Analyse des Liedtextes „Wenn sie diesen Tango hört“ von Pur

Einführung

Der Song „Wenn sie diesen Tango hört“ von Pur wurde 1988 veröffentlicht und gehört dem Genre Pop Rock an. Der Text erzählt die berührende Geschichte einer älteren Frau, die nach dem Tod ihres Mannes eine melancholische Einsamkeit erlebt, während sie sich wehmütig an ihre gemeinsamen Zeiten erinnert. Die detaillierte Analyse der Lyrics wird zeigen, wie diese Geschichte sich entfaltet und welche literarischen Mittel die Band verwendet, um Emotionen und Themen zu vermitteln.

Erste Strophe

„Sie sitzt auf ihrem alten Sofa
Aus der Wirtschaftswunder–Zeit
Zwei Glückwunschkarten auf dem Tisch
Dallas ist längst vorbei“


Die erste Strophe beginnt mit der Beschreibung eines Alltagsmoments. Das alte Sofa aus der Wirtschaftswunder-Zeit und die Glückwunschkarten auf dem Tisch stellen Objekte dar, die ihren Lebenserfahrung und Alters kennzeichnen. Das Erwähnen von „Dallas“, einer bekannten Fernsehserie, die zu dieser Zeit populär war, setzt auch einen zeitlichen Rahmen und betont die vergangene Zeit.

„Alles Gute zum einundsechzigsten
Liebe Omi, tschüs, bis bald
Die Kinder sind jetzt groß und außer Haus
Die Wohnung ist oft kalt“


Das Lied verschafft uns einen tieferen Einblick in ihr derzeitiges Leben. Die Glückwunschkarten für ihren 61. Geburtstag unterstreichen ihre Rolle als Mutter und Großmutter. „Liebe Omi, tschüs, bis bald“ deutet an, dass ihre Kinder weggezogen sind und die Wohnung, die früher lebhaft war, nun oft leer und kühl ist.

Zweite Strophe

„Irgendwas hat sie immer zu tun
Sie teilt sich die Hausarbeit ein
Und jeden Abend schaltet sie ab
Und das Fernsehen ein“


Diese Passage beschreibt ihren Tagesablauf. Sie hält sich mit Hausarbeit beschäftigt und nutzt den Fernseher als Ablenkungsmittel. Es spiegelt eine gewisse Routine und Monotonie wider, die Teil ihres Lebens nach dem Verlust ihres Partners geworden sind.

„Das war nicht immer so
Erst seit sie allein ist
Seit ihr Mann starb
Den sie mit feuchten Augen vermisst“


Hier sehen wir einen Wendepunkt. Diese Zeilen verdeutlichen den Ursprung ihres jetzigen Lebensstils: Der Tod ihres Mannes hat diese Veränderungen hervorgerufen. Der Schmerz und die Trauer sind noch präsent, da sie ihn immer noch „mit feuchten Augen vermisst“.

Dritte Strophe

„Sie hat so gern getanzt mit ihm
Und manchmal, wenn’s zu sehr weh tut
Legt sie ihre alte Lieblingsplatte auf
Und tanzt ganz für sich“


Die emotionalste Passage kommt in diesen Zeilen zum Ausdruck. Ihr Mann und sie haben gerne getanzt, und in Momenten großer Trauer findet sie Trost in der Musik und tanzt allein – ein Akt, der gleichzeitig die Freude vergangener Zeiten und die gegenwärtige Einsamkeit veranschaulicht.

Refrain

„Wenn sie diesen Tango hört
Vergißt sie die Zeit
Wie sie jetzt lebt ist weit, weit entfernt
Wie ein längst verglühter Stern“


Der Refrain verleiht dem Lied eine fast magische Qualität. Der Tango, den sie hört, lässt sie die gegenwärtigen Sorgen und Kummer vergessen und transportiert sie gedanklich in eine andere Ära – in eine Zeit, die so fern ist wie ein „längst verglühter Stern“. Diese Metapher unterstreicht die Vergänglichkeit und die Sehnsucht nach der Vergangenheit.

Vierte Strophe

„Aus der Heimat verjagt und vertrieben
Nach Hitlers großem Krieg
Sie hat kräftig mitbezahlt
Für den deutschen Traum von Sieg“


Der historische Kontext gibt der Geschichte weiter Tiefe. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben und hat schwer an den Folgen des Krieges gearbeitet. Dies stellt ihre Widrigkeiten und den geopolitischen Rahmen, in dem sie lebte, in den Vordergrund.

„Dann der lange harte Wiederaufbau
Für ein kleines Stückchen Glück
Das lang ersehnte Eigenheim
Kinder für die Republik“


Nach dem Krieg beteiligte sie sich intensiv am Wiederaufbau, um ein bescheidenes Glück und ein Zuhause für ihre Familie zu schaffen. Sie hat einen wesentlichen Beitrag geleistet, indem sie hart gearbeitet und ihre Kinder großgezogen hat – einen Beitrag zum Wohlergehen der Republik.

Fünfte Strophe

„Die sollten’s später besser haben
Darum packte sie fleißig mit an
So bliebt ihr oft zu wenig Zeit
Für sich und ihren Mann“


Hier wird die Selbstlosigkeit der Protagonistin betont. Sie hat so viel Energie in die Verbesserung der Zukunft ihrer Kinder gesteckt, dass sie oft die Zeit für sich und ihren Mann vernachlässigte.

„Ein ganzes Leben lang zusammen
Gelitten, geschuftet, gespart
Jetzt wäre doch endlich Zeit für mehr
Jetzt ist er nicht mehr da“


Das abschließende Paar zeigt die Tragödie der versäumten gemeinsamen Zeit. Nach einem Leben voller harter Arbeit und Verzicht wäre jetzt die Gelegenheit, das Leben zu genießen, aber der Tod ihres Mannes hinterlässt eine schmerzhafte Lücke.

Fazit

Der Liedtext von „Wenn sie diesen Tango hört“ führt den Hörer durch das Leben einer älteren Frau, die eine Mischung aus Stolz und tiefem Verlust empfindet. Ihre Geschichte ist geprägt von harter Arbeit, Opferbereitschaft und der schmerzlichen Abwesenheit ihres geliebten Mannes. Die poetische Tiefe und emotionale Resonanz des Textes werden durch die detaillierte Beschreibung ihres Alltags und die kraftvolle Verwendung historischer und persönlicher Kontexte erreicht. Der Text endet mit einer bittersüßen Reflexion über Zeit und Verlust und hinterlässt einen bleibenden Eindruck von Vergänglichkeit und vergangenem Glück.

Sie sitzt auf ihrem alten Sofa

Aus der Wirtschaftswunder–Zeit

Zwei Glückwunschkarten auf dem Tisch

Dallas ist längst vorbei

Alles Gute zum einundsechzigsten

Liebe Omi, tschüs, bis bald

Die Kinder sind jetzt groß und außer Haus

Die Wohnung ist oft kalt

Irgendwas hat sie immer zu tun

Sie teilt sich die Hausarbeit ein

Und jeden Abend schaltet sie ab

Und das Fernsehen ein

Das war nicht immer so

Erst seit sie allein ist

Seit ihr Mann starb

Den sie mit feuchten Augen vermisst

Sie hat so gern getanzt mit ihm

Und manchmal, wenn’s zu sehr weh tut

Legt sie ihre alte Lieblingsplatte auf

Und tanzt ganz für sich

Wenn sie diesen Tango hört

Vergißt sie die Zeit

Wie sie jetzt lebt ist weit, weit entfernt

Wie ein längst verglühter Stern

Aus der Heimat verjagt und vertrieben

Nach Hitlers großem Krieg

Sie hat kräftig mitbezahlt

Für den deutschen Traum von Sieg

Dann der lange harte Wiederaufbau

Für ein kleines Stückchen Glück

Das lang ersehnte Eigenheim

Kinder für die Republik

Die sollten’s später besser haben

Darum packte sie fleißig mit an

So bliebt ihr oft zu wenig Zeit

Für sich und ihren Mann

Ein ganzes Leben lang zusammen

Gelitten, geschuftet, gespart

Jetzt wäre doch endlich Zeit für mehr

Jetzt ist er nicht mehr da

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