quietly go under
Dann war die Welt mein Problem, jeder Tritt von ihr tat weh
Then the world was my problem, every kick from it hurt
Und irgendwann wird jeder Hund mal aggressiv, wenn man ihn schlägt
And eventually, every dog gets aggressive when you hit it
Der Kopf geht kaputt, wenn man weiß, man kommt nicht klar
The mind breaks down when you know you can’t cope
Und eigentlich hat man viel mehr Potenzial
And actually, you have much more potential
Der Frust staut sich an und fuckt dich jeden Tag ab
The frustration builds up and fucks you up every day
Und irgendwann erbrach ich dann immer mein Inneres auf’s Blatt
And eventually, I always vomited my inner self onto paper
Das Gefühl war kurz weg, nur in Ketten zu liegen
The feeling was briefly gone, just to lie in chains
Und immer, wenn der Beat läuft, hab‘ ich Frieden
And every time the beat plays, I find peace

Zu viele Stimmen, die uns leiten, zu viele Ketten, die uns halten
Too many voices guiding us, too many chains holding us back
Wenn die Gedanken sich nur noch im Kreis drehen, wer soll uns beisteh’n?
When thoughts are just spinning in circles, who will stand by us?
Denn da, wo die Mauern zu hoch sind, bleiben Träume auf dem Boden
Because where the walls are too high, dreams stay on the ground
Doch ganz unten ist lang nichts verloren
But at the very bottom, nothing is lost for long
Denn jeder Weg hier raus führt nach oben und
Because every way out leads upwards and

Jedes Mal, wenn ich rappe brechen Mauern um mich auf
Every time I rap, walls break around me
Diese Welt bekommt einen Farbton mehr als nur grau
This world gets a shade other than just gray
Auf einmal führen Wege aus dem Käfig heraus
Suddenly, paths lead out of the cage
Und alle Hunde durchbeißen ihre Ketten
And all dogs gnaw through their chains

1-9-8-8, er erblickt das Licht der Welt
1-9-8-8, he sees the light of the world
Seine Mutter noch ein Kind im Kopf, doch das Herz macht halt, was es will
His mother still a child at heart, but the heart does what it wants
Keine Perspektive, außer wahre Liebe und ein Vater, der nie da war
No perspective, except true love and a father who was never there
Was soll aus ihm werden? Ein Versager, auch wenn Mutter nur das Beste für ihn wollte
What will become of him? A failure, even though his mother only wanted the best for him
War sie leichte Beute, weil der Kleine war der Teufel
She was an easy target, because the little one was the devil
Was Schule, 24/7 high, nix gelernt, aber immer noch dieses eine Lied im Kopf
Forget about school, 24/7 high, learned nothing, but always that one song in mind

Jedes Mal, wenn ich rappe brechen Mauern um mich auf
Every time I rap, walls break around me
Diese Welt bekommt einen Farbton mehr als nur grau
This world gets a shade other than just gray
Auf einmal führen Wege aus dem Käfig heraus
Suddenly, paths lead out of the cage
Und alle Hunde durchbeißen ihre Ketten
And all dogs gnaw through their chains

Immer, wenn ich im Studio bin, bin ich nicht draußen
Whenever I’m in the studio, I’m not outside
Wo die Queens Shit kaufen, Jungs ihren Schnitt brauchen
Where the Queens buy shit, boys need their share
Du bist nur ein Schnittlauch, fang‘ an zu pumpen
You’re just a chive, start pumping
Ich lass‘ mich nicht lumpen, denn ich kam ganz von unten
I’m not holding back, because I came from the bottom
Ich kam aus dem Dunkeln, Parties und Alk
I came from the darkness, parties and alcohol
Mit Kopfschmerzen hart wie Asphalt, doch ich stapel es bald
With headaches hard as asphalt, but I stack it up soon
Deshalb bin ich am rappen, für fettes Bling, fette Ketten
That’s why I’m rapping, for fat bling, fat chains
Edelsteine, Ringe, ich mach‘ Action
Gemstones, rings, I take action
Ich dreh‘ auf für die Jungs, mach‘ die Scheiße für sie
I turn it up for the boys, do the shit for them
Denn schon seit 2001 kick‘ ich Reime auf Beats
Because since 2001 I’ve been kicking rhymes on beats
Jedes Jahr, was vergeht, ohne Para verdient zu haben
Every year that passes without earning a dime
Steigert nur die Hitze meiner Artillerie
Only increases the heat of my artillery
Fette Knarren, jede Zeile trifft
Fat guns, every line hits
Doch man vergisst: Für die Kids hier ist jede Zeile Gift
But one forgets: For the kids here, every line is poison
Doch man vergisst: Ohne Mucke wären wir oft schon ausgetickt
But one forgets: Without music, we would have often flipped out already
Lass mir nur den einen Augenblick wenn ich rappe
Just let me have that one moment when I rap

Jedes Mal, wenn ich rappe brechen Mauern um mich auf
Every time I rap, walls break around me
Diese Welt bekommt einen Farbton mehr als nur grau
This world gets a shade other than just gray
Auf einmal führen Wege aus dem Käfig heraus
Suddenly, paths lead out of the cage
Und alle Hunde durchbeißen ihre Ketten
And all dogs gnaw through their chains

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