Wasserski fahren auf dem Kurfürstendamm: Ein Traum oder eine Dystopie?

Das Lied „Wasserschi Fahr’n“ von SDP aus dem Jahr 2008 mischt humorvoll Kritik an Umweltzerstörung mit einer surrealen Vision einer wasserbedeckten Stadtlandschaft. Es handelt sich um einen satirischen Text, der die Folgen des Klimawandels auf eine übertriebene und ironische Weise darstellt. Der Text beschreibt, wie die Menschen in Berlin den Klimawandel begrüßen würden, weil dieser es ihnen ermöglichen würde, Wasserski auf dem Kurfürstendamm zu fahren – einer bekannten Einkaufsstraße in Berlin.

Die erzählte Geschichte vom Strandurlaub in Berlin

Die Erzählung beginnt mit einem ironischen Kommentar über das kaputte Klima: „Die Wetterfee sagt das Klima ist kaputt“. Doch anstatt darüber besorgt zu sein, zeigt die Band regelrecht Freude darüber. Da heißt es: „Leute lasst doch ruhig die Pole schmelzen“, weil dies die Möglichkeit eröffnet, dass man künftig nicht mehr in den Urlaub fliegen muss.

In der ersten Strophe wird ein bildhaftes Szenario entworfen, in dem Berlin sich aufgrund des geschmolzenen Polareises in eine Strandlandschaft verwandelt: „Denn wir haben in Berlin n / Strand wie in der Karibik“. Dies wird durch humorvolle Übertreibungen wie „Dann können wir Wasserschi / fahr’n aufn Kurfürstendamm!“ weiter untermalt. Der Text fährt fort und malt ein idyllisches Szenario einer perfekten Strandumgebung nach: „Alle sind gut gelaunt keiner ist kacke drauf / Die Mädels sind braun und / Haben n flachen Bauch“.

Im Refrain und der darauffolgenden Strophe wird der Wunsch, Wasserski auf dem Kurfürstendamm zu fahren, immer wieder betont und wiederholt, was die Absurdität und Ironie der Aussage noch verstärkt. Schließlich gipfelt die Story in einem weiteren satirischen Aufruf, die Umwelt noch mehr zu schädigen: „Komm wir sprühen FCKW in die Luft / Das Ozonloch ist noch nicht groß genug!“.

Ironie und sprachliche Elemente

SDP nutzt in ihrem Lied eine Reihe von sprachlichen und rhetorischen Mitteln, um ihre Botschaft zu transportieren. Eine auffällige Technik ist die ausgedehnte Verwendung von Ironie und Zynismus. Der Text nimmt eine an sich ernste Thematik – die Klimakrise – und stellt sie auf eine leichtfertige, sorgenfreie Weise dar, was die Absurdität der menschlichen Ignoranz gegenüber der Umwelt unterstreicht.

Eine der Hauptmetaphern ist der Vergleich von Berlin mit der Karibik: „Strand wie in der Karibik“. Dies symbolisiert die Vorstellung, dass die gravierenden Auswirkungen des Klimawandels, wie das Schmelzen der Pole, willkommen geheißen werden könnten. Der Vers „Dann können wir Wasserschi / fahr’n aufn Kurfürstendamm“ setzt dies weiter fort und vermittelt die absurde Vorstellung, dass das Schmelzen der Pole in Freizeitvergnügen umgewandelt werden kann.

Die wiederholende Struktur des Refrains verstärkt den satirischen Ton des Liedes. Die ständige Wiederholung des Wunsches „Wasserschi fahr’n aufn Kurfürstendamm“ betont die Unmöglichkeit und den kindlichen Wunschtraum, verleiht dem Lied aber gleichzeitig einen eingängigen, hymnenartigen Charakter.

Ironischer Umgang mit ernsten Themen

Thematisch befasst sich das Lied mit der Klimakrise und der menschlichen Gleichgültigkeit gegenüber ihrer eigenen Umwelt. SDP setzt diese ernste Thematik in einen humorvollen und ironischen Rahmen, indem sie die Vorstellung zeichnet, dass ein zerstörtes Klima nur positive Folgen wie einen Strand in Berlin nach sich zieht. Dies könnte die Oberflächlichkeit und Kurzsichtigkeit der Gesellschaft kritisieren, die nur die angenehmen kurzfristigen Effekte sieht und die langfristigen katastrophalen Folgen ignoriert.

Emotionen wie Sorglosigkeit und Freude spiegeln sich in den Zeilen wider, jedoch auf eine hyperbolische Art, die tatsächlich die Ignoranz der Menschen gegenüber der ernsthaften Situation verdeutlicht. Diese Emotionen werden in Zeilen wie „Man ist das scheißgeil / Der weiße Strand ist so spitze“ untermauert, die eine naive Glückseligkeit zum Ausdruck bringen.

Struktur und Sprachwahl: Ein raffiniertes Zusammenspiel

Strukturell ist das Lied einfach aufgebaut – bestehend aus sich wiederholenden Strophen und Refrains, was den musikalischen Fluss unterstützt und die ironische Botschaft unterstreicht. Die Verwendung von umgangssprachlicher, einfacher Sprache macht das Lied zugänglich und verstärkt den ironischen Tonfall.

Die strukturierte Wiederholung des Refrains gibt dem Song eine einprägsame, hymnische Qualität, die leicht ins Ohr geht und das ironisch dargestellte Wunschdenken untermauert. Der staccatoartige, wiederholende Beat des „Wa-wa-wa-wa-wa-wa-wa-wasserschi“ prägt sich dabei besonders ein und vermittelt eine kindliche Freude am Klang, im starken Kontrast zur ernsten Thematik.

Multiple Lesarten und Interpretationsansätze

Das Lied kann auf verschiedene Weisen interpretiert werden. Einerseits könnte es als Kritik an der Klimaveränderungsleugnung und der Umweltzerstörung gelesen werden. Andererseits könnte es auch als Satire auf die kurzsichtige Konsumgesellschaft verstanden werden, die sich nur um kurzfristige Vergnügen sorgt und die langfristigen Konsequenzen außer Acht lässt. Die Zeilen „Komm wir sprühen FCKW in die Luft / Das Ozonloch ist noch nicht groß genug!” verstärken diese Lesart noch, da sie eine zynische Aufforderung darstellen, die Umwelt weiter zu zerstören, um kurzfristige Annehmlichkeiten zu erleben.

Eine mögliche Interpretation ist, dass SDP eine Art lakonischen Fatalismus ausdrückt – eine Akzeptanz der unausweichlichen Umweltkatastrophe, verbunden mit der Einstellung, diese zumindest genießen zu wollen. In diesem Sinne könnte das Lied ein Aufruf sein, das Beste aus einer schlechten Situation zu machen, obwohl dies auf eine absurde Weise dargestellt wird.

Persönliche Gedanken und gesellschaftliche Resonanz

Persönlich finde ich das Lied von SDP trotz seines humorvollen und leichteren Tons tiefgehend und nachdenklich machend. Es regt dazu an, sich mit der Thematik der Umweltzerstörung und den menschlichen Reaktionen darauf auseinanderzusetzen. Besonders beeindruckend ist die Fähigkeit der Band, eine solch ernste Thematik auf eine eingängige und satirische Weise darzustellen, die zum Nachdenken anregt.

Gesellschaftlich gesehen könnte „Wasserschi Fahr’n“ als eine Kritik an der heutigen Gesellschaft verstanden werden, die oft dazu neigt, unangenehme Wahrheiten zu ignorieren und lieber kurzfristigen Vergnügungen nachzugeben. Das Bild von Berlin als eine tropische Strandlandschaft aufgrund der schmelzenden Pole ist sowohl humorvoll als auch schockierend, und könnte als Warnung dienen, dass die menschlichen Handlungen langfristige Konsequenzen haben.

Abschließend lässt sich sagen, dass „Wasserschi Fahr’n“ von SDP ein Lied ist, das durch seine ironische und humorvolle Darstellungsweise eine tiefere Botschaft transportiert. Es lädt den Zuhörer dazu ein, über den Umgang der Menschheit mit der Umwelt nachzudenken und stellt gleichzeitig die Frage, wie weit Menschen bereit sind, Umweltzerstörung zu akzeptieren, solange sie kurzfristigen Spaß daraus ziehen können.

Die Wetterfee sagt das Klima ist kaputt

Doch eigentlich hat mich das noch nie gejuckt

Ich hatte noch nie Bock auf so’ne Kälte

Leute lasst doch ruhig die Pole schmelzen

Dann brauchen wir nicht mehr

In den Urlaub fliegen

Denn wir haben in Berlin n

Strand wie in der Karibik

Mit blauem Meer und allem Drum und Dran

Dann können wir Wasserschi

Fahr’n aufn Kurfürstendamm!

Wir wollen Wasserschi fahr’n

Aufn Kurfürstendamm

Wir wollen Wa-wa-wa-wa-wa-wa-wa-wasserschi

Fahr’n!

Wasserschi fahr’n aufn Kurfürstendamm

Wir wollen Wa-wa-wa-wa-wa-wa-wa-wasserschi

Fahr’n!

Alle sind gut gelaunt keiner ist kacke drauf

Die Mädels sind braun und

Haben n flachen Bauch

Von morgens bis abends den

Ganzen Tag Freizeit

Hey Barkeeper gib mir bitte mal ein Mai Tai!

Man ist das scheißgeil

Der weiße Strand ist so spitze

Alle Berliner haben Sand in der Poritze

Vom ganzen Schnorcheln, oh ist das cool

Pack die Badehose ein wir fahren zum Kudamm!

Wir wollen Wasserschi fahr’n

Aufn Kurfürstendamm

Wir wollen Wa-wa-wa-wa-wa-wa-wa-wasserschi

Fahr’n!

Wasserschi fahr’n aufn Kurfürstendamm

Wir wollen Wa-wa-wa-wa-wa-wa-wa-wasserschi

Fahr’n!

Komm wir sprühen FCKW in die Luft

Das Ozonloch ist noch nicht groß genug!

Komm komm komm, wir sprühen FCKW in die Luft

Das Ozonloch ist noch nicht groß genug!

Wir wollen Wasserschi fahr’n

Aufn Kurfürstendamm

Wir wollen Wa-wa-wa-wa-wa-wa-wa-wasserschi

Fahr’n!

Wasserschi fahr’n aufn Kurfürstendamm

Wir wollen Wa-wa-wa-wa-wa-wa-wa-wasserschi

Fahr’n! Wir wollen Wasserschi fahr’n

Aufn Kurfürstendamm

Wir wollen Wa-wa-wa-wa-wa-wa-wa-wasserschi

Fahr’n!

Wasserschi fahr’n aufn Kurfürstendamm

Wir wollen Wa-wa-wa-wa-wa-wa-wa-wasserschi

Fahr’n!

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