Zahlen als Symbol der Leere

Namika beginnt ihr Lied „Alles was zählt“ mit einer ernüchternden Auflistung von Zahlen und Statistiken, die das Leben eines Durchschnittsmenschen beschreiben: „Man gibt mir 81 Jahre hier, Fünfzig-Stunden-Wochen, Arbeitstier, Ich lächle so dreizehn Minuten pro Tag“. Diese Zahlen repräsentieren verschiedene Aspekte des Lebens – von der Lebensdauer über die Arbeit bis hin zu den wenigen Momenten des Glücks. Die Zahlen vermitteln ein kaltes Bild eines mechanischen, berechneten Lebens. Gleichfalls wird angedeutet, dass diese Zahlen aber keinen wirklichen Sinn im Leben geben, sondern eher die Monotonie und Erschöpfung des modernen Lebens widerspiegeln.

In der zweiten Strophe wird der Gedanke weitergeführt: „Die Armbanduhr hat jeden Schritt gezählt, sagt, ich soll schneller gehen, sonst wird’s zu spät“. Hier wird die technologische Kontrolle und der Druck durch die modernen Lebenshilfen und Ratgeber dargestellt. Namika kritisiert durch diese lyrische Darstellung die zunehmende Entfremdung des Menschen von sich selbst und seinen wahren Bedürfnissen in einer durchgetakteten und datengesteuerten Welt.

Emotionale Lücke durch Abwesenheit

Ein zentrales Thema des Liedes ist die Leere und das Fehlen von wirklicher Erfüllung. In Momenten der Ruhe und Reflexion merkt das lyrische Ich das Fehlen von jemand Bedeutendem: „Und immer wenn der Tag an mir vorbeirennt, merk‘ ich, wie sehr du mir fehlst“. Diese Zeile drückt die Sehnsucht nach emotionaler Verbindung und zwischenmenschlicher Nähe aus. Es wird deutlich, dass keine Zahl, kein materieller Besitz, diese Lücke füllen kann.

Diese Sehnsucht wird in der Strophe „Sie haben mich runtergebrochen auf sechs Sinne und 212 Knochen“ besonders deutlich. Hier verweist Namika auf die Reduzierung des Menschen auf biologische und physische Parameter. Doch jenseits dieser zählbaren Elemente bleibt eine tiefe innere Sehnsucht nach mehr – nach Liebe, Verbindung und Sinn.

Die Unmessbaren Werte des Lebens

Im Refrain fragt Namika mehrfach „Ist das alles, was zählt?“, und beantwortet diese rhetorische Frage letztlich mit einer Erkenntnis, dass die wahren Werte nicht messbar sind: „Ich glaub‘, alles, was zählt, das kann man nicht zählen“. Diese Aussage betont die Diskrepanz zwischen einem zahlenbasierten Leben und den echten Werten wie Liebe, Glück und Sinn, die nicht in Zahlen gefasst werden können. Sie verweist auf eine tiefere, spirituelle oder emotionale Dimension des Seins, die jenseits von messbaren Faktoren liegt.

Die Zeilen „Sie haben mich runtergebrochen auf dreißig Billionen Zellen und 212 Knochen, doch das Herz schlägt und sehnt sich nach mehr“ verkörpern diesen Gedanken noch einmal auf eindrucksvolle Art und Weise. Selbst wenn der Mensch in seine kleinsten Einheiten zerlegt wird, bleibt das Herz, das nach mehr verlangt, nach etwas, das nicht in materiellen oder zahlenmäßigen Begriffen gefasst werden kann.

Zweifel an der modernen Lebensweise

Namikas Lied bringt eine deutliche Kritik an der modernen Lebensweise zum Ausdruck. In der heutigen Welt, wo Zahlen und Messbarkeit oft im Vordergrund stehen, fühlt sich das lyrische Ich entfremdet und leer. Die Frage „Ist das alles, was zählt?“ stellt das grundlegend in Frage und fordert dazu auf, über Alternativen nachzudenken. Es wirft einen Schatten auf die materialistische und leistungsorientierte Gesellschaft und fordert ein Umdenken hin zu einer Wertschätzung immaterieller Werte.

Die Verwendung der Armbanduhr als Symbol für die Kontrolle und den Druck, die Zeit effizient zu nutzen, verstärkt diese Kritik. „Sagt, ich soll schneller gehen, sonst wird’s zu spät“ erinnert uns daran, dass wir oft nur noch funktionieren und nicht mehr wirklich leben. Namika fordert auf, den Blick auf das Wesentliche zu richten und sich auf die Dinge zu konzentrieren, die wirklich Bedeutung haben.

Echoes in unserer Gesellschaft

Der Text von „Alles was zählt“ resoniert in unserer modernen, hektischen Gesellschaft, die oft den Wert der menschlichen Erfahrung hinter Zahlen und Tabellen verbirgt. Namikas Lyrik ruft eine kollektive Sehnsucht nach einer tieferen Bedeutung und echten Verbindungen hervor, die inmitten des Alltags verloren gehen können. Dieser Song schafft es, tiefere Reflexionen über den Wert unseres Lebens anzuregen, indem er die Hohlheit eines ausschließlich zahlenbasierten Daseins kritisiert und das Unsichtbare, nicht Messbare hervorkehrt.

Persönlich berührt mich dieses Lied, da es zum Innehalten und Reflektieren anregt. Es erinnert an die Bedeutung von Liebe, Freundschaft und persönlicher Erfüllung, die in einer Welt, die sich zunehmend auf greifbare Erfolge und messbare Ergebnisse konzentriert, oft vernachlässigt werden. Namika schafft es mit ihrer poetischen Sprache, eine emotionale Resonanz zu erzeugen, die den Hörer hinterfragen lässt, was wirklich im Leben zählt und ob wir den wahren Wert unserer Existenz oft hinter nüchternen Zahlen und Statistiken übersehen.

Man gibt mir 81 Jahre hier

Fünfzig-Stunden-Wochen, Arbeitstier

Ich lächle so dreizehn Minuten pro Tag

Nehm‘ jeden zweiten Sommer Urlaub mit

Krieg‘ 1,5 Kinder im Schnitt

Und fünfundvierzig-tausend Brutto im Jahr

Ist das alles, was zählt?

Irgendwie kann ich’s nicht fühlen

Alles, was zählt?

Mit Zahlen konnt‘ ich noch nie, yeah

Und immer wenn der Tag an mir vorbeirennt

Merk‘ ich, wie sehr du mir fehlst

Ich glaub‘, alles, was zählt

Das kann man nicht zählen

Die Armbanduhr hat jeden Schritt gezählt

Sagt, ich soll schneller gehen, sonst wird’s zu spät

Und erinnert mich dran, einen Schluck Wasser zu nehmen

Hab‘ siebenmal nach dem Wort „Sinn“ gesucht

Und Amazon empfiehlt mir dieses Buch

Doch wo liegt der Sinn, wenn wir zwei uns nicht sehen?

Ist das alles, was zählt?

Irgendwie kann ich’s nicht fühlen

Alles, was zählt?

Mit Zahlen konnt‘ ich noch nie, yeah

Und immer wenn der Tag an mir vorbeirennt

Merk‘ ich, wie sehr du mir fehlst

Ich glaub‘, alles, was zählt

Das kann man nicht zählen

Sie haben mich runtergebrochen auf

Sechs Sinne und 212 Knochen

Sag, wenn das Herz nicht mehr schlägt, wer berechnet den Wert?

Sie haben mich runtergebrochen

Auf dreißig Billionen Zellen und 212 Knochen

Doch das Herz schlägt und sehnt sich nach mehr

Ist das alles, was zählt?

Irgendwie kann ich’s nicht fühlen

Alles, was zählt?

Mit Zahlen konnt‘ ich noch nie, yeah

Und immer wenn der Tag an mir vorbeirennt

Merk‘ ich, wie sehr du mir fehlst

Ich glaub‘, alles, was zählt

Das kann man nicht zählen

Und immer wenn der Tag an mir vorbeirennt

Merk‘ ich, wie sehr du mir fehlst

Ich glaub‘, alles, was zählt

Das kann man nicht zählen

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