Liedtextanalyse: „An Tagen wie diesen“ von Fettes Brot
Einleitung
Das Lied „An Tagen wie diesen“ von Fettes Brot, das im Jahr 2023 veröffentlicht wurde, beschreibt auf eindringliche Weise den kontrastreichen Alltag in einer modernen Welt. Die Band verwendet einfache, aber prägnante Sprache, um die Absurditäten und Brutalitäten des Lebens darzustellen, besonders wie sie durch die Medien vermittelt werden. Die Analyse wird detailliert auf die verschiedenen Abschnitte des Liedes eingehen und deren Bedeutung erklären.
Erste Strophe
„Moin moin, was geht? Alles klar bei dir? Wie spät? (Come on) Gleich neun, okay
Will mal eben los, Frühstück holen gehen
Schalt‘ den Walkman an, zieh‘ die Haustür ran
Lauf‘ die Straße entlang bis zum Kaufmannsladen“
Die Eröffnung des Liedes unterstreicht den Alltag und die Normalität der Handlung des Sängers. Begrüßungen wie „Moin moin“ und Fragen nach der Uhrzeit vermitteln eine alltägliche, fast banale Szene. Der Sänger beschreibt routinierte morgendliche Aktivitäten, wie Frühstück holen.
„Denn da gibt’s die allerbesten Brötchen weit und breit
Kann am Tresen kurz mal lesen was die Zeitung schreibt“
Der Kaufmannsladen wird als Ort des täglichen Lebens hervorgehoben, wo der Protagonist auch Infos aus der Zeitung erhält. Diese scheinbare Normalität wird jedoch bald durch die erschütternden Nachrichten aus der Welt unterbrochen.
„Irgendwas von ’nem Großangriff
Unzählige Bomben auf kleine Stadt
Viele Menschen ums Leben gekommen
Und dem Erdboden gleich gemacht in nur einer Nacht“
Hier bricht die Realität der Welt in die Alltäglichkeit des Protagonisten ein. Nachrichten von Gewalt und Tod kontrastieren stark mit der friedlichen Morgenroutine. Dies zeigt die Diskrepanz zwischen persönlichem Alltag und globalen Ereignissen.
Refrain
„Absolute Wahnsinnsshow
Im Fernsehen und im Radio
Die Sonne lacht so schadenfroh
An Tagen wie diesen“
Der Refrain greift den Kontrast zwischen der heiteren Atmosphäre und den düsteren Nachrichten auf. Die Medien werden als „Wahnsinnsshow“ beschrieben, die sensationelle Nachrichten verbreitet, während das Wetter, als Metapher für Gleichgültigkeit, einfach weiter bestehen bleibt.
Zweite Strophe
„Eine Million bedroht vom Hungertod nach Schätzungen der UNICEF
Während ich grad gesundes Obst zerhäcksel in der Mulinex“
Hier thematisiert der Sänger den Kontrast zwischen globalem Leid und persönlichem Wohlstand. Während Millionen Menschen hungern, geht der Protagonist seinem normalen Leben nach.
„Doch warum kann mich mittlerweile nicht mal das mehr erschrecken
Wenn irgendwo Menschen an dreckigem Wasser verrecken?“
Diese Zeilen zeigen die Abstumpfung des Protagonisten. Die ständige Konfrontation mit negativen Nachrichten hat zu einer emotionalen Entfernung geführt.
„Und mich zerreißen die Fragen, ich kann den Scheiß nicht ertragen
Die haben da nix mehr zu Fressen und ich hab‘ Steine im Magen!“
Hier drückt der Sänger seinen inneren Konflikt und seine Ohnmacht aus. Trotz des Überflusses fühlt er sich schwer und emotional belastet.
Dritte Strophe
„Was hat er gerade gesagt? An so ’nem normalen Samstag
Passiert auf bestialische Art ein ganz brutaler Anschlag
Bei dem sechs Leute starben, die Verletzten schreien Namen“
Die dritte Strophe beschreibt eine weitere Störung des Alltags durch eine brutale Nachricht. Ein Anschlag wird geschildert, wodurch die Thematik der menschlichen Gewalt weiter fortgeführt wird.
„Jetzt frag‘ ich mich, wie ist es wohl, wenn man sein Kind verliert
Noch bevor es seinen ersten Geburtstag hat“
Dies verdeutlicht die Unvorstellbarkeit des Leids für den Protagonisten, besonders im Bezug auf die familiäre Ebene.
„Denn auch wir sind Eltern jetzt
Haben ein Kind in diese Welt gesetzt“
Damit wird die Geschichte persönlicher. Der Protagonist spricht aus der Perspektive eines Elternteils und verdeutlicht die Angst um das eigene Kind.
Abschluss
Die Wiederholung des Refrains und die Betonung der Absurditäten des modernen Lebens fassen die Hauptelemente des Liedes zusammen. Der Song endet ohne eine klare Antwort auf die im Text aufgeworfenen Fragen, was die Verzweiflung und die beständige Suche nach Sinn und Klarheit unterstreicht.
Entwicklung der Geschichte
Der Liedtext entwickelt sich von Alltagsbeobachtungen und persönlichen kleinen Erlebnissen hin zu globalen Katastrophen und persönlichen Reflexionen über Verlust und Angst. Dabei bleibt die Hauptfigur in einem ständigen Konflikt zwischen der eigenen Alltagsroutine und den überwältigenden Problemen der Welt gefangen. Der Ton wird zunehmend ernster und persönlicher, was die emotionale Reise des Protagonisten verstärkt.
Insgesamt bietet „An Tagen wie diesen“ eine kritische Betrachtung der gesellschaftlichen Gleichgültigkeit und zeigt, wie die Alltagsroutine die Wahrnehmung der schweren globalen Probleme beeinflusst. Die Verwendung von einfachen, aber eindrucksvollen Bildern und der Kontrast zwischen Alltag und Katastrophe machen den Song zu einer wirkungsvollen Reflexion über die moderne Welt.
Moin moin, was geht?
Alles klar bei dir? Wie spät? (Come on)
Gleich neun, okay
Will mal eben los, Frühstück holen gehen
Schalt‘ den Walkman an, zieh‘ die Haustür ran
Lauf‘ die Straße entlang bis zum Kaufmannsladen
Denn da gibt’s die allerbesten Brötchen weit und breit
Kann am Tresen kurz mal lesen was die Zeitung schreibt
Irgendwas von ’nem Großangriff
Unzählige Bomben auf kleine Stadt
Viele Menschen ums Leben gekommen
Und dem Erdboden gleich gemacht in nur einer Nacht
Ich zahle und verlasse den Bäcker
Hör‘ noch den Nachrichtensprecher
„Lage wieder mal dramatisch verschlechtert, heute fantastisches Wetter“
Plötzlich gibt’s ’n Knall, tausend Scherben überall
Die Nachbarskatze hat’s erwischt bei ’nem Verkehrsunfall
Der Anblick kann einem echt die Laune verderben
Was fällt diesem Mistvieh ein hier genau vor meinen Augen zu sterben?
Absolute Wahnsinnsshow
Im Fernsehen und im Radio
Die Sonne lacht so schadenfroh
An Tagen wie diesen
Niemand, der mir sagt, wieso
Beim Frühstück oder Abendbrot
Die Fragen bohren so gnadenlos
An Tagen wie diesen
Eine Million bedroht vom Hungertod nach Schätzungen der UNICEF
Während ich grad gesundes Obst zerhäcksel in der Mulinex
Seh‘ ein Kind in dessen traurigen Augen ’ne Fliege sitzt
Weiß, dass das sehr grausam ist, doch scheiße, Mann, ich fühle nix
Was ist denn bloß los mit mir, verdammt, wie ist das möglich?
Vielleicht hab‘ ich’s schon zu oft gesehen man sieht’s ja beinah täglich
Doch warum kann mich mittlerweile nicht mal das mehr erschrecken
Wenn irgendwo Menschen an dreckigem Wasser verrecken?
Dieses dumpfe Gefühl, diese Leere im Kopf
Sowas kann uns nie passieren und was wäre wenn doch?
Und mich zerreißen die Fragen, ich kann den Scheiß nicht ertragen
Die haben da nix mehr zu Fressen und ich hab‘ Steine im Magen!
Absolute Wahnsinnsshow
Im Fernsehen und im Radio
Die Sonne lacht so schadenfroh
An Tagen wie diesen
Niemand, der mir sagt, wieso
Beim Frühstück oder Abendbrot
Die Fragen bohren so gnadenlos
An Tagen wie diesen
Was hat er gerade gesagt? An so ’nem normalen Samstag
Passiert auf bestialische Art ein ganz brutaler Anschlag
Bei dem sechs Leute starben, die Verletzten schreien Namen
Diese entsetzlichen Taten lassen mich jetzt nicht mehr schlafen
Und ich seh’s noch genau, das Bild im TV
Ein junger Mann steht dort im Staub
Fleht um Kind und Frau
Jetzt frag‘ ich mich, wie ist es wohl, wenn man sein Kind verliert
Noch bevor es seinen ersten Geburtstag hat
Doch das übersteigt meine Vorstellungskraft
Vielleicht waren die Attentäter voller Hass für den Gegner
Vielleicht gab es Liebe für Familie und sie waren sogar selber Väter
Manchmal, wenn ich Nachrichten seh‘ passiert mit mir etwas Seltsames
Denn auch wir sind Eltern jetzt
Haben ein Kind in diese Welt gesetzt
Dann kommt es vor, dass ich Angst davor krieg‘, dass uns etwas geschieht
Dass man den verliert, den man liebt, dass es das wirklich gibt
Mitten in der Nacht werd‘ ich wach und bin schweißgebadet
Schleich‘ ans Bett meiner Tochter und hör‘, wie sie ganz leise atmet
Absolute Wahnsinnsshow
Im Fernsehen und im Radio
Die Sonne lacht so schadenfroh
An Tagen wie diesen
Niemand, der mir sagt, wieso
Beim Frühstück oder Abendbrot
Die Fragen bohren so gnadenlos
An Tagen wie diesen
Was für ’ne Wahnsinnsshow
Im Fernsehen und im Radio
Die Sonne lacht dabei so schadenfroh
Ich werd‘ die Bilder nicht mehr los
Beim Frühstück und beim Abendbrot
Niemand, der mir sagen kann, wieso
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