Kampf gegen die eigene Sucht
Die Geschichte, die Sido in „Ich kiff nicht mehr“ erzählt, dreht sich um den Kampf des lyrischen Ichs gegen seine eigene Marihuana-Sucht. Schon in der ersten Zeile, „Ey, bau ma einen Fischkopp Alter!“, wird der entspannte Gruppenkontext und die Alltäglichkeit des Drogenkonsums verdeutlicht. Der Protagonist des Texts entscheidet sich zunächst zum Aufhören: „Ich hör‘ jetzt auf zu kiffen, das is‘ hier mein letzter Joint. Ich mein‘ es ernst, das ist mein letzter Joint, ich mach den jetzt aus.“ Diese Entschlossenheit wird jedoch durch seine Unsicherheiten schnell untergraben, als er reflektiert: „(Ich weiß nicht) Ob ich aufhören soll zu kiffen, Vielleicht zieht mich dieses Gras nur runter“.
Im Laufe des Songs wird klar, dass er sich in einem Zwiespalt befindet. Einerseits möchte er aufhören, denn er glaubt, dass Gras ihn runterzieht und er ohne es klar kommen könnte, andererseits fühlt er die starke Anziehung der Droge und gesteht sich schließlich ein: „Ich dachte, ich zieh‘ das durch, ich kiff‘ nicht mehr. Ich halt’s nicht aus, guck‘, wohin das geführt hat“. Die wiederkehrenden Zweifel und Rückfälle spitzen sich zu, bis hin zu dem ironischen Abschluss: „Oh, da kann man ja locker nochmal dran ziehen. Ein Moment. Ahh ahh, so mag ich das, jaa High-sein“.
Emotionen im Chaos
Der Text von Sido verwendet eine Vielzahl von sprachlichen und poetischen Mitteln, um die innere Zerrissenheit und den emotionalen Aufruhr zu beschreiben. Die Zeile „Tornado, Tsunami, Vulkan, Gewitter, Sturm und Hitze“ zeigt durch ihre Aufzählung und Alliteration ein starkes Gefühl der Überwältigung und des Chaos, das der Sprecher empfindet. Zudem werden Antithesen genutzt, wie in „Diese Liebe ist ein Waldbrand im Kühlregal“, was die verwirrende und widersprüchliche Natur seiner Beziehung zur Droge widerspiegelt.
Ein weiteres prägnantes sprachliches Merkmal ist die Wiederholung bestimmter Phrasen, wie „Ich komm noch so klar, oh, oh“, die nicht nur die Unsicherheit des Sprechers unterstreichen, sondern zugleich fast mantrahaft seine vergeblichen Versuche zelebrieren, sich selbst zu überzeugen, dass er ohne Gras auskommen kann. Die Verzweiflung kulminiert in der schlichten, aber kraftvollen Aussage „Mein Leben is‘ voll durcheinander“.
Verborgene Botschaften und Ausdrucksweise
Sidos „Ich kiff nicht mehr“ kann auf verschiedenen Ebenen verstanden werden. Offensichtlich geht es um den konkreten Kampf mit der Drogensucht. Mehr subtil behandelt der Text aber auch Fragen der Identität und des Kontrollverlusts. „Dass ich ein Junky bin, bis ich gerade meinen letzten Joint geraucht hab,“ zeigt die Bruchstelle zwischen Selbstwahrnehmung und wie er von außen wahrgenommen wird.
Weiterhin ist auch die kulturelle und soziale Komponente nicht zu vernachlässigen. Die Bezeichnung „Fischkopp“, das Kiffen im Freundeskreis und die Umgangssprache deuten auf einen spezifischen sozialen Kontext hin. Kiffen ist hier nicht nur eine persönliche Angelegenheit, sondern auch Teil einer gemeinsamen Kultur und eines Gruppenverhaltens.
Die Macht der Struktur
Die Struktur des Songs spielt eine wesentliche Rolle in der Vermittlung der Botschaft. Die Strophe-Refrain-Form betont die wiederkehrende Natur seines Problems; egal wie oft er sich selbst davon überzeugen will, aufzuhören, er kehrt letztlich immer wieder zu seinem anfänglichen Verhalten zurück. Besonders der Refrain, „(Ich komm noch so klar, oh, oh)“, dient dazu, diese rückkehrende Thematik zu verstärken.
Die klare, teilweise rauhe Sprache trägt zur Authentizität des Liedes bei und lässt den Zuhörer unmittelbar an den Gefühlen des Protagonisten teilhaben. Sido benutzt die Sprache seiner Zielgruppe und wirkt dadurch sehr nahbar und realistisch.
Reflexion und Resonanz
Beim Hören von „Ich kiff nicht mehr“ wird man unweigerlich in die Gedankenwelt und Emotionen des Protagonisten hineingezogen. Die innere Zerrissenheit, der Kampf gegen die Sucht und die Momente des Aufgebens sind tiefgehend und nachvollziehbar. Auf persönlicher Ebene könnte das Lied für jene, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, eine gewisse Resonanz finden und Trost spenden, indem es zeigt, dass sie nicht alleine sind.
Auch gesellschaftlich betrachtet, eröffnet der Song Diskussionen über Drogenmissbrauch, Identität und Peer-Pressure. Der Kontext Sidos als bekannter deutscher Rapper könnte dazu führen, dass das Thema stärker in den öffentlichen Diskurs eingebracht wird.
Zusammengefasst ist „Ich kiff nicht mehr“ mehr als nur ein Lied über den Versuch, das Kiffen aufzugeben. Es beleuchtet tiefere Themen wie Identität, Selbstbehauptung und den ständigen Kampf gegen persönliche Schwächen, was dem Text sowohl künstlerisch als auch emotional großen Wert verleiht.
Ey, bau ma einen Fischkopp Alter!
Ich hör‘ jetzt auf zu kiffen, das is‘ hier mein letzter Joint
Ich mein‘ es ernst das mein letzter Joint, ich mach den jetzt aus
Yeah
Jetzt fängt für mich ein ganz neues leben an, habt ihr gehört Jungs
Ich kiff‘ nicht mehr Mädels hört ihr ich kiff‘ nicht mehr ha
(Ich weiß nicht)
Ob ich aufhören‘ soll zu kiffen
Vielleicht zieht mich dieses Gras nur runter
(Ich weiß nicht)
Vielleicht findest du die Welt schön in grau, doch ich mag sie bunter
(Du dachtest)
Ich sei nicht mehr Herr der Lage
Ich sei süchtig nach dem Zeug ich brauch‘ das
(Du dachtest)
Dass ich ein Junky bin, bis ich gerade meinen letzten Joint geraucht hab
(Es macht mir nichts aus(
Dass ich mich jetzt so fühl‘ als würde ich den ganzen Tag im Keller leben
(Es macht mir nichts aus)
Dass es mir ohne Gras vorkommt als würde die Welt sich schneller drehen
(Ich komm noch so klar, oh, oh) Ich komm klar
(Ich komm noch so klar, oh, oh) Ich muss nicht kiffen, ich komm klar
(Ich komm noch so klar, oh, oh) Kein Problem, ich halt das aus
(Ich komm noch so klar, oh, oh) Ich komm klar, year
Und die Minuten vergehen sie komm‘ mir vor wie Stunden
Ich halt das aus, die Schmerzen sind bestimmt sofort verschwunden
Ich knabber‘ an den Fingernägeln, zitter‘ rum und schwitze
Tornado, Tsunami, Vulkan, Gewitter, Sturm und Hitze
(Ich dachte)
Ich zieh‘ das durch, ich kiff‘ nicht mehr
Ich halt’s nicht aus, guck,‘ wohin das geführt hat
(Ich dachte)
Das ich aufhören kann wie Sam, doch ich muss einsehen, dass ich mich geirrt hab
(Diese Liebe)
Ist nicht erklärt, durch ein ich mag dich
(Diese Liebe)
Ist mein Leben, sie ist einzigartig
(Diese Liebe)
Ist ein Waldbrand im Kühlregal
Das du jetzt denkst, das ich ein Junky bin ist mir egal
Hah, is‘ mir sowas von egal, ich brauch‘ das, ich hab’s gemerkt
Ich zitter‘ rum, ich schwitz‘ rum
Ich komm gar nicht klar
Mein Leben is‘ voll durcheinander
Ich muss jetzt auch ein‘ kiffen
Wo is‘ n der Stummel von vorhin
Ach hier
Oh, da kann man ja locker nochmal dran ziehen
Ein Moment
Ahh ahh, so mag ich das, jaa High-sein
Aber ey Kinder nehmt euch kein Beispiel an mir