Analyse des Liedtextes „Eleanor Rigby“ von Aretha Franklin

Einleitung und Hintergrund

Das Lied „Eleanor Rigby“ von Aretha Franklin, veröffentlicht im Jahr 2010, ist eine eindrucksvolle Neuinterpretation des berühmten Beatles-Songs von 1966. Aretha Franklin, bekannt als „Queen of Soul“, verleiht dem Lied eine tiefere emotionale Tiefe durch ihre kraftvolle Stimme und ihre expressive Darbietung. Der Liedtext thematisiert Einsamkeit und Isolation, zwei universelle menschliche Erfahrungen, die sowohl in der Originalversion als auch in Franklins Version im Mittelpunkt stehen.

Analyse der Strophen und Elemente

Erste Strophe

  • „I’m Eleanor Rigby, I picked up the rice / In the church where the weddin’s had been, yeah“ – In diesen Zeilen stellt sich die Erzählerin als Eleanor Rigby vor und beschreibt eine triviale, aber symbolische Aktivität: das Aufsammeln von Reis in einer Kirche nach einer Hochzeit. Diese Handlung impliziert, dass Eleanor eine unverzichtbare, jedoch unsichtbare Rolle in der Gesellschaft einnimmt – sie räumt auf, nachdem die Feier endet, bleibt aber alleine zurück.
  • „I’m Eleanor Rigby, I’m keepin‘ my face in a jar by the door / You want to know what is it for?“ – Diese Zeilen sind bemerkenswert bildhaft und erzeugen ein Gefühl der Entfremdung und Selbstverleugnung. „Keepin‘ my face in a jar by the door“ könnte metaphorisch die Maske symbolisieren, die Eleanor trägt, um in der Gesellschaft zu funktionieren, obwohl ihre wahre Identität und ihr Innenleben verborgen bleiben.

Chorus

  • „Well, all the lonely people / Where do they all come from? Yeah / All the lonely people, where do they all belong? Now now“ – Der Refrain stellt eine zentrale Frage des Liedes: Woher kommen all die einsamen Menschen und wo gehören sie hin? Diese Passage hebt das universelle Thema der Einsamkeit hervor und stellt die Frage nach dem Ort und der Zugehörigkeit in einer Welt, in der viele Menschen sich isoliert fühlen.

Zweite Strophe

  • „Father McKenzie writin‘ the words to a sermon that no one will hear / No one comes near“ – Hier wird Father McKenzie vorgestellt, eine weitere einsame Figur, die sich in ihrem eigenen isolierten Universum bewegt. Sein ungehört bleibendes Predigt-Schreiben symbolisiert seine vergebliche Bemühung, eine Verbindung zu seiner Gemeinde aufzubauen, die ausbleibt. Durch das parallele Schicksal von Eleanor Rigby und Father McKenzie intensiviert sich das Gefühl der Vereinsamung.
  • „Look at him workin‘, darnin‘ his socks in the night / What does he care? Yeah“ – Dieser alltägliche Akt des Stopfens von Socken verstärkt das Bild des einsamen und pflichtbewussten Mannes, der in seiner Isolation mit trivialen Aufgaben beschäftigt ist. Diese Handlung könnte auch eine Form der Selbsterhaltung darstellen, ähnlich wie Eleanor Rigbys metaphorische Maske in einem Glas.

Refrain

  • „All the lonely people, where do they all come from? / All the lonely people, where do they all belong? Yeah“ – Der wiederholte Refrain unterstreicht die zentrale Fragestellung des Liedes und verstärkt das Gefühl der Verzweiflung und der Suche nach Zweck und Zugehörigkeit.

Dritte Strophe

  • „Eleanor Rigby, died in the church / And was buried along with her name / Nobody came“ – Der Tod von Eleanor in der Kirche und ihre anonyme Beerdigung markieren den traurigen Höhepunkt ihrer Lebensgeschichte. Diese Zeilen betonen die tragische Anonymität und Vereinsamung, die sie bis zu ihrem Tod begleitete. Dieses Bild der unbeachteten Beerdigung verstärkt das zentrale Thema der Isolation.
  • „Father McKenzie wipin‘ the dirt from his hands / As he walked from the grave / Sayin‘ all the lonely people, where do, where do they come from?“ – Der Abschluss der Beerdigung durch Father McKenzie, gefolgt von der wiederholten Frage des Refrains, zeigt die unaufhörliche Natur der Einsamkeit und die Sprachlosigkeit derer, die einsam sind. Selbst im Moment des Abschiedes bleibt die Frage nach der Herkunft und Bestimmung der Einsamen unbeantwortet.

Schlussrefrain

  • „Oh lonely, only the lonely know (Eleanor, Eleanor Rigby) / Oo ho lonely, only the lonely people know (Eleanor, Eleanor Rigby) / Just like Eleanor Rigby, yeah, Eleanor, Eleanor Rigby (Eleanor, Eleanor Rigby) / Only the lonely, yeah the lonely yeah / God bless / Yeah gotta love some lonely people“ – Diese letzten Zeilen verankern das zentrale Thema der Einsamkeit endgültig. Der wiederholte Name Eleanor Rigby wird zu einem Symbol für alle einsamen Menschen. Die Zeilen „God bless / Yeah gotta love some lonely people“ schließen mit einem Hauch von Mitgefühl und Wärme, während sie die Einsamkeit als eine allgegenwärtige, aber oft übersehene menschliche Realität anerkennen.

Schlussfolgerung

Aretha Franklins Interpretation von „Eleanor Rigby“ vertieft die thematische Komplexität des Originals, indem sie ihre stimmliche Ausdruckskraft und das Genre des Souls nutzt, um die Emotionen der Einsamkeit und Isolation greifbar zu machen. Die Geschichte von Eleanor Rigby und Father McKenzie wird als universeller Kommentar zur menschlichen Bedingung präsentiert, der die Frage nach der Zugehörigkeit und dem Schicksal der Einsamen weiterhin in den Raum stellt. Durch die geschickte Verwendung von Metaphern und Symbolen in den Strophen und dem sich wiederholenden Refrain verstärkt Franklin das Bewusstsein für die unsichtbaren Kämpfe, die viele von uns täglich erleben. Die minimale Änderung des Schreibstils im Verlauf des Liedes markiert die konstante Natur der thematischen Elemente, während die Erhöhung der emotionalen Intensität durch Franklins kraftvolle Darbietung den Zuhörer tief berührt und eine nachhaltige Reflexion über das besungene Thema anregt.

Liedtext / Übersetzung

I’m Eleanor Rigby, I picked up the rice
Ich bin Eleanor Rigby, habe den Reis aufgehoben
In the church where the weddin’s had been, yeah
In der Kirche, wo die Hochzeiten stattfanden, ja

I’m Eleanor Rigby, I’m keepin‘ my face in a jar by the door
Ich bin Eleanor Rigby, halte mein Gesicht in einem Glas an der Tür
You want to know what is it for?
Du willst wissen, wofür es ist?

Well, all the lonely people
Nun, all die einsamen Menschen
Where do they all come from? Yeah
Woher kommen sie alle? Ja
All the lonely people, where do they all belong? Now now
Wo gehören sie alle hin? Jetzt

Father McKenzie writin‘ the words to a sermon that no one will hear
Father McKenzie schreibt die Worte zu einer Predigt, die niemand hören wird
No one comes near
Niemand kommt in die Nähe
Look at him workin‘, darnin‘ his socks in the night
Sieh ihn arbeiten, seine Socken in der Nacht stopfend
What does he care? Yeah
Was kümmert es ihn? Ja

All the lonely people, where do they all come from?
Woher kommen all die einsamen Menschen?
All the lonely people, where do they all belong? Yea!
Wo gehören all die einsamen Menschen hin? Yeah!

Um, hum, um, um, um hum, hum, yea! (Eleanor, Eleanor Rigby)
Um, hum, um, um, um hum, hum, yeah! (Eleanor, Eleanor Rigby)
Eleanor, baby, um hum, hum, um (Eleanor, Eleanor Rigby)
Eleanor, Baby, um hum, hum, um (Eleanor, Eleanor Rigby)

Eleanor Rigby, died in the church
Eleanor Rigby starb in der Kirche
And was buried along with her name
Und wurde zusammen mit ihrem Namen begraben
Nobody came
Niemand kam
Father McKenzie wipin‘ the dirt from his hands
Father McKenzie wischt den Schmutz von seinen Händen
As he walked from the grave
Als er vom Grab wegging

Sayin‘ all the lonely people, where do, where do they come from?
Sagend: All die einsamen Menschen, woher, woher kommen sie?
All over the world, the lonely, lonely, lonely, people
In der ganzen Welt, die einsamen, einsamen, einsamen Menschen
Where do, where do they all belong?
Wo gehören sie alle hin?
Oh lonely, only the lonely know (Eleanor, Eleanor Rigby)
Oh, nur die Einsamen wissen es (Eleanor, Eleanor Rigby)
Oo ho lonely, only the lonely people know (Eleanor, Eleanor Rigby)
Oho, nur die einsamen Menschen wissen es (Eleanor, Eleanor Rigby)
Just like Eleanor Rigby, yeah, Eleanor, Eleanor Rigby (Eleanor, Eleanor Rigby)
Genau wie Eleanor Rigby, ja, Eleanor, Eleanor Rigby (Eleanor, Eleanor Rigby)
Only the lonely, yeah the lonely yeh
Nur die Einsamen, ja, die Einsamen, ja
God bless
Gott segne
Yeah gotta love some lonely people
Ja, man muss einige einsame Menschen lieben

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