Detaillierte Analyse des Liedes „Azzurro“ von Adriano Celentano

Einleitung

„Azzurro“ ist ein ikonisches Lied des italienischen Sängers Adriano Celentano, veröffentlicht im Jahr 1977. Der Text, geprägt von einem melancholischen und nostalgischen Ton, spiegelt die Einsamkeit und Sehnsucht des lyrischen Ichs wider. In dieser Analyse werden die verschiedenen Strophen des Liedes untersucht, um die zugrunde liegenden Themen und die emotionale Entwicklung des Protagonisten zu erfassen. Der Schreibstil orientiert sich leicht über Schulaufsatzniveau und ist für ein breites Publikum verständlich.

Analyse der Strophen

Einleitung und erste Strophe

  • „Cerco l’estate tutto l’anno
    E all’improvviso eccola qua”

Diese Zeilen eröffnen das Lied mit einer unmittelbaren Wunschvorstellung nach dem Sommer. Es geht darum, das ganze Jahr über nach einer besseren, freudigeren Zeit zu suchen, die plötzlich da ist. Diese Sehnsucht setzt die Stimmung des gesamten Liedes.

  • „Lei è partita per le spiagge
    E sono solo quassù in città”

Hier wird die Trennung des Protagonisten von einer geliebten Person beschrieben, die ans Meer gegangen ist, was ihn allein und in der Stadt zurücklässt. Diese Isolation wirkt als zentrales Motiv des Songs.

  • „Sento fischiare sopra i tetti
    Un aeroplano che se ne va”

Das Geräusch eines abfliegenden Flugzeugs symbolisiert das Fernweh und die Wunscheskapaden des Protagonisten, die er selbst jedoch nicht umsetzen kann, was seine Melancholie vertieft.

Refrain

  • „Azzurro
    Il pomeriggio è troppo azzurro
    E lungo per me”

Die Farbe „Azzurro“ (Blau) wird hier symbolisch verwendet und steht für die Weite des Himmels oder des Meeres, was die Einsamkeit in der Weite der Welt betont. Der Nachmittag ist „zu blau und zu lang“, was seine quälende Langeweile und Einsamkeit ausdrückt.

  • „Mi accorgo
    Di non avere più risorse
    Senza di te”

Der Protagonist stellt fest, dass er keine Ressourcen mehr hat, seine Lebensfreude ist erloschen ohne die Anwesenheit der geliebten Person. Dies unterstreicht die Abhängigkeit des lyrischen Ichs von dieser Beziehung.

  • „E allora
    Io quasi quasi prendo il treno
    E vengo, vengo da te”

Die Idee, den Zug zu nehmen und zur geliebten Person zu fahren, zeigt eine impulsive Sehnsucht nach Nähe und die Bereitschaft, große Anstrengungen zu unternehmen, um der Einsamkeit zu entfliehen.

  • „Il treno dei desideri
    Nei miei pensieri all’incontrario va”

Dieser „Zug der Wünsche“, der in seinen Gedanken rückwärts fährt, betont die Unmöglichkeit oder die Verzögerungen seiner Sehnsüchte, was die Frustration des Protagonisten verstärkt.

Zweite Strophe

  • „Sembra quand’ero all’oratorio
    Con tanto sole, tanti anni fa”

Die Erinnerung an sonnige Tage in der Jugendzeit, als er im Oratorium war, verleiht dem Text eine nostalgische Note. Die Wehmut über vergangene, bessere Zeiten wird hier deutlich.

  • „Quelle domeniche da solo
    In un cortile, a passeggiar”

Diese Zeilen verstärken die Nostalgie, indem sie einsame Sonntage in einem Hof erwähnen, die paradigmatisch für die derzeitige Einsamkeit des Protagonisten sind.

  • „Ora mi annoio più di allora
    Neanche un prete per chiacchierar”

Die Langeweile, die jetzt größer ist als damals, sowie das Fehlen eines Gesprächspartners, sogar eines Priesters, zeigt die völlige soziale Isolation des Protagonisten.

Dritte Strophe

  • „Cerco un po‘ d’Africa in giardino
    Tra l’oleandro e il baobab”

Der Versuch, ein Stück Afrika zwischen Oleander und Baobab im Garten zu finden, symbolisiert den Wunsch nach Exotik und Flucht aus der tristen Realität. Der Garten wird zum metaphorischen Zufluchtsort für die verlorene Unbeschwertheit der Kindheit.

  • „Come facevo da bambino
    Ma qui c’è gente, non si può più”

Das Verhalten als Kind, sich exotische Welten vorzustellen, ist heute nicht mehr möglich, weil die Realität und die Gegenwart von anderen Menschen ihn daran hindert. Dies zeigt ein weiteres Mal seine Desillusionierung und den Verlust der kindlichen Unbeschwertheit.

  • „Stanno innaffiando le tue rose
    Non c’è il leone, chissà dov’è”

Die Pflege der Rosen als Symbol der geliebten Person und das Fehlen des Löwen (vielleicht ein Symbol der Freiheit oder Stärke) verdeutlichen die Lücken und Defizite im Leben des Protagonisten. Er fühlt sich umgeben von Erinnerungen, doch ihm fehlt die lebendige Präsenz seiner Geliebten.

Zentrale Themen

Das Lied „Azzurro“ verarbeitet zentrale Themen wie das Gefühl der Einsamkeit, die Sehnsucht nach besseren Zeiten und Orten sowie die nostalgische Erinnerung an vergangene Tage. Diese Motive sind in jeder Strophe präsent und bauen aufeinander auf, um ein tiefes Gefühl der Melancholie und des Verlorenseins zu erzeugen.

Stilistische und emotionale Entwicklung

Der Schriftstil bleibt durchgehend poetisch und bildhaft, wobei der emotionale Ton des Liedes von Anfang bis Ende melancholisch und sehnsüchtig bleibt. Durch die wiederholte Verwendung des Refrains wird der emotionale Zustand des Protagonisten beständig hervorgehoben und intensiviert. Die Wiederholung des farblichen Symbols „Azzurro“ und die Vorstellung eines „Zuges der Wünsche“ verstärken die zentrale Symbolik und Thematik des Liedes.

Fazit

Adriano Celentano gelingt es in „Azzurro“ meisterhaft, eine Atmosphäre der Melancholie und Sehnsucht zu erzeugen. Der Song spricht die universalen Gefühle der Einsamkeit und des Verlangens nach besseren, vergangenen Zeiten an und nutzt dabei starke, wiederkehrende Bilder und Symbole. Die Strophen und der Refrain arbeiten zusammen, um die emotionale Landschaft des Protagonisten auszudrücken und den Hörer in seine Welt der verlorenen Hoffnung und Sehnsucht hineinzuziehen.

Liedtext / Übersetzung

Cerco l’estate tutto l’anno
Ich suche das ganze Jahr über den Sommer
E all’improvviso eccola qua
Und plötzlich ist sie da

Lei è partita per le spiagge
Sie ist an die Strände gereist
E sono solo quassù in città
Und ich bin hier allein in der Stadt
Sento fischiare sopra i tetti
Ich höre, wie über den Dächern gepfiffen wird
Un aeroplano che se ne va
Ein Flugzeug, das davonfliegt

Azzurro
Blau
Il pomeriggio è troppo azzurro
Der Nachmittag ist zu blau
E lungo per me
Und zu lang für mich
Mi accorgo
Ich bemerke
Di non avere più risorse
Dass mir die Ressourcen fehlen
Senza di te
Ohne dich
E allora
Und deshalb
Io quasi quasi prendo il treno
Nehme ich fast den Zug
E vengo, vengo da te
Und komme, komme zu dir
Il treno dei desideri
Der Zug der Wünsche
Nei miei pensieri all’incontrario va
Fährt in meinen Gedanken in die entgegengesetzte Richtung

Sembra quand’ero all’oratorio
Es scheint, als wäre ich in der Kapelle gewesen
Con tanto sole, tanti anni fa
Mit so viel Sonne, vor so vielen Jahren
Quelle domeniche da solo
An diesen Sonntagen allein
In un cortile, a passeggiar
Im Hof, spazieren gehend
Ora mi annoio più di allora
Jetzt langweile ich mich mehr als damals
Neanche un prete per chiacchierar
Nicht einmal ein Priester, mit dem ich plaudern kann

Cerco un po‘ d’Africa in giardino
Ich suche ein bisschen Afrika im Garten
Tra l’oleandro e il baobab
Zwischen dem Oleander und dem Baobab
Come facevo da bambino
Wie ich es als Kind gemacht habe
Ma qui c’è gente, non si può più
Aber hier gibt es Leute, man kann es nicht mehr
Stanno innaffiando le tue rose
Sie gießen deine Rosen
Non c’è il leone, chissà dov’è
Es gibt keinen Löwen, wer weiß wo er ist

Azzurro
Blau
Il pomeriggio è troppo azzurro
Der Nachmittag ist zu blau
E lungo per me
Und zu lang für mich
Mi accorgo
Ich bemerke
Di non avere più risorse
Dass mir die Ressourcen fehlen
Senza di te
Ohne dich
E allora
Und deshalb
Io quasi quasi prendo il treno
Nehme ich fast den Zug
E vengo, vengo da te
Und komme, komme zu dir
Ma il treno dei desideri
Aber der Zug der Wünsche
Nei miei pensieri all’incontrario va
Fährt in meinen Gedanken in die entgegengesetzte Richtung

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