Die Geschichte dreht sich im Kreis

„Kreise“ von Johannes Oerding aus dem Jahr 2017 ist ein poetisch anmutender Liedtext, der sich thematisch stark mit den Zyklen und Wiederholungen des Lebens befasst. Der Text beginnt mit der Feststellung, dass Anfang und Ende oft denselben Punkt darstellen: „Oft sind Anfang und Ende der gleiche Punkt“. Diese Einführung stellt den Grundton des Liedes dar, indem sie auf die zyklische Natur des Lebens hinweist. Des Weiteren spricht der erste Vers von gemeinsamen Erfahrungen und Ritualen, die das Leben von Anfang an prägen: „Seit der Geburt das selbe Blut, das durch die Adern pumpt. Wir fangen jedes Jahr zur gleichen Zeit an zu frieren.“

Der Refrain wiederholt die metaphorische Bewegung in Kreisen und lässt darauf schließen, dass sich Pfade trotz unterschiedlicher Entscheidungen („Dann gehst du links, dann geh ich rechts“) irgendwann wieder kreuzen: „Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt, dann gehst du links, dann geh ich rechts. Und irgendwann kreuzt sich der Weg, wenn wir uns wieder sehen.“ Hier wird eine Mischung aus Trennung und Wiedersehen betont, was in der modernen Gesellschaft, in der Menschen oft temporär getrennt sind, durchaus relevant erscheint.

In der zweiten Strophe wird die stetige Abwechslung von Tag und Nacht beschrieben: „Der Zirkel malt jeden Tag auf das leere Blatt und der Mond löst die Sonne ab in jeder Nacht“, was die unvermeidlichen Zyklen und Rhythmen des Lebens weiter unterstreicht. Die Reflexion darüber, was beim anderen gerade passiert, fügt eine emotionale Dimension von Sehnsucht und Ungewissheit hinzu: „Ich frag‘ mich wieder mal, was bei dir grad‘ passiert.“

Poesie und Symbolik in den Kreisen des Lebens

Johannes Oerding verwendet zahlreiche poetische und rhetorische Elemente, um die kreisförmige Struktur des Lebens darzustellen. Eine der auffälligsten ist die Wiederholung und der Refrain, die sowohl musikalisch als auch lyrisch den zyklischen Charakter betonen. Die Metapher der „Kreise“ dient als zentrales Symbol, das die Kontinuität und Wiederholungen im Leben darstellt.

Ein weiterer bedeutender poetischer Moment ist die Metapher der Jahreszeiten („Wir fangen jedes Jahr zur gleichen Zeit an zu frieren“), die die unvermeidliche Wiederkehr von Zuständen und Gefühlen veranschaulicht. Diese Wiederkehr findet sich auch in der zweiten Strophe, wo der Sonnen- und Mondwechsel beschrieben wird.

Die Symbolik von Rauch, der verweht („Wir pusten Ringe in die Luft bis der Rauch verweht“), könnte als Vergänglichkeit und die flüchtige Natur von Momenten und Erinnerungen interpretiert werden. Dies wird durch die poetische Empfehlung auf dem Kneipenklo verstärkt: „Halt nicht fest, was du liebst, sondern lass es los. Und wenn es wieder kommt, dann gehört es nur dir.“ Diese Zeilen reflektieren eine Philosophie des Loslassens und Vertrauns darauf, dass wertvolle Dinge zurückkehren, wenn sie wirklich zu einem gehören.

Emotionale Resonanz durch Metaphern und Bilder

Der Text von „Kreise“ löst eine Vielzahl von Emotionen aus, von Nostalgie und Sehnsucht bis hin zu Hoffnung und Akzeptanz. Die Idee, dass sich Pfade trotz Trennung wieder kreuzen können, spendet Trost und Hoffnung und spricht das universelle menschliche Bedürfnis nach Verbindung und Wiedersehen an. Die Beschreibungen von Alltagszyklen und Ritualen schaffen eine emotionale Nähe und Zugehörigkeit.

Die Poetisierung alltäglicher Beobachtungen wie das Frieren zu einer bestimmten Jahreszeit oder das Sehen von Rauchringen in der Luft helfen den Hörern, eine tiefere Verbindung zu den beschriebenen Situationen herzustellen. Durch diese Bilder kann die Zuhörerschaft ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle reflektieren und sich im Liedtext wiederfinden.

Der Reiz des Universalen im Alltäglichen

Kulturell und sozial betrachtet spricht „Kreise“ das allgegenwärtige menschliche Erlebnis des Zyklus und der Wiederholung im Leben an. Die alltäglichen Beobachtungen und Reflexionen über Jahreszeiten, Tag und Nacht sowie die poetische Philosophie des Loslassens weisen auf eine generelle menschliche Erfahrung hin. Die emotionale Wirkung des Textes wird durch seine universelle Anwendbarkeit verstärkt; jeder kann sich mit den beschriebenen Zyklen und der Hoffnung auf Wiedersehen identifizieren.

Die strukturelle Entscheidung, den Refrain zu wiederholen, verstärkt das zyklische Thema sowohl lyrisch als auch musikalisch. Diese Wiederholung betont den Kreislauf und schafft eine kohärente Schleife im Text, die die zentrale Botschaft und emotionale Resonanz des Liedes stützt. Die Wahl einfacher, aber tiefgründiger Metaphern und die klare, aber poetische Sprache tragen zur starken emotionalen Wirkung des Liedes bei.

Interpretationen und mögliche Lesarten des Textes

Verschiedene Lesarten des Textes bieten unterschiedliche Interpretationsansätze. Ein Ansatz könnte die Betonung auf die Hoffnung und die Gewissheit legen, dass diejenigen, die auseinandergehen, sich eines Tages wiedersehen werden. Diese Interpretation könnte besonders für Beziehungen, Freundschaften oder sogar Lebenswege relevant sein, die temporäre Trennungen oder Veränderungen erfahren.

Eine andere Lesart könnte sich auf die Akzeptanz und das Verständnis für die unvermeidbaren Zyklen und Veränderungen des Lebens konzentrieren. Hierbei wird der Fokus auf die Akzeptanz und das Loslassen sowie die Hoffnung auf Wiederkehr gelegt. Diese Interpretation bietet eine philosophische Sicht auf das Leben, die Gelassenheit und Vertrauen in den natürlichen Ablauf der Dinge betont.

„Halt nicht fest, was du liebst, sondern lass es los. Und wenn es wieder kommt, dann gehört es nur dir.“

Diese Zeilen können auch als Ratschlag gesehen werden, der sowohl im persönlichen Leben als auch in breiteren sozialen und kulturellen Kontexten anwendbar ist.

Das persönliche Empfinden in den „Kreisen“ erkennen

„Kreise“ ruft in mir eine tiefe Reflexion über die zyklischen Muster in meinem eigenen Leben und den gemeinsamen menschlichen Erfahrungen hervor. Die Wiederholung des Refrains verleiht dem Text eine gewisse Meditativität, die über den einfachen Liedtext hinausgeht und zu einer Art Mantra wird. Die Idee, dass sich Pfade trotz unterschiedlicher Richtungen wieder kreuzen können, gibt mir Hoffnung und Trost in unsicheren Zeiten.

Wenn ich an die Menschen in meinem Leben denke, die durch Distanz oder andere Einflüsse von mir getrennt wurden, so bietet mir der Gedanke des Wiedersehens einen emotionalen Anker. Der Text stärkt in mir auch die Erkenntnis, dass zu loslassen manchmal der beste Weg ist, um wirklich nach vorne zu schauen und zu wachsen.

Zusammengefasst schafft Johannes Oerding mit „Kreise“ ein tief gehendes und vielschichtiges Werk, das sowohl auf poetisch-literarischer als auch auf emotionaler Ebene stark resoniert. Die kluge Verwendung von Metaphern und Symbolen, kombiniert mit einer wiederkehrenden Struktur und einer universellen Thematik, macht das Lied zu einem relevanten und berührenden Stück moderner Popmusik.

(Hey)

(Hey-yeah-yeah-yay)

Oft sind Anfang und Ende der gleiche Punkt

Seit der Geburt das selbe Blut, das durch die Adern pumpt

Wir fangen jedes Jahr

Zur gleichen Zeit an zu frieren

Wir pusten Ringe in die Luft bis der Rauch verweht

Halten uns fest wenn die Erde Pirouetten schlägt

Und wir drehen uns mit wenn die Zeiger rotieren

Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt

Dann gehst du links, dann geh‘ ich rechts

Und irgendwann kreuzt sich der Weg

Wenn wir uns wieder sehen

Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt

Dann gehst du links, dann geh‘ ich rechts

Doch wir beide bleiben nicht stehen (oh no)

Bis wir uns wieder sehen

Der Zirkel malt jeden Tag auf das leere Blatt

Und der Mond löst die Sonne ab in jeder Nacht

Ich frag‘ mich wieder mal

Was bei dir grad‘ passiert

Poesie an der Wand auf dem Kneipenklo

Halt nicht fest was du liebst, sondern lass es los

Und wenn es wieder kommt

Dann gehört es nur dir

Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt

Dann gehst du links, dann geh‘ ich rechts

Und irgendwann kreuzt sich der Weg

Wenn wir uns wieder sehen

Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt

Dann gehst du links, dann geh‘ ich rechts

Doch wir beide bleiben nicht stehen, nein, nein

Bis wir uns wieder sehen, oh, oh

Egal wie weit wir uns entfernen

Auf den Brettern seh ich noch uns, oh ja

Egal wie weit wir auseinander sind

Wir haben den gleichen Mittelpunkt

Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt

Dann gehst du links, dann geh‘ ich rechts

Und irgendwann kreuzt sich der Weg, ja

Wenn wir uns wieder sehen

Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt

Dann gehst du links, dann geh‘ ich rechts

Und irgendwann kreuzt sich der Weg

Wenn wir uns wieder sehen

Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt

Oh, dann gehst du links, dann geh‘ ich rechts

Doch wir beide bleiben nicht stehen, nein, nein

Bis wir uns wieder sehen

Hamburg, ich sing euch vor, ihr hinterher, go

Hey-yeah-yeah-yeah, let’s go

(Hey-yeah-yeah-yeah)

Hey-yeah-yeah-yeah

(Hey-yeah-yeah-yeah)

Hey-yeah-yeah-yeah

(Hey-yeah-yeah-yeah)

Hey-yeah-yeah-yeah

(Hey-yeah-yeah-yeah)

Dankeschön

Dankeschön Hamburg

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