Analyse des Liedtextes „Besuchstag“ von Celo & Abdi
Allgemeine Übersicht
Interpret: Celo & Abdi
Titel: Besuchstag
Veröffentlichungsjahr: 2012
Das Lied „Besuchstag“ von Celo & Abdi erzählt die Geschichte eines inhaftierten Mannes, der sich mit dem Besuch seiner Mutter im Gefängnis auseinandersetzt. Der Song thematisiert die harte Realität des Gefängnisalltags, die emotionale Belastung, die die Inhaftierung sowohl auf den Gefangenen als auch auf seine Familie hat, sowie die Reflexion über verpasste Chancen und die Fehler der Vergangenheit.
Erste Strophe
„Butzbach, Erwachsenen Vollzug
Mutter, ist im Knast heute zu Besuch
Ihr Kopftuch erkenn‘ ich schon vom Fenster
Sem’hemme yimma, dein Sohn ist ein Gangster“
In dieser ersten Strophe beginnt der Erzähler damit, den Ort des Geschehens festzulegen: „Butzbach, Erwachsenen Vollzug“. Hier wird die Szenerie des Gefängnisses eingeführt, und der bevorstehende Besuch seiner Mutter wird thematisiert. Die Zeilen „Ihr Kopftuch erkenn‘ ich schon vom Fenster“ zeigen die tiefe Bindung und das Vertrautsein mit der Mutter, die trotz der widrigen Umstände ihn besucht. Das wiederkehrende Thema des Kopftuchs symbolisiert die kulturelle Bedeutung und den familiären Halt. Der Ausdruck „Sem’hemme yimma, dein Sohn ist ein Gangster“ stellt eine Mischung aus Stolz und Reue dar – der Erzähler erkennt seine kriminelle Tätigkeit an, was ihn in Konflikt mit seiner Mutter bringt.
Zweite Strophe
„Drogenhändler statt Bänker geworden
Wollte und konnte nicht den Eltern gehorchen
Erforschen, wo meine Grenzen sind
Jetzt kratze ich täglich Striche an die Wände hin“
In der zweiten Strophe reflektiert der Erzähler über seine Lebensentscheidungen und die Konsequenzen, die daraus entstanden sind. Das Bedauern zeigt sich in der Zeile „Drogenhändler statt Bänker geworden“, was auf verpasste Lebensmöglichkeiten hinweist. Die Weigerung, den Wünschen der Eltern zu folgen („Wollte und konnte nicht den Eltern gehorchen“), führt zum ständigen Testen der Grenzen, was letztlich zu seiner Inhaftierung führte („Jetzt kratze ich täglich Striche an die Wände hin“). Der Alltag im Gefängnis wird dadurch anschaulich geschildert.
Dritte Strophe
„Der Justizvollzugsbeamte Stein
Bringt mich in die Besucherhalle rein
Wallah, ich muss Weinen
Doch will nicht!
Mama soll nicht denken, dass ihr Sohn noch ein Kind ist“
Hier beschreibt der Erzähler den physischen Akt des Besuchs und die Emotionen, die ihn überkommen. Der „Justizvollzugsbeamte Stein“ symbolisiert die harte Realität der Gefängnisverwaltung. Die innere Zerbrechlichkeit des Erzählers wird durch „Wallah, ich muss Weinen / Doch will nicht!“ deutlich, aber er versucht seine Mutter zu enttäuschen, indem er nicht weint, weil er nicht als Kind angesehen werden möchte.
Vierte Strophe
„Mama weine nicht, mach‘ dir bitte keine Sorgen
Ich guck‘ sie an mit Stolz und wische ihre Tränen weg
Du kennst dein‘ Jungen, harte Schale, harter Kern“
Die Beziehung zur Mutter wird weiter vertieft. Die Beschwichtigung „Mama weine nicht, mach‘ dir bitte keine Sorgen“ und das Stolzgefallen „Ich guck‘ sie an mit Stolz und wische ihre Tränen weg“, zeigt die fürsorgliche Seite des Erzählers. Der Versuch, ihr Zuversicht zu geben, obwohl er selbst tief bedrückt ist, wird in diesen Zeilen greifbar. „Harte Schale, harter Kern“ beschreibt sein Selbstbild und die Haltung, die er nach außen zu zeigen versucht.
Fünfte Strophe
„Scheiß‘ auf die Justiz, bei denen ist der Glaube tot
Mama schaut mich an „Sohn, warum sind deine Augen Rot?
Beten macht frei, auf der Suche nach Gott“
Hier ist Knast, man ist high ist auf Suche nach Stoff“
In dieser Strophe wird die Trennung zwischen dem Glauben und der Justiz verdeutlicht. Der zynische Blick des Erzählers auf die Justiz wird in „Scheiß‘ auf die Justiz, bei denen ist der Glaube tot“ dargestellt und bekommt durch die Frage der Mutter „Sohn, warum sind deine Augen Rot?“ eine schmerzhafte persönliche Note. Der Kontrast zwischen dem Beten als Weg zur spirituellen Freiheit und der Realität des Gefängnisses, wo Drogen oft als Flucht verwendet werden, kommt hier stark zum Ausdruck („Hier ist Knast, man ist high ist auf Suche nach Stoff“).
Chorus/Wiederholung
„Butzbach, Erwachsenen Vollzug
Mutter ist im Knast heute zu Besuch
Ihr Kopftuch erkenn ich schon vom Fenster
Sem’hemme yimma, dein Sohn ist ein Gangster“
Der Refrain wiederholt die Kernbotschaft des Liedes und verfestigt die eindringliche Erfahrung und die wiederkehrenden Gefühle des Erzählers.
Sechste Strophe
„Höchst JVA, heute ist Besuchstag
Sitz‘, weil ich kein‘ verpiff‘ in der U-Haft
Vater und Bruder sind zu Besuch da
Beim letzten Mal waren schon die Jungs da“
Im weiteren Verlauf überträgt sich die Melancholie des Erzählers auf die Vorstellung seines Gefängnisalltags. „Höchst JVA, heute ist Besuchstag“ und die Besuche von Vater und Bruder sowie Freunden beleuchten die Mischung aus familiärem Beistand und den veränderten Dynamiken, die eine Inhaftierung mit sich bringt.
Schlussteil
„Ossendorf
Weiterstadt
Bochum
Aachen
Butzbach […]“
Der Song endet mit einer Aufzählung verschiedener Gefängnisstandorte, was die allgegenwärtige Präsenz und die Unvermeidlichkeit des Gefängnislebens verdeutlicht. Es suggeriert dass dies kein Einzelfall ist, sondern ein weit verbreitetes Problem. Der Titel „Besuchstag“ unterstreicht die Bedeutung dieser wenigen glücklichen Momente des Zusammenkommens im harten Gefängnisalltag.
Schlussbetrachtung
Der Song „Besuchstag“ zeichnet ein tiefgehendes und emotionales Bild der emotionalen und psychologischen Herausforderungen des Gefängnislebens, insbesondere in Bezug auf Familienbeziehungen. Die wiederkehrenden Motive des Bedauerns und der Suche nach Vergebung und Verständnis, sowohl von sich selbst als auch von den geliebten Menschen, geben dem Song eine eindringliche Qualität. Die Wechsel zwischen Nostalgie, Reue und trotziger Haltung machen deutlich, wie der Gefängnisalltag den Charakter formt und die menschlichen Verbindungen auf die Probe stellt.
Butzbach, Erwachsenen Vollzug
Mutter, ist im Knast heute zu Besuch
Ihr Kopftuch erkenn‘ ich schon vom Fenster
Sem’hemme yimma, dein Sohn ist ein Gangster
Drogenhändler statt Bänker geworden
Wollte und konnte nicht den Eltern gehorchen
Erforschen, wo meine Grenzen sind
Jetzt kratze ich täglich Striche an die Wände hin
Der Justizvollzugsbeamte Stein
Bringt mich in die Besucherhalle rein
Wallah, ich muss Weinen
Doch will nicht!
Mama soll nicht denken, dass ihr Sohn noch ein Kind ist
Sie ist schon in Sicht, kurz geh‘ ich nochmal in mich
Alte Zeiten komme wieder hoch bildlich
Glücklich waren wir noch alle da
Dann haben die Alemans, Mama’s Schatz in Knast gebracht
(Pfu) Ich denk‘ an Maro Anschamak
Denn es lief bei diesem Maroc ganz anders
Er hat hart geackert und auf Rauschgift gekackt
Seinen Vater stolz und was aus sich gemacht
Butzbach, Erwachsenen Vollzug
Mutter ist im Knast heute zu Besuch
Ihr Kopftuch erkenn ich schon vom Fenster
Sem’hemme yimma ,dein Sohn ist ein Gangster
Butzbach, Erwachsenen Vollzug
Mutter ist im Knast heute zu Besuch
Ihr Kopftuch erkenn ich schon vom Fenster
Sem’hemme yimma, dein Sohn ist ein Gangster
Der grüne Mann bringt mich ins Besuchszimmer
Ein Kuss auf ihre Hand „Danke, dass du mich besuchst, Mama
Für die hier drin bin ich nix als eine Buchnummer
Manchmal denk‘ ich, auf mich lastet eine Fluch, yimma“
Ein Blick ins Engelsgesicht
Mama ist Alt geworden
Und ihre schönen Haare sind mit Schnee bedeckt
Mama weine nicht, mach‘ dir bitte keine Sorgen
Ich guck‘ sie an mit Stolz und wische ihre Tränen weg
Du kennst dein‘ Jungen, harte Schale, harter Kern
Ich mach‘ die Zeit ab mit Ali aus Katernberg
Scheiß‘ auf die Justiz, bei denen ist der Glaube tot
Mama schaut mich an „Sohn, warum sind deine Augen Rot?
Beten macht frei, auf der Suche nach Gott“
Hier ist Knast, man ist high ist auf Suche nach Stoff
Kopf ist gefickt, trotz Pafferei
Der Wärter kommt rein, Besuchszeit vorbei
Butzbach, Erwachsenen Vollzug
Mutter ist im Knast heute zu Besuch
Ihr Kopftuch erkenn ich schon vom Fenster
Sem’hemme yimma, dein Sohn ist ein Gangster
Butzbach, Erwachsenen Vollzug
Mutter ist im Knast heute zu Besuch
Ihr Kopftuch erkenn ich schon vom Fenster
Sem’hemme yimma, dein Sohn ist ein Gangster
Höchst JVA, heute ist Besuchstag
Sitz‘, weil ich kein‘ verpiff‘ in der U-Haft
Vater und Bruder sind zu Besuch da
Beim Letzten mal waren schon die Jungs da
Hofgang pro Tag eine Stunde
Dreh meine Runde
Aufleger Nouggah, dreiundzwanzig Stunden
Bunker wegen Kunden die nicht wussten wie es geht
(Chivato) hab‘ ich mein blaues Wunder erlebt
Zu spät, dann für nix gib’s ne Garantie
Heute geht’s dir gut, morgen bist du inhaftiert
Ob du richtig liegst, erkennst du nur sehr spät
Erst wenn du merkst, dass es kein Zurück mehr geht
Wie der Mazedone mit dem H, der nur davon spricht
Dass er nächste Woche wieder am Bahnhof tickt
Oder da, der „Hab isch aber Fußballtalent“
Ohne Zweck, jetzt muss er 5 Jahre weg
Butzbach, Erwachsenen Vollzug
Mutter ist im Knast heute zu Besuch
Ihr Kopftuch erkenn‘ ich schon vom Fenster
Sem’hemme yimma, dein Sohn ist ein Gangster
Butzbach, Erwachsenen Vollzug
Mutter ist im Knast heute zu Besuch
Ihr Kopftuch erkenn‘ ich schon vom Fenster
Sem’hemme yimma, dein Sohn ist ein Gangster
Es ist fünfzehn Uhr, ich stopf‘ ’ne Zigarette
Hör‘ den Schlüsselsound der Beamte kommt in die Zelle
Heute endlich wieder Besuch
Hab‘ grad‘ geduscht
Trag‘ mein‘ Fila-Anzug
Wallah muss trotz der Sehnsucht immer lächeln
Damit Mutter sieht, man kann den Sohn hier nicht brechen
Geh‘ in den Warteraum
Warte auf meine Schwester, meine Mutter
Gesichter voller Kummer
Mutter sagt immer es wär‘ kein Zufall, dass ich sitze
Sie sagt: „Gott beschützt mich vor Rache durch Schüsse“
Hand Küssen, geht nicht, aufgrund von Trennscheibe
Doch bist du weg, küss‘ ich den Boden auf dem du gehst (Daye)
Damals Schampus, heute Umschluss
Mama erzählt, wie meine Freunde enttäuschen, nicht mal helfen beim Umzug
Miete war zu hoch
Hör‘ auf mein Blut kocht, bevor ich ausrast‘
Kaum Knast, vergessen Leute, wer du draußen warst
Eure Autoraten, hab‘ ich euch Lauchs gezahlt (tzz)
Es ist wahr, aus dem Auge, aus dem Sinn
Kopf kaputt, nach jedem Besuch im Bau hier drin
Ossendorf
Weiterstadt
Bochum
Aachen
Butzbach
Heimsheim
Stammheim
Stadelheim
Santa Fu
Werl
Geldern
Halle
Düsseldorf
Rheinbach
Hagen
Rohrbach
JVA zu JVA, ah
Zähl‘ so viele Scheine
Wie du kannst bevor du sitzt, ah
Alles oder nichts, ah
Azzlacks, ah