Zwischen zwei Ufern: Eine Rückkehr zur Heimat

Neil Diamonds Lied „I Am… I Said“ ist eine tiefgründige Reflexion über das persönliche Gefühl der Entwurzelung und Isolation. Der Sänger, in Los Angeles lebend, erkennt die Vorzüge der Stadt – „L.A.’s fine, the sun shines most the time“ – und die entspannte Atmosphäre, die dort herrscht. Doch trotz der Schönheit und dem idyllischen Bild, das er von Los Angeles malt, bleibt das Heimweh nach New York stark. Während Los Angeles ein angenehmer Ort ist, den er temporär genießen kann, fühlt sich New York für ihn wie das wahre Zuhause an, auch wenn er dort nicht mehr wohnt.

Gefangener zwischen zwei Welten

Im ersten Absatz beschreibt Neil Diamond die charmanten Eigenschaften von Los Angeles, wo „the sun shines most the time“ und die Mieten niedriger sind. Diesen Vorteilen steht jedoch seine ständige Beschäftigung mit den Gedanken an eine Rückkehr gegenüber. „But you know I keep thinkin‘ about / Making my way back.“ Der Sänger betont seine Wurzeln in New York City, doch gleichzeitig fühlt er sich zwischen den beiden Städten verloren. Diese Unsicherheit verdeutlicht den inneren Konflikt zwischen seiner Vergangenheit und seiner gegenwärtigen Situation. Die Phrase „L.A.’s fine, but it ain’t home / New York’s home / But it ain’t mine no more“ bringt den Zwiespalt auf den Punkt, dass er sich an beiden Orten fremd fühlt.

Ruf in die Leere

Der Refrain des Liedes – „I am… I said / To no one there / And no one heard at all / Not even the chair“ – zeigt eine tiefe existenzielle Krise. Neil Diamond fühlt sich unsichtbar und unverstanden, als ob seine Existenz keine Bedeutung oder Gewicht hat. Diese Metapher der „Stuhl“-Zeile verleiht dem Gefühl der Isolation Nachdruck, denn selbst elementare Objekte in seinem Umfeld scheinen seine Präsenz nicht zu registrieren.

Der zweite Refrain hält die gleiche Stimmung aufrecht und verstärkt das Gefühl der Verlorenheit und Einsamkeit, das der Sänger empfindet. „I am… I cried / I am… said I / And I am lost and I can’t / Even say why.“ Hier zeigt sich, wie tiefgehend und unbeschreiblich sein emotionaler Zustand ist; er kann nicht genau artikulieren, warum er sich so fühlt, aber die Gefühle der Verzweiflung und Einsamkeit sind unverkennbar.

Die Froschgeschichte: Ein Gleichnis des Selbstverständnisses

Der nächste Abschnitt des Liedes führt eine Fabel ein, die von einem Frosch handelt, der davon träumt, ein König zu werden, und es schließlich auch schafft. Dieser Teil des Liedes ist eine Metapher für Diamonds eigene Karriere und die Veränderungen, die er durchlebt hat. „Well except for the names / And a few other changes / If you talk about me / The story is the same one.“ Trotz seines Erfolgs und der Erreichung seiner Träume bleibt eine innere Leere bestehen. Er fühlt sich unverändert und kämpft mit seinen unerfüllten Bedürfnissen und dem Gefühl der Isolation.

Menschliche Verwundbarkeit und innere Leere

Die Intensität seiner inneren Leere wird in den Zeilen „But I got an emptiness deep inside / And I’ve tried / But it won’t let me go“ noch deutlicher. Neil Diamond beschreibt ein zich tief verankerndes Gefühl der Unzulänglichkeit und Einsamkeit, das er trotz aller Bemühungen nicht loswerden kann. Dies verdeutlicht eine tiefe menschliche Verwundbarkeit und das Bedürfnis nach Verbundenheit und Einssein.

Der tiefe persönliche Schmerz

Der Refrain wird in mehrfacher Hinsicht wiederholt und verstärkt das zentrale Thema des Liedes: die Suche nach Identität und Zugehörigkeit. Die Zeilen „I am… I cried / I am… said I / And I am lost and I can’t / Even say why“ wiederholen sich und erzeugen eine kraftvolle, anhaltende Wirkung, die den Zuhörer tief berührt.

Diese ständige Wiederholung des Refrains und die eindringliche Aussage „I am“ vermittelt eine starke Botschaft: das unveränderte, grundlegende Bedürfnis nach Anerkennung und Verständnis, das der Sänger trotz seiner äußeren Erfolge immer noch sucht. Der Abschluss erinnert daran, dass selbst der Erfolg und das Erreichen eines hohen Status nicht garantieren, dass das innere Gefühl der Isolation und des Verlusts überwunden wird.

Starke Emotionen und tiefgehende Bedeutung

Neil Diamonds „I Am… I Said“ erzeugt eine Vielzahl von Emotionen – von Melancholie und Einsamkeit bis hin zu einer existenziellen Suche nach Selbstidentifikation und Zugehörigkeit. Der Sänger öffnet eine tiefe emotionale Wunde und ermöglicht den Zuhörern, sich mit seinen Gefühlen der Entfremdung und Entwurzelung zu identifizieren.

Die dichte, metaphorische Sprache des Liedes und wiederholten Refrains geben dem Ganzen eine poetische Note, die sowohl kraftvoll als auch bewegend ist. Die einfache, aber eindringliche Wiederholung von „I am“ verstärkt die Botschaft des Songs: eine Suche nach Bedeutung und Identität in einer Welt, die ihn manchmal ignoriert.

Insgesamt bietet das Lied eine berührende und tiefgründige Reflexion über das menschliche Bedürfnis nach Verbundenheit, Anerkennung und Heimat. Es zeigt auf, dass selbst der größte Erfolg im Leben nicht die innersten emotionalen Bedürfnisse und unerfüllten Sehnsüchte auslöschen kann.

Liedtext / Übersetzung

L.A.’s fine, the sun shines most the time
L.A. ist großartig, die Sonne scheint die meiste Zeit
And the feeling is ‚lay back‘
Und das Gefühl ist entspannt

Palm trees grow and rents are low
Palmen wachsen und die Mieten sind niedrig
But you know I keep thinkin‘ about
Aber ich denke immer wieder daran
Making my way back
den Weg zurückzufinden

Well I’m New York City born and raised
Nun, ich bin in New York City geboren und aufgewachsen
But nowadays
Aber heutzutage
I’m lost between two shores
Bin ich zwischen zwei Ufern verloren
L.A.’s fine, but it ain’t home
L.A. ist schön, aber es ist nicht mein Zuhause
New York’s home
New York ist mein Zuhause
But it ain’t mine no more
Aber es gehört mir nicht mehr

‚I am’… I said
‚Ich bin’… sagte ich
To no one there
zu niemandem da
And no one heard at all
Und niemand hörte überhaupt zu
Not even the chair
Nicht einmal der Stuhl

‚I am’… I cried
‚Ich bin’… weinte ich
‚I am’… said I
‚Ich bin’… sagte ich
And I am lost and I can’t
Und ich bin verloren und kann nicht
Even say why
nicht einmal sagen warum
Leavin‘ me lonely still
Mich immer noch einsam zurücklassend

Did you ever read about a frog
Hast du jemals von einem Frosch gelesen
Who dreamed of bein‘ a king
Der davon träumte, König zu sein
And then became one
Und dann einer wurde
Well except for the names
Nun, außer den Namen
And a few other changes
Und ein paar anderen Veränderungen
If you talk about me
Wenn du über mich sprichst
The story is the same one
Ist die Geschichte dieselbe

But I got an emptiness deep inside
Aber ich habe eine Leere tief in mir
And I’ve tried
Und ich habe es versucht
But it won’t let me go
Aber es lässt mich nicht los
And I’m not a man who likes to swear
Und ich bin kein Mann, der gerne schwört
But I never cared
Aber es war mir nie wichtig
For the sound of being alone
Für den Klang der Einsamkeit

‚I am’… I said
‚Ich bin’… sagte ich
To no one there
zu niemandem da
And no one heard at all
Und niemand hörte überhaupt zu
Not even the chair
Nicht einmal der Stuhl
‚I am’… I cried
‚Ich bin’… weinte ich
‚I am’… said I
‚Ich bin’… sagte ich
And I am lost and I can’t
Und ich bin verloren und kann nicht
Even say why
nicht einmal sagen warum
‚I am’… I said
‚Ich bin’… sagte ich
‚I am’… I cried
‚Ich bin’… weinte ich
‚I am‘
‚Ich bin‘

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