Liedtextanalyse: „Indianer“ von Pur

Einleitung

Das Lied „Indianer“ der deutschen Band Pur aus dem Jahr 1993 reflektiert auf poetische Weise den Verlust moralischer Werte und kindlicher Ideale im Erwachsenenleben. Es verwendet das Bild der Indianer als Metapher für Authentizität, Gemeinschaft und Gerechtigkeit, während der Schreibstil zwischen nostalgisch und kritisch variiert.

Erste Strophe

  • „Wo sind all die Indianer hin? / Wann verlor das große Ziel den Sinn?“
    Hier eröffnet der Sänger mit einer rhetorischen Frage, die den Verlust von etwas Bedeutendem andeutet. „Indianer“ stehen symbolisch für eine Art von Authentizität und Gerechtigkeit, die in der modernen Welt scheinbar verloren gegangen ist. Der „Sinn des großen Ziels“ bezieht sich auf ein idealistisches, gemeinschaftsorientiertes Leben.
  • „Dieses alte Bild aus der Kinderzeit / Zeigt alle Brüder vom Stamm der Gerechtigkeit“
    Der Sänger erinnert sich an eine Zeit, als er und seine Freunde als „Brüder vom Stamm der Gerechtigkeit“ spielten. Dies suggeriert eine Unschuld und moralische Integrität, die in der Kindheit vorhanden war.
  • „Wir waren bunt bemalt und mit wildem Schrei / Stand jeder stolze Krieger den Schwachen bei“
    Diese Zeilen beschreiben eine Zeit, in der jeder bereit war, die Schwachen zu verteidigen. Das „bunte Bemalen“ und die „wilden Schreie“ deuten auf eine natürliche, ungezähmte Energie und ein starkes Gemeinschaftsgefühl hin.
  • „Unser Ehrenwort war heilig / Nur ein Bleichgesicht betrog / Und es waren gute Jahre / Bis der erste sich belog“
    Hier wird die Integrität der Gemeinschaft betont. Das „Ehrenwort“ war „heilig“, und nur ein „Bleichgesicht“ – ein Außenseiter oder Verräter – konnte diese Harmonie stören. Die „guten Jahre“ endeten, als jemand innerhalb der Gemeinschaft unehrlich wurde, und dies markiert den Anfang des moralischen Verfalls.

Refrain

  • „Wo sind all die Indianer hin? / Wann verlor das große Ziel den Sinn? / So wie Chingachgook für das Gute stehen / Als letzter Mohikaner unter Geiern nach dem Rechten sehen“
    Der Refrain wiederholt die eingangs gestellten Fragen und ergänzt sie mit einer Referenz auf Chingachgook, eine Figur aus James Fenimore Coopers Roman „Der letzte Mohikaner“. Chingachgook steht symbolisch für moralische Integrität und Unbeugsamkeit. Der „letzte Mohikaner“ inmitten von „Geiern“ verdeutlicht die Isolation und den Kampf um das Gute in einer korrupten Umgebung.

Zweite Strophe

  • „Der Kleine Büffel spielt heute Boss / Er zog mit Papis Firma das große Los / Geschmeidige Natter sortiert die Post / Und in seiner Freizeit sagt er meistens ‚Prost!'“
    Der „Kleine Büffel“, einst vielleicht ein treuer Kamerad, ist nun ein Geschäftsmann geworden. „Geschmeidige Natter“ steht für jemanden, der sich anpasst und keine herausragenden moralischen Prinzipien verfolgt. Das „Prost!“ im Freizeitkontext zeigt eine Lebensweise, die mehr auf Genuss als auf moralische Werte fokussiert ist.

Dritte Strophe

  • „Und die Friedenspfeife baumelt / Überm Videogerät / Wie viel Träume dürfen platzen / Ohne dass man sich verrät?“
    Die Friedenspfeife, ein Symbol für Einheit und gutes Einvernehmen, hängt nun unbenutzt über einem Videogerät – ein Zeichen, dass alte Ideale durch moderne Technologie ersetzt wurden. Es wird hinterfragt, wie viele Träume und Ideale man aufgeben kann, ohne seine Identität oder Integrität zu verlieren.

Vierte Strophe

  • „Es gibt noch ein paar wenige vom Stamme der Schoschonen / Die finden sich, erkennen sich am Blick / Und deren gute Taten kann man nur durch Freundschaft belohnen / Sie nehmen ein Versprechen nie zurück“
    Hier wird beschrieben, dass es noch einige wenige gibt, die an den alten Idealen festhalten und einander erkennen – nicht durch äußere Merkmale, sondern durch einen Blick, der ihre gemeinsamen Werte und Überzeugungen spiegelt. Ihre guten Taten und unfassbarer Integrität können nur durch echte Freundschaft erwidert werden.

Wiederholung des Refrains

Der Refrain wird mehrmals wörtlich wiederholt und verdeutlicht so das Hauptthema des Liedes: der Verlust moralischer und idealistischer Werte.

Schlussfolgerung

Im gesamten Lied wird ein durchgängiges Bild präsentiert, das den moralischen Niedergang und den Verlust kindlicher Ideale beklagt. Während die ersten Strophen nostalgisch sind und eine idealisierte Vergangenheit beschreiben, wird der Ton zunehmend kritischer. Es wird dargestellt, wie ehemals hohe Prinzipien im Erwachsenenleben abhanden kommen. Der Refrain stellt bis zum Schluss die zentrale Frage, wohin diese Ideale verschwunden sind, was die kontinuierliche Suche nach moralischer Integrität in einer zunehmend korrupten Welt betont.

Das Lied endet ohne eine definitive Antwort, was den Zuhörer dazu einlädt, selbst über den Verlust der eigenen Ideale nachzudenken. Diese offene Frage verstärkt die Melancholie und den Nachdruck der Botschaft des Liedes.

Wo sind all die Indianer hin?

Wann verlor das große Ziel den Sinn?

Dieses alte Bild aus der Kinderzeit

Zeigt alle Brüder vom Stamm der Gerechtigkeit

Wir waren bunt bemalt und mit wildem Schrei

Stand jeder stolze Krieger den Schwachen bei

Unser Ehrenwort war heilig

Nur ein Bleichgesicht betrog

Und es waren gute Jahre

Bis der erste sich belog

Wo sind all die Indianer hin?

Wann verlor das große Ziel den Sinn?

So wie Chingachgook für das Gute stehen

Als letzter Mohikaner unter Geiern nach dem Rechten sehen

Der Kleine Büffel spielt heute Boss

Er zog mit Papis Firma das große Los

Geschmeidige Natter sortiert die Post

Und in seiner Freizeit sagt er meistens „Prost!“

Und die Friedenspfeife baumelt

Überm Videogerät

Wie viel Träume dürfen platzen

Ohne dass man sich verrät?

Wo sind all die Indianer hin?

Wann verlor das große Ziel den Sinn?

So wie Chingachgook für das Gute stehen

Als letzter Mohikaner unter Geiern nach dem Rechten sehen

Es gibt noch ein paar wenige vom Stamme der Schoschonen

Die finden sich, erkennen sich am Blick

Und deren gute Taten kann man nur durch Freundschaft belohnen

Sie nehmen ein Versprechen nie zurück

Und die Friedenspfeife baumelt

Überm Videogerät

Wie viel Träume dürfen platzen

Ohne dass man sich verrät?

Wo sind all die Indianer hin?

Wann verlor das große Ziel den Sinn?

So wie Chingachgook für das Gute stehen

Als letzter Mohikaner unter Geiern nach dem Rechten sehen

(Wo sind all die Indianer hin?)

Wo sind all die Indianer hin?

(Wann verlor das große Ziel den Sinn?)

Wo sind all die Indianer hin?

(So wie Chingachgook für das Gute stehen)

Wo sind all die Indianer hin?

(Als letzte Mohikaner unter Geiern nach dem Rechten sehen)

Wo sind all die Indianer hin?

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